Strohhalm oder auch coole Unterhaltung
Neuenstadt - Information durch praktisches Tun: Nicht mit Stelltafeln, sondern mit "Späßle im Fabrikle" präsentierten sich die Jule (Jugendhilfe im Lebensfeld) und das Jugendhaus Neuenstadt gemeinsam der Öffentlichkeit.
Neuenstadt - Information durch praktisches Tun: Nicht mit Stelltafeln, sondern mit "Späßle im Fabrikle" präsentierten sich die Jule (Jugendhilfe im Lebensfeld) und das Jugendhaus Neuenstadt gemeinsam der Öffentlichkeit. Auch wenn das gute Wetter weniger Besucher als erwartet in das Gebäude lockte, in dem vom ersten bis zum dritten Stock Spielen angesagt war.
Viel vor Eifrig arbeitet sich Jason Krämer durch die Spielstraße im zweiten Stock, wo sonst das Jugendhaus beheimatet ist. Eierlauf, Sackhüpfen, Teebeutelweitwurf, Murmelspiel oder Wattepusten: Die Aktivitäten sind vielfältig. Während Jugendreferentin Mirjam Bareis mit einigen Kindern Riesenmikado spielt, entscheidet sich der neunjährige Oedheimer für das Dosenwerfen. Schließlich will er alle Stationen seines Laufzettels durcharbeiten. Montags und mittwochs wird er in der Jule betreut und findet es "richtig cool", dort gemeinsam mit anderen zu Mittag zu essen, betreut von Erziehern und Sozialpädagogen und unter zeitlicher Vorgabe Hausaufgaben zu erledigen, anschließend noch "etwas zu erleben".
Um soziale Kompetenzen zu erlernen und zu vertiefen, besuchen derzeit insgesamt etwa 30 Kinder im Alter von sieben bis 16 Jahren die Jule. Aus Neuenstadt mit allen Stadtteilen, Langenbrettach, Hardthausen und Oedheim kommen sie. Die Zielsetzungen sind unterschiedlich: "Manche müssen lernen, sich in der Gruppe zurückzunehmen, für andere ist es wichtig, aus sich rauszugehen", sagt Jule-Koordinator Stephan Hennig.
"Es geht aber nicht darum, dass hier Kinder repariert würden", macht Hennig klar. Auch die Eltern würden eingebunden, um ein System zu schaffen, das für den Alltag zu Hause taugt. Denn maximal zwei Jahre bleiben die Kinder, die über das Jugendamt vermittelt werden.
Erleichterung
"Die Einrichtung ist richtig klasse", findet Heike Beiersdorff. Sohn Philipp (11) "wollte nicht so, wie er sollte", habe sich inzwischen jedoch "sehr gebessert, auch in der Schule". Dass sie Unterstützung von Fachleuten bekommt, empfindet die Mutter als Erleichterung. Eine Hilfe, die Ulrike Rätzer aus eigenem Antrieb gesucht hat, "bevor alles aus dem Ruder läuft". Auch wenn die Überwindung, zum Jugendamt zu gehen, nicht leicht gewesen sei. Bis zum vergangenen Jahr waren ihre beiden Söhne in der Jule. Dass die Familie den "Strohhalm ergriffen" hat, habe sie nie bereut, zumal die Jungs "gern hingegangen" seien und die Hilfe "nie als Therapie wahrgenommen" hätten. "Zu Hause kann man das Verhalten in einer Gruppe Gleichaltriger eben schlecht trainieren."
"Mit dem Späßle im Fabrikle wollen wir Kindern und Eltern Anregungen geben", sagt Hennig. Etwa für verregnete Nachmittage oder langweilige Sonntage. Und nicht nur Jule-Kindern.