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Sieht aus wie eine Gurke, ist aber ein Kürbis

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Personalintensive Zucchini-Ernte beginnt – Anbaufläche wird immer kleiner

Von Barbara Barth
Wenn der erste Satz Zucchini abgeerntet ist, wird der nächste ausgesät – bis der Frost einsetzt. Zur Pflege und Ernte der Kultur ist viel Personal nötig. Ein Grund für die sinkende Anbaumenge.Foto: Barbara Barth
Wenn der erste Satz Zucchini abgeerntet ist, wird der nächste ausgesät – bis der Frost einsetzt. Zur Pflege und Ernte der Kultur ist viel Personal nötig. Ein Grund für die sinkende Anbaumenge.Foto: Barbara Barth

Jagsthausen - Die einheimische Zucchini-Saison hat begonnen: Auf den Feldern der Firma Jung in Jagsthausen sind die ersten Früchte des Gemüses reif. Mitte der kommenden Woche ist mit größeren Erntemengen zu rechnen.

Zucchini brauchen Wärme und Wasser. Die Temperaturen haben in den vergangenen Tagen mitgespielt. „Richtiger Regen aber“, wie der Betriebsleiter für Landwirtschaft, Dieter Jung, notiert hat, „fiel zum letzten Mal am 9. April im Jagsttal.“ Deshalb müssen die am 18. April gepflanzten Kulturen beregnet werden. Nun, nach sechs Wochen haben die ersten Zucchini die ideale Größe von 15 bis 20 Zentimetern.

Sechs Ernter, zwei Sortierer und ein Fahrer, alle aus Polen, suchen nun Tag für Tag – wenn’s nötig wird, sogar zwei Mal – die 32 Hektar Anbaufläche nach den Früchten ab.

Stachelige Blätter 400 Meter pro Stunde bewegt sich der Traktor zwischen den Reihen vorwärts. Hinter dem Ernteband bücken sich die Helfer, fassen zwischen den stacheligen Blättern der Pflanze nach den reifen, dunkelgrünen Zucchini, legen sie in das sich bewegende Band. Schritt für Schritt, Meter für Meter.

Die Firma Jung ist der Pionier des Zucchini-Anbaus im Unterland. Schon 1958 hat Hermann Jung für die hier stationierten Amerikaner auf einem Hektar das wie eine Gurke aussehende, aber zu den Kürbissen zählende, Gemüse angebaut. Über Einzelhandelsgeschäfte in Heilbronn begann dann 1962 die offizielle Einführung der im Mittelmeerraum beheimateten Pflanze auf dem deutschen Markt. Zeitweise standen 80 Hektar bei Jung voll mit Zucchinipflanzen. Die arbeits- und personalintensive Kultur drängt den Zucchini-Anbau allerdings immer weiter zurück. Im vergangenen Jahr waren noch 52 Hektar der insgesamt 250 Hektar großen Anbaufläche für Zucchini reserviert. Dieses Jahr sind es nur noch 32.

Anbauberatung „Handarbeit ist kostenintensiv“, sagt Melanie Störmer, Anbauberaterin bei der Firma Jung. Drei große Zucchini-Anbauer gibt es noch im Landkreis Heilbronn. „Zwei haben schon aufgegeben, weiß Eckhard Graf vom „Gartenbaulichen Beratungsdienst für integrierten Gemüsebau Heilbronn“. Von Jahr zu Jahr entscheidet auch Dieter Jung, ob er neben Salat, Mais, Broccoli, Kohl oder Karotten auch wieder Zucchini pflanzt. „Es muss sich rechnen“, sagt er. Der Tariflohn von 7,35 Euro pro Stunde schlage bei einer so personalintensiven Kultur wie den Zucchini ganz besonders zu Buche.

Auch die Qualität der häufig wechselnden Hilfskräfte habe sich in den letzten zwei Jahren verschlechtert. Deshalb wünscht sich der Betriebsleiter wenigstens jeden Samstagabend Nieselregen – die ganze Nacht hindurch. Dann hat er einen durchschnittlichen Ertrag von 500 Doppelzentnern pro Hektar.

Als küchenfertige Gemüsemischung im Beutel oder als Frischware für die Handelsketten fahren die Zucchini dann vom 2006 neu erbauten Logistikzentrum GFT in Möckmühl in eigenen Kühllastern durch die ganze Republik.

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