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Sattelzug voller Hilfsgüter

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Kochersteinsfeld ist Spendensammelstelle für Tiere in L´Aquila

Von Angela Groß
Nach Münster, Hannover und Griesheim holte Annett Groddek auch Hilfsgüter in Neuenstadt ab. Weitere Stationen sind Regensburg und München.
Nach Münster, Hannover und Griesheim holte Annett Groddek auch Hilfsgüter in Neuenstadt ab. Weitere Stationen sind Regensburg und München.

Hardthausen - Annett Groddek ist eine zierliche Frau mit einer sanften Stimme, doch der erste Eindruck täuscht. Die Sozialpädagogin und Tierschützerin verdient ihr Geld als Lastwagenfahrerin im Rock´n Roll-Bereich. In diesen Tagen ist die 46-Jährige aus Lühnde in Niedersachsen wieder einmal in besonderer Mission unterwegs, von Hannover auf dem Weg ins italienische L´Aquila. Dort gibt sie 14 Tonnen Hilfsgüter ab - für herrenlose Tiere.

Eine ihrer Anlaufstellen, um die Spenden einzusammeln, ist Nicole Saemann in Kochersteinsfeld. In der Nacht zum Mittwoch wurde der schwarze Lastwagen im Neuenstädter Gewerbe- und Industriegebiet beladen. Knapp 600 Kilogramm Hundefutter wurden bei Saemann abgegeben, hauptsächlich aus der Stuttgarter Region.

Nach dem Erdbeben Anfang April beherrschte die italienische Stadt in den Abruzzen die Schlagzeilen. Zahlreiche Menschen wurden unter Trümmern verschüttet, Tausende verloren ihr Zuhause und Hunderte starben. „Weltweit wurden Berichte darüber gebracht, doch über die dramatische Situation der Tiere weiß kaum jemand Bescheid“, berichtet Annett Groddek in einem Rundruf. Herrenlose Tiere hätten in den mittlerweile verlassenen Dörfern der unwirtlichen Berggegend kaum noch Chancen. „Italien ist für Tiere sowieso ein schwieriges Land“, sagt die Sozialpädagogin. Binnen eines Monats ist es Groddek gelungen, über E-Mails, SMS und Internet sowie durch persönliche Kontakte Tierfreunde zusammenzubringen. Menschen, die sich größtenteils nie vorher gesehen haben, nutzten jetzt ihre Netzwerke, um Hundehütten, Leinen, Medikamente, Decken und Tierfutter einzusammeln - „ich habe nur gesagt, ich fahre und musste mich um nichts kümmern. Es ist unglaublich, wie die Leute Hand in Hand zusammengearbeitet haben“, sagt die 46-Jährige. Eine solche Fülle an Hilfsbereitschaft habe sie schon lange nicht mehr erlebt.

Profis Groddek ist Profi und arbeitet im Tierschutz auch nur mit Profis zusammen. Sie kennt die Situation in L´Aquila, vier Monate nach dem Erdbeben war sie dort und ist mit vielen Geschichten und Dutzenden von Hundefotos zurückgekommen. Das Ziel des Transports in Italien ist das Tierheim „Lega Nazionale per la Difesa del Cane - Sezione di L´Aquila“. Geleitet wird es von Maurizio Bergamotto und seinen Mitarbeitern. Ohne die Unterstützung von Sponsoren (Jochen Schlattmann, Rudi Bäumker und Heidi Pickel) wäre der Transport nach Italien nicht möglich gewesen.

Am Mittwochmorgen ist Annett Groddek über die vorgeschriebenen zwölf Stunden Standzeit und die damit verbundene Pause froh. Den Sattelzug mitten in der Nacht zu beladen, „und alles von Hand, das schlaucht ganz schön“, sagt sie mit der Kaffeetasse in der Hand. Nicole Saemann in Kochersteinsfeld ist ebenfalls froh und dankbar, dass „die Männer aus den Nachbarhäusern geholfen haben, das hätten wir sonst nie geschafft.“ Die beiden Frauen kennen sich seit sechs Jahren, beide engagierten sich früher für Hunde in Griechenland. Hundetrainerin Nicole Saemann sagt: „Für mich ist Tierschutz mein Leben. Wenn Not am Mann ist, helfe ich.“

Hundehütten sind ebenfalls im Lkw verstaut.Fotos: Angela Groß
Hundehütten sind ebenfalls im Lkw verstaut.Fotos: Angela Groß
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