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Private Hochschule gerät immer mehr ins Abseits

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Haller Steinbeis-Ableger dümpelt perspektivlos vor sich hin − Geschäftsführer ist weg

Geschäftsführer Thomas Hilbert hat die Hochschule verlassen.Foto: Reichert
Geschäftsführer Thomas Hilbert hat die Hochschule verlassen.Foto: Reichert

Schwäbisch Hall - Die private Fachhochschule für Gestaltung in Schwäbisch Hall, inzwischen im Besitz der Steinbeis-Stiftung, kommt nicht zur Ruhe. Geschäftsführer Thomas Hilbert ist nach wenigen Monaten wieder weg. Kurse werden bislang nicht angeboten. Johann Löhn, Chef der Steinbeis-Hochschule, hält trotzdem am Standort Schwäbisch Hall fest.

Gescheitert Der Briefkasten ist verklebt, die Türe abgeschlossen. Ein kleines Schild weist darauf hin, dass die Fachhochschule nicht mehr an der Salinenstraße zu finden ist. Das Institut hat alle Räume in den Kornhausscheunen und im ehemaligen Landgericht geräumt. Nur noch am Spitalbach wird gelehrt. "Die Struktur wurde verschlankt", sagt Thomas Hilbert, der seit 1. Januar das Amt für Schule und Bildung des Bodenseekreises leitet. Genau ein Jahr zuvor hatte er im Auftrag der Steinbeis-Hochschule die Haller FH als Geschäftsführer übernommen. Warum er gegangen ist? "Es hat sich abgezeichnet, dass die Hochschule keinen Bestand haben wird." Auch das Konzept mit den Zertifikatslehrgängen für Erwachsene ist bislang nicht aufgegangen. Hilbert selbst wollte einen Lehrgang in Design, Management und Technologie anbieten − es blieb beim Konzept. Die Geschäftsführung hat jetzt Liliane Ossig übernommen. Die gelernte Bautechnikerin ist von Anfang an dabei und war lange Zeit allein für das Partner-Konzept zuständig. "Ich kenne die Strukturen hier genau."

Am 23. Februar 2010 war Johann Löhn bei einem Vor-Ort-Termin noch sehr zuversichtlich. Nun, knapp ein Jahr später, hat Thomas Hilbert als Geschäftsführer aufgegeben, Ex-Wirtschaftsminister Walter Döring den Beiratsvorsitz nie angetreten, während die bestehenden Studiengänge Mediendesign und Kulturgestaltung definitiv aufgegeben werden. Misserfolge ist Löhn als Chef des Steinbeis-Verbundes nicht gewohnt. Und auch sein Engagement in Hall möchte er nicht als solchen verstehen − obwohl von den avisierten neuen Zertifikatslehrgängen bis heute in Hall noch kein einziger stattgefunden hat.

"Es war nicht möglich, mit dem vorhandenen Personal vor Ort Lehrgänge aufzubauen", sagt Löhn. Von den Professoren und Dozenten der alten FH für Gestaltung haben nur vier die Gelegenheit ergriffen und eigene Steinbeis-Institute gegründet. Doch die Nachfrage nach vernetzender Kulturarbeit, Kulturtransfer oder -management war zu gering. "Diese Angebote sind schwierig", so Löhn. Doch auch an dem Lehrgang zum Bachelor of Engineering, entwickelt von Thomas Hilbert, zeigte sich die heimische Wirtschaft nicht sonderlich interessiert. "Offensichtlich war der Markt nicht da", rekapituliert Löhn. Ein bisschen wundert ihn das schon. "Das läuft an anderen Stellen, zum Beispiel in Memmingen, Gernsbach oder Hanau hervorragend".

Guter Standort? Aufgeben will Steinbeis den Standort aber auf keinen Fall. Für die alte FH gibt es eine Abmangelerklärung der Stadt, die bis 2013 gilt. Die Räume am Spitalbach darf Steinbeis bis 2020 mietfrei benutzen. "Schwäbisch Hall ist ein guter Standort", sagt Löhn. hs

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