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Natalie Tiede feiert ihren 102. Geburtstag

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Hochbetagte begeht Jubeltag in kleinem Kreis und verrät ihre Tipps für gesundes Altwerden

Von Walter Schmid
Die Jubilarin Natalie Tiede lässt sich von Urenkelin Verena Bachert gerne die Haare kämmen. Tochter Helene Schäfer (links) sitzt mit am Tisch.Foto: Walter Schmid
Die Jubilarin Natalie Tiede lässt sich von Urenkelin Verena Bachert gerne die Haare kämmen. Tochter Helene Schäfer (links) sitzt mit am Tisch.Foto: Walter Schmid

Roigheim - Gesund essen, viel trinken, Tabletten möglichst vermeiden − das sind die Ratschläge von Natalie Tiede, um alt zu werden − sehr alt. Die Roigheimerin muss es wissen. Am heutigen Donnerstag feiert sie ihren 102. Geburtstag.

Natalie Tiede sitzt am Küchentisch bei Tochter Helene und Schwiegersohn Artur Schäfer. Über den Geburtstag wird gesprochen. So klein wie möglich soll die Feier gehalten werden. Nur die Nächsten sind eingeladen. "Die Oma verkraftet nicht mehr viel Besuch. Sie braucht immer länger, um sich zu erholen", meint die Tochter.

Auf dem Tisch Ein Bild vom100. Geburtstag liegt auf dem Tisch. "Eigentlich sehe ich ja noch ganz gut aus", sagt die Jubilarin. Urenkelin Verena stimmt ihr zu und greift zum Kamm, um die Oma noch ein bisschen hübscher zu machen. Die Oma bedankt sich und versäumt nicht, der jungen Studentin zu raten, dass sie auch fern des Elternhauses brav sein soll.

Natalie Tiedes Gehör hat in den vergangenen Jahren arg nachgelassen. Aber im Kopf ist sie noch hellwach und klar. Den Augen entgeht nichts − auch ohne Brille. Wenn sie im Gesangbuch oder in ihrem Gebetbuch liest, werden die Augen allerdings schnell müde. Was sie daraus zu lernen scheint, ist Dankbarkeit. "Oh, ich hab dem Herrgott viel zu danken: für meine Augen, für meinen klaren Kopf und für meine Helene und meinen Artur."

Schwiegersohn Artur meint allerdings: "Unsere Oma kann auch ganz schön anstrengend sein. Es darf ihr nichts entgehen. Sie will immer dabei und immer informiert sein. Glücklicherweise schläft sie vom frühen Abend bis zum späten Vormittag, und nach dem Essen auch noch mal drei Stunden."

Natalie Tiede ist 1909 in Warthegau in Polen geboren. Sie ist die Jüngste von acht Geschwistern und in der Landwirtschaft der Eltern aufgewachsen. 1938 heiratete sie Julius Tiede. Sie bekam zwei Töchter: Helene und Anna. Julius wurde zur Wehrmacht eingezogen und 1946 in Heilbronn aus der Gefangenschaft entlassen. Er ging zu seinem Bruder, der in Roigheim lebte.

Noch vor der Umsiedlung der Polendeutschen begab sich Natalie Tiede mit ihren Töchtern auf die Flucht Richtung Westen. In Roigheim begann die Familie von vorn. Verdiente ihr tägliches Brot bei Bauern, später in der Fabrik. Dann ging"s langsam aufwärts.

Gesundheit Seit 20 Jahren lebt Natalie Tiede verwitwet, versorgt bei der Familie der Tochter Helene. Vor einigen Monaten gab"s einen gesundheitlichen Einbruch. Im Krankenhaus prophezeiten die Ärzte das nahe Ende. Man schickte sie nach Hause. Dort angekommen ging"s doch wieder rapide aufwärts. Einen 102. Geburtstag gab es in Roigheim seit langer Zeit nicht.

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