Moment mal
WARTESCHLEIFEN
Schrei nach Stille
Warteschleifen sind etwas Schönes. Dachte zumindest bestimmt ihr Erfinder. Man lässt den Anrufer zwar warten, aber er wird damit besänftigt, dass er unterhaltsame Musik vorgespielt bekommt. Seitdem weiß ich beispielsweise, dass das berühmte "Ding-dingelding-ding" eines großen deutschen Telefonkonzerns nur Teil eines samba-rhythmischen Gesamtkunstwerkliedes ist - das allerdings auch sehr stark die Nerven strapaziert, wenn man eine halbe Stunde lang in der Warteschleife hängt.
Viel schlimmer allerdings sind Mozart-Stücke als Piepssonate mit dem Charme von Computermusik aus den 70ern. Das hält ein normaler Mensch eigentlich höchstens zwei Minuten aus, bevor er schreiend den Hörer wegwerfen möchte. In solchen Situationen hilft nur eines: Ist man endlich weiterverbunden, sollte der erste Satz lauten: "Sie haben eine fürchterliche Warteschleifenmusik." Das ist schon deswegen sinnvoll, weil normalerweise niemand die Warteschleife der eigenen Firma kennt - er hängt ja nie drin.
Überraschend wohltuend präsentiert sich dagegen die Warteschleife des Sozialministeriums in Stuttgart. "Bitte warten", verkündete eine sanfte Frauenstimme. "Bitte warten." Dazwischen: Stille. Herrlich. Allerdings nur anfänglich. Spätestens zehn Minuten und 200 Bitte-Wartens später sitzt man mit zitternden Händen am Telefon und murmelt: "Bitte, spielt Musik, bitte, spielt Piepse, aber bitte, bitte, hör auf zu reden."
Könnte nicht irgendjemand die Warteschleifen-Stille erfinden? Das wäre doch mal eine neue, innovative Idee.
David Frogier de Ponlevoy