Ehrbare Zünfte sind 350 Jahre alt
Ein denkwürdiger Geburtstag wird in Neudenau am Sonntag zünftig gefeiert
Nach dem Traditionsspruch "Gott segne das ehrbare Handwerk" wird der Geburtstag am Sonntag, 10. April zünftig gefeiert.Ursprünglich waren im Mittelalter fünf der gewerblichen Vereinigungen ins Leben gerufen worden. Die Zunft der Schuhmacher, Rotgerber und Sattler, die 1655 vom Kurfürsten von Mainz erstmalig einen Zunftbrief erhielten. Dieses Dokument ist sorgsam in einer so genannten Zunftlade verwahrt. 1732 wurde die Zunft der Schneider und Weber gegründet.
Danach entstand die Zunft der Zimmerleute, Maurer, Steinhauer, Ziegler und Hafner. Unter der Bezeichnung Bauzunft wurde diese Berufsgruppe zwischen den Jahren 1732 und 1741 eingerichtet. Im Jahre 1741 entwickelte sich die Zunft der Metzger, Küfer, Bäcker, Müller und Seiler.
Die Zunft der Glaser, Schreiner, Wagner, Dreher, Schlosser, Strumpfweber, Flaschner und Buchbinder entstand schließlich im Jahre 1767. Im Jahre 1863 wurden diese im Zusammenhang mit der französischen Revolution durch den liberalen Staat aufgelöst. Kurze Zeit danach kam es zu den freien Zünften in der heute noch erhaltenen Form, die sich in drei Gruppen darstellt."
Die Handwerksmeister oder Gesellen der "Reich Zunft" werden von Zunftmeister Erich Walter angeführt. Vertreten sind darin die Berufe Bäcker, Metzger, Müller, Koch, Konditor sowie die Kaufleute.
An der Spitze der "Grob Zunft" fungieren jetzt, in Nachfolge des verstorbenen Hermann Kratzmüller, Sixtus Boos und als Stellvertreter Hans-Peter Kaiser. In dieser Gruppe sind die Metallberufe Schmied, Schlosser, Schreiner, Flaschner, Installateur, Elektriker und Heizungsbauer vereint.
Vereinte Bauzunft nennt sich neuerdings jene Zunft, die aus der alten Bezeichnung "alte und arme Zunft" hervorging. Sie beinhaltet die Berufe der Maurer, Zimmerleute, Plattenleger, Gipser, Maler, Schneider, Seiler, Leinenweber, Schuhmacher, Töpfer, Schornsteinfeger und Architekten. In dieser Sparte ist Malermeister Theodor Nenninger federführend. Er wird von Schornsteinfegermeister Horst Gansen aus Siglingen vertreten.
Jede der drei Zünfte marschiert mit Frack und Zylinder bekleidet mindestens einmal im Jahr feierlich zum Seelenamt in die Kirche. Stirbt ein Mitglied, wird diesem in gleichem Aufzug bei der Trauerfeier die letzte Ehre erwiesen, nachdem vorher die Formalitäten zur Beerdigung erledigt wurden.
Insgesamt wurden vor kurzem vier Dokumentationen fachmännisch nachgearbeitet. Die halbledernen Einbanddecken wurden dabei mit Kleisterpapier überzogen. Das erste Buch enthält die Aufschriebe von 1741 bis 1823. Zwei Rechnungsbücher gehen von 1741 bis 1792 beziehungsweise von 1741 bis 1860.
Das Buch der "Reich Zunft" beinhaltet die Eintragungen von 1741 bis 1799. Zur Aufbewahrung der wertvollen, handgeschriebenen Werke dienen kunstvoll angefertigte Zunftladen, die mit Schatzkisten oder Truhen vergleichbar sind.
Info: Das Jubiläum wird am Sonntag, 10. April, ab 19 Uhr innerhalb eines festlichen Abends im Keltersaal in Neudenau gefeiert. Als Sprecher der Zünfte wird Bruno Reichert auf deren Chronik eingehen.