Zeugen belasten Siegelsbacher Bäcker (14.11.07)
Kein guter Tag für Alfred B.: Am Montag belasteten mehrere Tatortzeugen den Siegelsbacher Bäcker im Stuttgarter Raubmordprozess. Und das zum Teil eindeutiger und uneingeschränkter als in früheren Vernehmungen oder in erster Instanz vor dem Heilbronner Landgericht - Forum: Ihre Meinung zum laufenden Prozess ist gefragt
Kein guter Tag für Alfred B.: Am Montag belasteten mehrere Tatortzeugen den Siegelsbacher Bäcker im Stuttgarter Raubmordprozess. Und das zum Teil eindeutiger und uneingeschränkter als in früheren Vernehmungen oder in erster Instanz vor dem Heilbronner Landgericht.
Zum Beispiel der heute 30-Jährige Bankkunde, der die Opfer am 7. Oktober 2004 nach dem Überfall in der Siegelsbacher Sparkassenfiliale fand. Er habe deutlich und mehrmals von dem trotz eines Nackenschusses ansprechbaren Rentners gehört, wie er sagte: „Der aus der Bäckerei war es.“ Auch eine Bekannte des ersten Tatortzeugen, die in die Bankfiliale geeilt war, hörte diesen Satz: „Es war der Bäcker.“ Die Eindeutigkeit dieser Aussagen verwunderte die Verteidigerin von Alfred B., Anke Stiefel-Bechdolf: „Vorher waren Sie sich nicht sicher, heute gibt es keine Unsicherheit.“ Mehrmals fragte die Anwältin, ob die Zeugen sich vorher über den Fall unterhalten hätten oder ein Polizist im Vernehmungsprotokoll etwas weggelassen habe.
In diesem Moment drohte das Verfahren verbal zu eskalieren: Der Anwalt des überlebenden Rentners, der als Nebenkläger im Gerichtssaal sitzt, rief dazwischen, dass die Zeugin diese Frage wohl nicht beantworten könne. Was Anke Stiefel-Bechdolf mit „Pöbelei“ kommentierte. „Jetzt reicht es“, ging Vorsitzender Richter Wolfgang Hahn die Verteidigerin an. Er riet der Anwältin zu „Anstand und Höflichkeit“. Stiefel-Bechdolf verteidigte dagegen ihren „aggressiven“ Fragen. Die Zeugin begann zu weinen. Der Richter unterbrach die Sitzung.
Aber auch der erste Rettungssanitäter am Tatort machte eine ähnlich klare Aussage. Der Rentner habe bei der Erstversorgung gesagt: „Der hat ausgesehen wie der Bäcker vom Bäcker.“ Diesen Satz werde er „nie wieder vergessen“. Warum er bei einer TV-Dokumentation über den Siegelsbacher Raubmord noch in die Kamera gesagt hat, dass er sich nicht ganz sicher sei, konnte der Sanitäter gestern nicht recht erklären.
Kein guter Tag war es für Alfred B. auch, weil Staatsanwalt Martin Renninger „belastende“ Dokumente zu den Gerichtsakten gab. Die Unterlagen sollen belegen, dass die Ex-Verlobte des Bäckers „erhebliche und berechtigte“ Angst vor dem Angeklagten hatte und hat. Aufgrund einer Drohung „zum Zwecke der Tötung der Zeugen“. Die Ermittler sicherten der Frau, die gegen den 49-Jährigen aussagt, darum Vertraulichkeit zu.
Die Stuttgarter Richter lehnten zudem einen Befangenheitsantrag ab, den Stiefel-Bechdolf gegen die Kammer gestellt hatte.
Mitreden: Ihre Meinung ist gefragt
Ungeschick und Entgleisungen: Die Stimmung ist nicht nur im laufenden Prozess am Stuttgarter Landgericht aufgeheizt. Auch bei den Menschen in der Region löst der Mordprozess Emotionen aus. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander - von "der Angeklagte ist jemand, der erfahren lügt" bis "er kann den Überfall gar nicht begangen haben".
Und wie ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit den stimme.de-Leser.
Stimme.de