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Ex-Verlobte: Ich bekam Angst (10.12.07)

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Mit ruhiger, fester Stimme hat die Ex-Verlobte von Alfred B. den angeklagten Bäcker am Montag im Prozess um den Raubmord von Siegelsbach belastet. Die 42-jährige Sabine K. schilderte im Stuttgarter Landgericht mehrere Begebenheiten vom Tatnachmittag

Foto: Archiv
Foto: Archiv

Mit ruhiger, fester Stimme hat die Ex-Verlobte von Alfred B. den angeklagten Bäcker am Montag im Prozess um den Raubmord von Siegelsbach belastet. Die 42-jährige Sabine K. schilderte im Stuttgarter Landgericht mehrere Begebenheiten vom Tatnachmittag.

Rund 30 Minuten nach dem Überfall auf die Siegelsbacher Sparkasse, als sie für sich und ihren Lebensgefährten Kaffee gekocht habe, sei Alfred B. im Wohnhaus plötzlich nach oben gerannt und danach mit frischer Hose und frischem Hemd zurückgekehrt. Als auffallend und ungewöhnlich bewertete sie diesen Kleiderwechsel mitten am Tag. Sonst habe sie ihn zum Anziehen von frischer Kleidung drängen müssen.

„Er wird doch nicht“ Eine Stunde später soll die Mutter von Alfred B. bei ihr angerufen und aufgeregt erzählt haben, dass ihr Sohn eine Latzhose direkt vor die Waschmaschine geworfen habe. In der Brusttasche der Hose habe sie eine weiße Plastiktüte und weiße Baumwollhandschuhe gefunden. „Er wird doch nicht, er wird doch nicht...“ soll die Mutter am Telefon mit Verweis auf den Banküberfall gesagt haben.

Am Abend sah Sabine K. nach eigener Aussage die Plastiktüte und die Handschuhe auf der Theke in der Küche liegen. Kurz habe ihr dies zu denken gegeben. Damals habe sie den Verdacht aber schnell wieder verworfen, weil sie „tausendprozentig“ von der Unschuld ihres Lebensgefährten überzeugt gewesen sei. Als „unglaublichen Irrtum“ hatte sie dessen Verhaftung empfunden.

In der Folge setzte sie sich mit großer Energie ein, um die Unschuld von Alfred B. zu belegen. Sie studierte die Ermittlungsakten, verfolgte den Prozess in Heilbronn. „Schleichend“ seien ihr mit der Zeit immer größere Zweifel an seiner Unschuld gekommen. Angst habe sie dabei bekommen. Zwei Tage vor dem Urteil im Heilbronner Prozess zog sie von Siegelsbach fort an einen Ort, den die Familie nicht kannte. „Ich musste weg.“

Einige Tage nach dem Freispruch im ersten Prozess soll Alfred B. seine verschwundene Lebensgefährtin auf dem Handy angerufen haben. Den Satz, dass er sie finden werde, fasste Sabine K. als Drohung auf. Einige Zeit später ging sie zur Polizei.

In der Bäckerei hatte Sabine K. im Verkauf mitgearbeitet. Die finanzielle Situation beschrieb sie als „sehr schlecht“. Ein „Zuschussbetrieb“ sei der Laden gewesen. Durch notwendige Schuldentilgungen „fehlten jeden Monat 1500 Euro“. Gemeinsam mit Alfred B. hatte die Zeugin am Tatnachmittag 10 000 Euro auf ein Bankkonto eingezahlt. Der Großteil des Geldes habe aus einer Wildkasse des Bäckers gestammt, von der sie nichts gewusst habe. Einen Teil habe Alfred B. aus der Hosentasche gezogen.

Depressionen Seit dem Jahr 2001 wird Sabine K. wegen Depressionen behandelt. Sie nimmt Tabletten und war im Frühjahr 2007 zu einer Reha im Weinsberger Klinikum am Weissenhof. Ob ihre Einschätzung über Alfred B. durch einen Bekannten beeinflusst worden sei, wollte die Verteidigerin wissen. Sabine K. antwortete, diesem „guten Freund“ von ihr – einem Ex-Jagdkollegen des Bäckers – seien schon früher Zweifel an dessen Unschuld gekommen. Sie habe „länger dazu gebraucht“.

Ungewöhnlich viele Regungen zeigte Alfred B. gestern im Gericht. Als seine ehemalige Braut aussagte, schüttelte er wiederholt den Kopf, rückte mehrfach seine Brille zurecht und kommentierte leise ihre Sätze. (cf) 

 

Mitreden: Ihre Meinung ist gefragt

Ungeschick und Entgleisungen: Die Stimmung ist nicht nur im laufenden Prozess am Stuttgarter Landgericht aufgeheizt. Auch bei den Menschen in der Region löst der Mordprozess Emotionen aus. Die Meinungen gehen dabei weit auseinander - von "der Angeklagte ist jemand, der erfahren lügt" bis "er kann den Überfall gar nicht begangen haben".

Und wie ist Ihre Meinung? Diskutieren Sie mit den stimme.de-Leser.

 

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