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Chronologie: Der Prozess um den Raubmord von Siegelsbach

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Der Raubmord in einer Bank in Siegelsbach hat zum zweiten Mal ein Landgericht beschäftigt. Stimme.de dokumentiert die wichtigsten Stationen des aufsehenerregenden Kriminalfalls:

Der Raubmord in einer Bank in Siegelsbach hat zum zweiten Mal ein Landgericht beschäftigt. Stimme.de dokumentiert die wichtigsten Stationen des aufsehenerregenden Kriminalfalls:

7. Oktober 2004: Kurz vor 14.00 Uhr betritt ein unmaskierter Mann die Sparkasse Kraichgau in Siegelsbach, schlägt einem Angestellten den Schädel ein und verletzt ihn schwer. Eine Kundin wird erschossen; ihr Ehemann überlebt einen aufgesetzten Nackenschuss. Der Täter entkommt mit rund 33 000 Euro. Noch am Tatort gibt der Ehemann an, sein Peiniger habe ausgesehen wie der Bäcker von Siegelsbach. Auch der Angestellte nennt den Angeklagten später als Täter.

9. Oktober 2004: Das Amtsgericht Heilbronn erlässt gegen den Bäcker Haftbefehl. Er bestreitet die Tat und verweigert die Aussage. Später wird bekannt, dass er einen Tag nach der Tat 10 000 Euro auf sein Konto einzahlte.

18. Oktober 2004: Die Polizei gibt bekannt, dass in der Bäckerei des Tatverdächtigen rund 20 000 Euro entdeckt wurden. Das Geld war in einem Kühlaggregat versteckt.

22. Dezember 2004: Die Staatsanwaltschaft Heilbronn erhebt gegen den mutmaßlichen Bankräuber Anklage wegen Mordes. Dem damals 46- jährigen Dorfbäcker werden zudem zweifacher versuchter Mord, räuberische Erpressung mit Todesfolge und zweifache Körperverletzung vorgeworfen. Ermittler finden im Auto des Verdächtigen Blutspuren, deren DNA-Muster dem des Bankangestellten ähnelt. Auf einem beim Verdächtigen gefundenen Geldschein wurde ein Handabdruck des Angestellten festgestellt.

14. April 2005: Der Dorfbäcker verweigert zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Heilbronn die Aussage.

20. April 2005:
Die beiden Überlebenden des Banküberfalls identifizieren den Angeklagten vor Gericht als Täter. „Ich bin mir hundertprozentig sicher: Er war es“, sagt der Witwer. Der Bankangestellte erklärt: „Er war zwei Tage zuvor in der Bank und hat sich als der Dorfbäcker vorgestellt. Er hat mir sogar eine Laugenstange geschenkt.“

2. September 2005: Die Prozessbeteiligten versuchen mit einer Verhandlung am Tatort, den Ablauf des Verbrechens zu rekonstruieren.

21. April 2006: Nach einjähriger Verhandlung spricht das Landgericht Heilbronn den angeklagten Bäcker vom Vorwurf des Mordes frei. Laut mündlicher Urteilsbegründung steht seine Unschuld fest. Mit dem Urteil entspricht das Gericht dem Antrag der Verteidigung. Die Staatsanwaltschaft hatte eine lebenslange Haftstrafe beantragt. Staatsanwalt Martin Renninger kündigt Revision an.

22. Mai 2007:
Der Bundesgerichtshof (BGH) hebt den Freispruch auf: Die Beweiswürdigung des Landgerichts Heilbronn sei fehlerhaft.

6. Juni 2007: Das Landgericht Stuttgart erlässt gegen den Bäcker von Siegelsbach erneut Haftbefehl. Dem 49-Jährigen werden Mord und zweifacher Mordversuch vorgeworfen. Der Mann saß bereits seit Mai wegen Diebstahls und unerlaubten Waffenbesitzes in Untersuchungshaft.

5. November 2007: Beginn des zweiten Prozesses in dem Fall am Landgericht Stuttgart. Es sind rund 100 Zeugen und Sachverständige geladen.

8. November 2007: Der beim Überfall schwer verletzte Rentner sagt vor Gericht aus, er sei „völlig sicher“, dass er den Angeklagten als Täter erkannt habe.

27. März 2008: Staatsanwalt Martin Renninger fordert gegen den 50- jährigen Angeklagten lebenslange Haft. Die gesamten Indizien belegten, dass er die Sparkasse überfallen, eine Kundin erschossen, zwei Menschen schwerst verletzt und rund 33 000 Euro erbeutet habe. Renninger sah auch eine besondere Schwere der Schuld des Angeklagten. Würde dies auch vom Gericht festgestellt, wäre eine vorzeitige Entlassung aus der Haft ausgeschlossen.

3. April 2008: Verteidigerin Anke Stiefel-Bechdolf beantragt Freispruch für den angeklagten früheren Dorfbäcker. Ihr Mandant habe ein Alibi und kein Motiv. Es gebe große Widersprüche in den Zeugenaussagen und zu viele Zweifel an den Indizien. Die Aussagen der überlebenden Opfer des Banküberfalls seien nach der Tat durch Fremdinformationen beeinflusst worden.

10. April 2008: Das Landgericht Stuttgart verurteilt den Bäcker zu einer lebenslangen Haftstrafe und bescheinigt ihm eine besonders schwere Schuld. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen.
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