Neben dem Schornstein, der noch von innen ausgebaut wird, ist auch das Kesselhaus in seinem Bau vorangeschritten. Der sogenannte Abhitzekessel war das erste große Bauteil, das in Heilbronn errichtet wurde. 18 Module wurden einzeln angeliefert und verbaut. Sie kamen, so berichtet es Thomas Kosche, alle per Schiff in die Lichtenbergstraße.
Bisheriges Kohlekraftwerk Heilbronn bekommt Gasturbine: Fortschritt auf EnBW-Baustelle
Die Gastrubine ist das Herzstück des neuen Kraftwerks in Heilbronn. Nun ist sie eingebaut. Bis zur Inbetriebnahme wird aber noch Zeit vergehen.
Die neue Gasturbine für das Kraftwerk in Heilbronn ist eine kleine Diva. Komplett eingehüllt, wie sie am Freitagmittag an einem Baukran nahe ihres Bestimmungsortes schwebt, gibt das 380 Tonnen schwere Herzstück der Anlage wenig von sich preis und lässt sich obendrein bedienen. Eine ganze Horde Arbeiter schwirren auf der EnBW-Baustelle am bestehenden Kohlekraftwerk um die Gasturbine herum, reinigen die Lagerflächen und machen die Diva fertig für ihre vorerst letzte Reise.
Knapp 25 Meter Weg hat die Gasturbine mit ihren viereinhalb Metern Durchmesser noch vor sich, bevor sie ihre endgültige Position erreicht. Doch das dauert, Oberbauleiter Thomas Kosche hat für das letzte Teilstück vier, eher fünf Stunden veranschlagt. „Spätestens um 20 Uhr sollte alles erledigt sein“, sagt Kosche. Sofern alles glatt geht.
Baustelle am Kraftwerk in Heilbronn: Gasturbine wird eingesetzt
Für Bauarbeiter, Projektleiter und den Energieerzeuger EnBW als Bauherr ist der Freitag ein besonderer Tag. Die Experten sprechen dabei von einer Hochzeit. „Ohne Gasturbine ist es kein Kraftwerk, sie ist das Herzstück. Wie der Motor bei einem Auto“, veranschaulicht die kaufmännische Projektleiterin Marion Schatz die Bedeutung.
Im Fall von Heilbronn ist es gar eine Doppelhochzeit: Neben der Gasturbine wird eine Dampfturbine verbaut. „Das ist die Besonderheit der Anlage hier“, sagt Kosche bei einem Rundgang über die Baustelle. Für ihn ist der Einbau auch deshalb besonders, „weil man an solchen Tagen sieht, dass auch etwas vorangeht“. Gerade anfangs sei das nicht immer der Fall gewesen. Inzwischen zeugt auch der weithin sichtbare, 144 Meter hohe Schornstein davon, dass die Arbeiten vorangehen. Er wurde nur binnen 35 Tagen hochgezogen.
EnBW investiert 1,6 Milliarden Euro in den Bau von Kraftwerken – eines in Heilbronn
Am Standort Heilbronn ersetzt der Energieversorger den Brennstoff Kohle über den Neubau einer Gas- und Dampfturbinenanlage durch das klimafreundlichere Erdgas. Der Wechsel stelle die Brücke auf dem Weg zu grün erzeugtem Wasserstoff dar. 675 Megawatt elektrische Leistung und 100 Megawatt thermische Leistung werden am Ende der Lichtenbergstraße einmal erzeugt.
Für den Bau dieses Kraftwerks sowie der Anlagen in Altbach und das in Stuttgart-Münster, das bereits seit April in Betrieb ist, investiert die EnBW nach eigenen Angaben 1,6 Milliarden Euro. Bis aber die Umrüstung in Heilbronn abgeschlossen ist, wird es noch eine Weile dauern. Die Gasturbine Schritt für Schritt hydraulisch an ihren Platz zu schieben, ist ein wichtiger Meilenstein. Doch die meisten Gebäude entstehen erst noch.
Turbine an EnBW-Baustelle gelagert – Transport in Heilbronn dauert mehrere Tage
Auch das Maschinenhaus, in dem die 380 Tonnen schwere Diva seit Freitagabend steht, ist bislang nur im Ansatz zu erkennen, lediglich die blauen Stahlträger lassen erahnen, wie es einmal aussehen wird. „Bis das Dach drauf ist, bleibt die Turbine verhüllt“, sagt Oberbauleiter Kosche mit Blick auf die sensiblen Komponenten. Die Turbine wird so vor Witterungseinflüssen geschützt.
Seit Weihnachten war sie am Rande der Baustelle gelagert, ehe sie sich am Dienstag auf den Weg machte. Vier Tage alleine dauert der Weg bis zu ihrem Bestimmungsort, die vorbereitenden Arbeiten indes noch viel länger. „Da reden wir von acht Wochen. Die Planung einbezogen, sind es drei bis vier Monate“, sagt Thomas Kosche, der die Arbeiten koordiniert.
Tausend Handwerker auf Kraftwerk-Baustelle in Heilbronn – diese Arbeiten stehen noch an
Kein leichter Job: An allen Ecken und Enden des riesigen Areals wird gebaggert, geschweißt und montiert. Allein zehn Kräne sind es heute, die gleichzeitig im Einsatz sind. 500 Arbeiter sind momentan im Zwei-Schicht-Betrieb im Einsatz – aus rund 20 Ländern. Gesprochen wird englisch. „In Spitzenzeiten werden wir auf 1000 hochfahren“, sagt der 62-Jährige, für den es die letzte Großbaustelle seines Arbeitslebens sein wird.
Mit Spitzenzeiten meint Thomas Kosche den Frühherbst, dann wenn Fassaden gebaut und mit dem Innenausbau begonnen wird. „Im nächsten Herbst, also 2026, wollen wir mit dem Testbetrieb beginnen.“ Anfang 2027 soll dann das Kraftwerk in Betrieb gehen. In einer Übergangsphase von zwei, drei Monaten wird es im Wechselbetrieb mit dem Kohlekraftwerk laufen, bis letzteres abgeschaltet wird. Spätestens dann muss die Diva von Gasturbine ihre Hüllen abgelegt haben und hauptverantwortlich für Energie in der Region sorgen.