Zins-Entwicklung: Warum die Zeit für eine eigene Immobilie günstig ist
Die Zinsen für Baufinanzierungen sind wieder deutlich gesunken. Wer jetzt eine Immobilie kauft, kommt günstiger weg. Wann Käufer Geld sparen können.
Als die Bauzinsen vor gut zwei Jahren in kurzer Zeit in die Höhe schossen, endete für viele Menschen der Traum von den eigenen vier Wänden abrupt. Nach der geldpolitischen Wende der Notenbanken infolge des Ukraine-Krieges samt hoher Inflation hätten Immobilienkäufer mit einem Mal über vier Prozent Zinsen für einen Kredit zahlen sollen. Zuvor waren es ein Prozent - mitunter auch weniger. Die Folge der Entwicklung damals: Viele Interessenten konnten sich das nicht leisten und nahmen Abstand von ihrem Traum.
Inzwischen hat sich die Lage aber wieder entspannt, die Entwicklung dürfte potenzielle Käufer wieder träumen lassen. "Durch die Bewegung in den letzten acht Monaten sind wir bei einer zehnjährigen Zinsbindung bei unter 3,5 Prozent angekommen", sagt Steffen Friederich, Leiter des Immobilien-Centers Nord-Ost bei der Kreissparkasse Heilbronn. Sprich: Wer jetzt eine Bestandsimmobilie kauft, kommt deutlich günstiger weg.
Weniger Zinsen bei Immobilien-Finanzierung: So viel Geld können Käufer im Monat sparen
0,8 Prozent weniger Zinsen machen was aus: "Bei einer Finanzierung von 250.000 Euro sind das etwa 150 Euro weniger in der monatlichen Belastung", rechnet Steffen Friederich vor. Wenngleich der Finanzierungsexperte zu einer langfristigeren Zinsbindung rät. "Wir können nicht sagen, was in zehn Jahren ist. Aber unter Umständen kann ich mir meine Immobilie dann nicht mehr leisten", sagt er mit Blick auf die Gefahr wieder steigender Zinsen.
Das Problem: Gerade junge Menschen kennen nur die günstigen Zinsen. "Sie halten die aktuelle Zinssituation für einen Unfall." Dabei sei es umgekehrt: Die lockere Geldpolitik der Jahre zuvor mit ihren Mini-Zinsen sei mit Blick in die Vergangenheit die eigentliche Ausnahme gewesen. Auch das spreche dafür, das aktuell günstige Zinsfenster für den Immobilienkauf zu nutzen.
Hohe Zinsen für Immobilien-Finanzierung: So könnten sich die Preise entwickeln
"Es ist nicht davon auszugehen, dass die Zinsen absehbar wieder unter drei Prozent rutschen", sagt Steffen Friederich. Und auch die erwartbaren weiteren Zinssenkungen der Notenbanken werden keinen Effekt mehr auf Immobilienkredite haben - das sei alles schon eingepreist, sagen auch andere Experten. Anfang des Jahres habe es eine Zinssenkungs-Euphorie gegeben, die habe sich inzwischen aber wieder verflacht.
"Es hat sich am Ende nicht in den Bereichen bewegt, wie viele erhofft hatten", sagt Friederich. Erst im Juni hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins erstmals gesenkt - um 0,25 Prozentpunkte. Mit Blick auf die Bauzinsen rechnen Experten daher mit einer Seitwärtsbewegung. Was im Grundsatz nichts daran ändert, dass der Zeitpunkt für den Kauf einer Immobilie günstig ist. "Das Zinsniveau ist gut. Und das Preisniveau auch", sagt Friederich und spricht damit einen entscheidenden zweiten Punkt an: die Preise von Bestandsimmobilien.
Gesunkene Immobilienpreise: So hoch ist die Nachfrage derzeit
Die seien im Vergleich zu 2023 im Schnitt zwar ähnlich. "Im Vorjahr sind die Preise dafür aber spürbar gesunken", sagt Steffen Hergenhan. Wegen der vielen Unsicherheiten infolge einer veränderten geopolitischen Lage inklusive aller Auswüchse hatte die Nachfrage nach Immobilien zwischenzeitlich "eine Vollbremsung" hingelegt, sagt der Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse. "Die Nachfrage war null."
Inzwischen seien die Menschen aber in der neuen Normalität angekommen. "Mit jedem Mosaiksteinchen, das gefallen ist, hat sich alles relativiert", so der Immobilienexperte. Gas sei am Ende nicht ganz so teuer gewesen, die Inflation inzwischen auf einem normalen Niveau angekommen, die Löhne entwickelten sich entsprechend. "Es sind mit der Zeit einige Unsicherheitsfaktoren weggefallen."
Im Vergleich zu Bestandsimmobilien müssten Neubauten gesondert betrachtet werden. Abgesehen vom Rohbau seien die Preise in allen Bereichen gestiegen, sagen die Experten der Sparkasse. Materialkosten sind explodiert, Löhne gestiegen und auch die geringen Handwerker-Kapazitäten schlagen sich in den Kosten nieder. Die Rohbaukosten seien nur deswegen geringer, weil derzeit weniger gebaut werde. Preise von im Schnitt 5000 bis 5500 Euro pro Quadratmeter seien in der Region die Regel. In einem Zuzugsgebiet reiche das vielerorts aber nicht aus.
Verkauf von Immobilien: Interessenten lassen sich bei der Entscheidung mehr Zeit
Das Gute für Interessenten: Es gibt einen Käufermarkt. Was auch die Sparkasse positiv sieht. "Käufer haben mehr Zeit sich zu entscheiden." Das spiegeln auch die Zahlen wieder: "Die Vermarktungszeit ist im Schnitt um 60 Tage gestiegen", sagt Steffen Hergenhan. Von Beginn der Vermarktung bis zur Unterschrift beim Notar vergeht im Schnitt knapp ein halbes Jahr. "Wir spüren, dass sich die Leute mehr Zeit lassen und wir deutlich mehr Beratungen haben", so auch Finanzierungsberater Steffen Friederich. Am Ende wüssten die Kunden aber umso besser, was auf sie zukommt und wären im Vergleich zu früheren Jahren nicht zu vorschnellen Entscheidungen gezwungen.



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