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Santa Cruz de Tenerife
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Flammeninferno auf Teneriffa: Was berichten Bewohner der Insel?

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Der Waldbrand auf der bei Urlaubern beliebten Kanaren-Insel Teneriffa ist nach rund drei Tagen weiter außer Kontrolle. Tausende Menschen wurden in Sicherheit gebracht, ein mutmaßlicher Brandstifter sitzt in U-Haft.

von Ralph Schulze
Ein Hubschrauber überfliegt einen Brand am Stadtrand von El Rosario während eines Löscheinsatzes.
Ein Hubschrauber überfliegt einen Brand am Stadtrand von El Rosario während eines Löscheinsatzes.  Foto: Arturo Rodriguez/AP

Von seinem Wohnort in Los Realejos im Norden Teneriffas kann Philipp Kaffke an der Bergkuppe die Flammen sehen, die sich durch die Kiefern fressen. Die riesige Feuerwalze, die bereits mehr als 3800 Hektar Wald verschlang (eine Fläche von fast 5500 Fußballfeldern), ist derzeit rund zehn Kilometer Luftlinie von Kaffkes Haus entfernt.

Eine riesige Rauchwolke steht über der Insel, auf der sich in dieser Augustwoche Zehntausende Urlauber aus dem deutschsprachigen Raum aufhalten. Sogar im Süden Teneriffas, im bekannten Badeort Los Cristianos, ist der Rauchpilz sichtbar. Im Norden und Osten der Insel verdunkelt der Qualm die Sonne.

Saarländer sagt, dass die Lage auf Teneriffa sehr schlimm sei

Asche regnet vielerorts über Straßen, Autos und Swimmingpools herunter. "Unser Dorf ist schwarz", berichtet María Brito, die Bürgermeisterin des Ortes Candelaria, der nahe am Brandort liegt. Man hört das Brummen der Löschhubschrauber und -flugzeuge, die auf dem Meer ihre Wassertanks füllen und dann ins brennende Bergland fliegen. Der Wind habe das Feuer bisher von seinem Wohnort Los Realejos, der westlich des Brandherdes liegt, weggetrieben, erzählt Kaffke dieser Zeitung. Die Flammen bewegten sich die letzten Tage vom Gebirge den Hang hinunter in die entgegengesetzte Richtung. In seinem Dorf Los Realojos sei die Lage deswegen derzeit noch relativ ruhig, berichtet der 44-Jährige. "Aber auf der anderen Seite der Berge sieht es schlimm aus", sagt der gebürtige Saarländer. Er arbeitet als Informatiker auf der Insel.

Das Feuer war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch westlich der Ortschaften Arafo und Candelaria ausgebrochen. Auch Tage später war der Waldbrand noch immer außer Kontrolle und breitete sich vor allem Richtung Nordosten aus. Die Flammenfront hatte am Freitag eine Länge von mehr als 40 Kilometern.

Welche Orte sind von dem Feuer auf Teneriffa betroffen?

Mehrere Personen helfen beim Transport von Hunden in El Sauzal, nachdem ein Tierheim vorsichtshalber evakuiert wurde, um die Tiere vor dem Rauch des Brandes zu schützen.
Mehrere Personen helfen beim Transport von Hunden in El Sauzal, nachdem ein Tierheim vorsichtshalber evakuiert wurde, um die Tiere vor dem Rauch des Brandes zu schützen.  Foto: -

Neben den Orten Arafo und Candelaria waren auch die Gemeindegebiete von Santa Úrsula, La Victoria de Acentejo, El Rosario, La Orotova, El Sauzal und Tacoronte betroffen. Mehrere in den Bergen liegende Siedlungen wurden vorsorglich evakuiert. In weiteren Ortschaften, wie etwa in La Esperanza, wurden die Bewohner aufgefordert, wegen der starken Rauchentwicklung ihre Häuser nicht zu verlassen.

"Bitte schließen Sie Türen und Fenster", wurden die Menschen dort über Lautsprecher aufgefordert. Wer aus wichtigem Grund hinausgehen müsse, soll eine Schutzmaske vom Typ FFP2 tragen. Bisher sind rund 3000 Menschen von Evakuierungen betroffen, für etwa 4000 wurde zum Schutz eine Ausgangssperre angeordnet.

Wie hoch ist das Risiko für Touristen?

Urlauber und Bewohner wurden aufgerufen, Ruhe zu bewahren und die Anweisungen der Behörden zu befolgen. Der Flug- und Fährverkehr verlaufe störungsfrei, versicherte der kanarische Tourismusbeauftragte Lope Afonso. Es bestehe kein Risiko für die Urlauber, die in den touristischen Zentren an der Küste untergebracht seien.

Am Freitag kämpften annähernd 500 Feuerwehrmänner, Soldaten und freiwillige Helfer gegen das Flammenmeer. 16 Flugzeuge und Hubschrauber versuchten aus der Luft, eine weitere Ausbreitung des Brandes zu verhindern.

"Wir können das gewaltige Feuer nicht löschen", räumte ein Behördensprecher ein. Schluchten, dichter Baumbestand, große Trockenheit und eine explosive Brandausbreitung erschwerten die Arbeit der Feuerwehr.

So will die Feuerwehr den Brand bekämpfen

Es gehe vor allem darum, durch Brandschneisen und kontrollierte Gegenfeuer die Flammenwände zu stoppen und ein Übergreifen auf Ortschaften zu verhindern. Fernando Clavijo, der regionale Regierungschef der Kanarischen Inseln, sagte: "Das ist wahrscheinlich der schlimmste Waldbrand auf Teneriffa in den letzten 40 Jahren."

Die Brandursache ist noch unklar. Allerdings wird Brandstiftung nicht ausgeschlossen. Erst vor einem Monat war im Teneriffa-Ort Los Realejos ein 50-Jähriger festgenommen worden, der für mehrere Waldbrände in den letzten Jahren verantwortlich gemacht wird. In seinem Haus fand die Polizei 25 Feuerzeuge und Materialien zur Herstellung von Brandsätzen. Der Pyromane sitzt nun in U-Haft.

 
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