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Hilfe aus Hohenlohe nach Terroranschlag im Inselparadies

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten hat mit einer Privatinitiative dafür gesorgt, dass der bei einer Bombenexplosion schwer verletzte Ex-Präsident und heutige Parlamentspräsident der Malediven, der Reformer Mohamed Nasheed, jetzt zur weiteren Behandlung mit einer Sondermaschine nach Berlin ausgeflogen werden konnte.

Hans-Jürgen Deglow
von Hans-Jürgen Deglow
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Lesezeit 2 Min
Explosion vor dem Wohnhaus von Mohamed Nasheed
Maledivische Polizisten sichern das Gebiet nach der Explosion vor dem Wohnhaus von Mohamed Nasheed - der ehemalige und erste demokratisch gewählte Präsident der Malediven und heute Parlamentspräsident.  Foto: dpa

Für die Menschen auf den Malediven war es ein Schock, als vor einer Woche Mohamed Nasheed, aktueller Parlamentspräsident und ehemaliger Staatschef der Inselgruppe, bei einer Explosion in der Hauptstadt Male lebensgefährlich verletzt worden war. Nach dem Bombenanschlag, unmittelbar vor seinem Wohnhaus, musste sich der 53-jährige einer 16-stündigen Operation im Krankenhaus von Male unterziehen.

Nun wurde Nasheed am Donnerstag zur weiteren Behandlung nach Deutschland ausgeflogen. Den Flug hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian von Stetten organisiert, der seit vielen Jahren ehrenamtlicher Honorargeneralkonsul der Malediven in Deutschland ist. Der Politiker aus Hohenlohe nahm Nasheed auf dem Berliner Flughafen BER in Empfang. Von Stetten sagte unserer Redaktion: „Mohamed Nasheed ist ein Volksheld auf den Malediven. Es ist eine Ehrensache, dass wir nun ihm und damit auch seinem Land helfen können.”

Verfechter strenger Klimaschutzmaßnahmen

Über die Hintergründe der Explosion war zunächst nichts bekannt. Inzwischen gibt es aber erste Ermittlungserfolge. Drei Personen wurden festgenommen, berichtete der Deutschlandfunk. Nach Polizeiangaben hatten die Verdächtigen Verbindungen zu islamistischen Gruppen. Nasheed gilt auf den Malediven als Verfechter strenger Klimaschutzmaßnahmen. Er wurde 2008 als erster demokratisch gewählter Präsident des überwiegend muslimischen Inselstaates im Indischen Ozean vereidigt, nach 30 Jahren autokratischer Herrschaft. Seit 2019 ist der Reformpolitiker Parlamentspräsident.

Christian von Stetten (links) mit Mohamed Nasheed, dem neuen Präsidenten der Republik der Malediven
Christian von Stetten (links) mit Mohamed Nasheed, dem neuen Präsidenten der Republik der Malediven, bei einem Treffen in Berlin.  Foto: privat

Gegen Korruption und Islamismus stark gemacht

Bei dem Anschlag hatte Nasheed vor allem Splitterwunden erlitten. Da sein Zustand inzwischen stabil ist, konnte von Stetten also den Flug nach Deutschland ermöglichen. Die Privatinitiative, die er koordiniert hat, sei zudem vom maledivischen Außenministerium und der maledivischen Botschaft in Berlin unterstützt worden, erläuterte der CDU-Politiker.

Nasheed macht sich gegen Korruption stark und ging in der Vergangenheit immer wieder gegen Islamisten im Land vor. In einer international beachteten Aktion hielt er 2009 eine Kabinettssitzung komplett unter Wasser ab, um auf die Gefahren des Klimawandels und den Anstieg des Meeresspiegels hinzuweisen.

Festnahme, Folter und Flucht

2012 putschten Polizeikräfte gegen Nasheed. Um Unruhen zu vermeiden, trat er zurück. 2015 wurde der ehemalige Staatspräsident sogar festgenommen. Wie der „Spiegel” jüngst berichtete, habe man ihn absurderweise des Terrorismus beschuldigt, er musste eineinhalb Jahre im Gefängnis verbringen. Dort wurde er gefoltert und muss deshalb noch heute wegen körperlicher Schäden am Rücken ein Korsett tragen. Nasheeds Nachfolger Abdulla Yameen führte die Scharia ein, Tausende Kämpfer schlossen sich aus den Malediven dem Terrornetz des „Islamischen Staates” an. Mohamed Nasheed zog Konsequenzen und ging vorübergehend ins Exil.

Vor knapp drei Jahren gewann überraschend ein Mitglied von Nasheeds demokratischer Partei die Präsidentschaftswahlen: Ibrahim Mohamed Solih. Nasheed kehrte daraufhin zurück und konnte sich wieder politisch betätigen. Seine Gegner haben ihn aber offenkundig nie aus ihrem Blick verloren.

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