Atlanta/Washington
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Erster Ex-US-Präsident mit "Mugshot": Polizeifoto von Donald Trump veröffentlicht

Donald Trump ist der erste Ex-Präsident der USA, der in einem Gefängnis vorstellig werden musste – und von dem es nun ein offizielles Polizeifoto gibt. Die Anklage: versuchte Wahlbeeinflussung.

Von Christiane Jacke, dpa
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Lesezeit  2 Min
Polizeifoto
Dieses vom Fulton County Sheriff's Office zur Verfügung gestellte Foto zeigt Donald Trump nachdem er sich im Fulton County Jail in Atlanta gestellt hat.  Foto: Uncredited/Fulton County Sheriff's Office/AP/dpa

Es ist ein Foto, das es in der Geschichte der USA noch nie gab. Donald Trump starrt mit finsterer Miene in die Kamera. Die Augen geradeaus gerichtet, die Lippen aufeinander gepresst, die Stirn in Falten gelegt. Der Ex-US-Präsident wirkt fast wie ein Film-Bösewicht.

Trump trägt wie üblich ein dunkelblaues Jackett, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte. Nur eines ist anders als sonst: Neben Trumps blondem Schopf prangt oben links im Bild das Emblem eines Sheriff-Büros in Atlanta. Es ist das historisch einmalige Polizeifoto des einst mächtigsten Mannes der Welt - aufgenommen im berüchtigten Gefängnis von Fulton County.

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber musste sich dort den Behörden stellen, nach einer Anklage gegen ihn rund um versuchten Wahlbetrug. Kurz nachdem er das Gefängnis wieder verließ, nutzte der 77-Jährige das denkwürdige Polizeifoto, um mehr als zweieinhalb Jahre nach seinem letzten Twitter-Eintrag zur Nachfolgeplattform X zurückzukehren. Dort postete er das Bild ohne Polizei-Emblem, dafür mit der Parole: «Niemals aufgeben!»

Anklagen gegen Ex-Präsident Donald Trump

Trump hatte bereits die vorherigen Anklagen gegen ihn für Wahlkampfzwecke genutzt, um seine Basis zu mobilisieren und Spenden zu sammeln. Mit Erfolg. Das beispiellose Polizeifoto aus Atlanta bietet ihm nun das Märtyrer-Bildnis zu seiner Darstellung, die Strafverfolgung gegen ihn sei nichts als der Versuch seiner politischen Gegner, ihn an einer zweiten Amtszeit zu hindern.

Trump ist der erste Ex-Präsident der Vereinigten Staaten, gegen den Anklage erhoben wurde. Nicht ein Mal, sondern gleich vier Mal. Nun ist Trump auch der erste Ex-Präsident, der in einem Gefängnis vorstellig werden musste und von dem ein Polizeifoto gemacht wurde. In den drei anderen Fällen in New York, Miami und Washington, in denen der Republikaner angeklagt wurde, hatten die Behörden auf ein solches Bild verzichtet. Das Foto aus Atlanta dürfte nun in die Geschichte eingehen.

In der Hauptstadt von Georgia ist Trump gemeinsam mit 18 weiteren Beschuldigten angeklagt wegen seiner Versuche, den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 in dem Bundesstaat zu beeinflussen. Die Staatsanwaltschaft hatte dem Republikaner und den anderen Angeklagten eine Frist bis zu diesem Freitag gesetzt, um sich aus freien Stücken bei den Strafverfolgungsbehörden in Atlanta zu melden. Trump kam dem am Donnerstagabend nach. Die Behörden in Atlanta gewährten ihm dabei aber - anders als jene in den anderen Strafverfahren - keine Ausnahmeregelungen.

Donald Trump für 20 Minuten in Bezirksgefängnis in Atlanta

Mit großer Entourage erschien Trump im Bezirksgefängnis in Atlanta, ließ die Formalia und das Foto über sich ergehen. Etwa 20 Minuten später verließ seine Wagenkolonne das Gefängnisgelände wieder. Trump reiste kurz darauf mit seinem privaten Flugzeug aus Atlanta ab - nicht aber, ohne sich vor dem Einsteigen in die Maschine noch einmal bitterlich über die Strafverfolgung gegen ihn zu beklagen.

Das Fulton County Gefängnis in Atlanta, wo Trump erscheinen musste, ist nicht irgendein Ort. Die Haftanstalt ist berüchtigt. Das US-Justizministerium leitete im Juli eine Untersuchung zu den Haftbedingungen dort ein, nachdem ein Häftling bedeckt mit Läusen und Dreck in einer Zelle gestorben war und andere dramatische Berichte aus dem Inneren des Gefängnisses an die Öffentlichkeit gelangten: von Gewaltexzessen, massenhaft kursierenden Waffen, ominösen Todesfällen und einem Verfall des Gebäudes.

Dass der 45. Präsident der USA genau an diesem Ort auflaufen muss, um nach einer Anklage seine Personalien aufnehmen zu lassen, hat bereits eine neue Qualität in der Außenwirkung. Für das Polizeifoto gilt das umso mehr. Es ist der vorläufige Höhepunkt in einer bislang einmaligen Anklageserie gegen den ehemals ersten Mann im Staat. Und auch ein Fingerzeig für Trump, was ihm womöglich bevorstehen könnte.

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