DM-Gründer Götz Werner ist tot
Götz Werner hat mit DM eine führende Drogeriemarktkette gegründet. Nun ist er gestorben. Zeitlebens beschäftigte ihn ein Thema, in dem er einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft sah.

Der Gründer der Drogeriemarktkette DM ist tot. Götz Werner starb am Dienstagvormittag im Alter von 78 Jahren im Kreise seiner Familie, wie das Unternehmen am späten Nachmittag mitteilte. Die Belegschaft wurde kurz nach 15 Uhr von seinem Sohn Christoph Werner informiert.
Götz Werner zählt zu den Pionieren der deutschen Drogeriemärkte. Etwa zeitgleich mit Anton Schlecker und Dirk Roßmann hatte er 1973 in Karlsruhe mit dem Aufbau seiner Handelskette begonnen, als mit dem Wegfall der Preisbindung die Rahmenbedingungen für den freien Verkauf von Drogerieartikeln geschaffen waren. Nach seinem Rückzug aus der operativen Führung 2008 machte sich der streitbare Unternehmer einen Namen mit seinem Einsatz für das Grundeinkommen – in mehreren Büchern verfasste er dafür leidenschaftliche Plädoyers und trat auch immer wieder gerne in Diskussionsrunden auf.
Auf Augenhöhe Seine anthroposophische Weltsicht lebte Werner auch im Unternehmen: Die Mitarbeiter werden seit jeher und heute noch auf Augenhöhe gesehen – und auch für den Vorsitzenden der Geschäftsführung ist es nach wie vor Pflicht, eine Deutschland-Region der Handelskette zu betreuen, regelmäßige Besuche in den Filialen inklusive. Das haben seine Nachfolger an der Konzernspitze, erst Erich Harsch und seit 2019 sein Sohn Christoph Werner, so fortgesetzt.
Werner: Ohne Wertschätzung geht es nicht
Dass seine Kinder die Waldorfschule besuchten und die neue Konzernzentrale „Dialogicum“ in Durlach nach anthroposophischen Gesichtspunkten gestaltet wurde, verdeutlicht die konsequente Umsetzung dieser Ideale. Dementsprechend war für Götz Werner der Zusammenbruch des Schlecker-Imperiums auch eine Konsequenz aus falscher Mitarbeiterführung, wie er 2017 in unserer Zeitung schrieb: „Für mich ist der Schlüssel Wertschätzung und das höchste Gut die Liebe. Wenn ein Unternehmen von Kunden und Mitarbeitern nicht wertgeschätzt wird, geht es zu Grunde. Ohne Wertschätzung für unsere Mitmenschen – und im Idealfall Liebe – geht es nicht.
In den vergangenen Jahren war es allerdings ruhiger um ihn geworden. „Es war kein Geheimnis, dass er schon länger unter Beschwerden gelitten hat“, berichtet ein Unternehmenskenner. Genauere Angaben über die gesundheitlichen Probleme werden aber nicht gemacht. „Sein Tod kommt jedenfalls nicht plötzlich und unerwartet“, heißt es bloß in Firmenkreisen.
Götz Werner wurde als Sohn eines Drogisten 1944 in Heidelberg geboren. Er absolvierte eine Drogistenlehre in Konstanz und trat nach abgeschlossener Ausbildung zunächst in die väterliche „Drogerie Werner“ ein. Seine Ideen fanden jedoch keinen Anklang, also verließ er 1969 seine Heimatstadt Heidelberg und trat in das Karlsruher Unternehmen „Drogerie Roth“ ein. Da er sich auch dort mit seiner Idee nicht durchsetzen konnte, entschloss sich Werner 1973, seine Ideen selbst zu verwirklichen.
Stiftung Seine Vision von Rahmenbedingungen, die Menschen in die Lage versetzen, sich ins Unternehmen einzubringen und ihren individuellen, selbstbestimmten Lebensweg zu finden, gab die Richtung vor. So sprach er von seinem Unternehmen als „Arbeitsgemeinschaft DM-Drogeriemarkt“, was von vielen zunächst als ungewöhnlich, mit der Zeit jedoch als visionär verstanden wurde. Seine Anteile am Unternehmen brachte er 2010 in die gemeinnützige DM-Werner-Stiftung ein.
Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre und verstärkt nach seinem Abschied aus der operativen Verantwortung 2008 widmete Götz Werner seine Zeit der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens, für die er in vielen Vorträgen und Diskussionsbeiträgen warb. In ihr sah er einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag, um auch in Zeiten zunehmender Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung den Menschen Freiraum für Eigeninitiative zu ermöglichen und die Teilnahme wie die Teilhabe am Leben der freien Bürgergesellschaft zu ermöglichen. Dass er die Vollendung dieser Idee nicht mehr erleben würde, war ihm stets bewusst. Gleichwohl hat er sich dafür mit großer Energie eingesetzt. Die Universität Karlsruhe beauftragte ihn 2005 mit der Leitung des Interfakultativen Instituts für Entrepreneurship und verlieh ihm den Professoren-Titel. Er wurde damit Nachfolger von Reinhold Würth.
Die Drogeriemarktkette DM ist heute in 13 europäischen Ländern aktiv, hat mehr als 3800 Filialen und beschäftigt mehr als 66.000 Mitarbeiter. Mit einem Umsatz von 12,3 Milliarden Euro, davon 9,04 Milliarden Euro in Deutschland, ist das Unternehmen Marktführer seiner Branche in Europa. Bereits 1976 folgte der Start in Österreich, zuletzt ging DM 2017 mit Filialen in Italien an den Start und wurde in chinesischen Onlineshops aktiv. Anteile am Unternehmen hält neben der Werner-Stiftung die Familie Lehmann.

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