„Die Corona-Krise ist für den Tourismus eine Zäsur, wie es sie vorher noch nie gegeben hat“, so Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf. Niemals zuvor habe die Reisebranche vor vergleichbaren Herausforderungen gestanden. Das Urlaubsland Baden-Württemberg sei vor allem wegen des bislang hohen Anteils an Geschäftsreisenden und internationalen Gästen massiv von den Auswirkungen der Krise betroffen.Dennoch gebe es auch Grund für Optimismus. „In den zurückliegenden Monaten haben unsere Tourismusakteure in hohem Maße ihre Kreativität, Solidarität und Innovationskraft bewiesen.“ Was an Initiativen und Kampagnen zur Rettung der Branche auf die Beine gestellt wurde, hat Wolf beeindruckt. Er sei zuversichtlich, „dass wir mit Ideen und kreativen Lösungen auch in einer gewandelten Reisewelt erfolgreich sein können.“Eine Vorstellung davon, wie sich das Reisen und der Tourismus mit und nach Corona entwickeln könnten, hat der Soziologe Andreas Reiter. Er unterteilt die Zukunft des Reisens in zwei Phasen, die gegenwärtige Transitphase und eine post-pandemische Phase. „In der Transitphase regiert die Reduktion“, so Reiter. Reise-Radius und Erwartungshaltung der Gäste seien überschaubar, ausschlaggebend für die Reise-Entscheidung seien Basismotive wie Freiheit, Natur, Sicherheit, „kleine, überschaubare Welten“. Gleichzeitig bringe die Transitphase einen Schub an digitalen Innovationen, die einen Urlaub mit Abstand sowie geregelte Zeitfenster für Erlebnisse ohne Menschenmassen ermöglichen.Für die post-pandemische Phase erwartet Reiter einen Schub: „Das pralle Leben kehrt zurück und damit die ungebändigte Reiselust.“ An die Stelle von Social Distancing trete eine neue Sehnsucht nach haptischen Erfahrungen, gemeinschaftlichen Erlebnissen und außergewöhnlichen Eindrücken. „Man sucht Orte, die das Unvorhersehbare, das Überraschende und das Magische als Urlaubsversprechen in sich tragen – ein kostbares Narrativ in einer durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz vorhersehbaren und damit langweilig gewordenen Welt.“ red
Schub für den Tourismus daheim
Forscher prognostiziert für die Zeit nach der Pandemie eine ungebändigte Reiselust
