Weltweit wachsen auf 18 000 Hektar Lemberger, allein in Europa 8000 Hektar in Ungarn, 2800 in Österreich, 1400 in der Slowakei, 1100 in Tschechien, 1900 in Deutschland, davon 1700 in Württemberg. Der Legende, wonach einst ein Vorfahr die erste Rebe ins Zabergäu brachte, widerspricht die Adelsfamilie Neipperg nie. Fest steht: Seit Jahren gehört das in Schwaigern angesiedelte Weingut Graf Neipperg zu den besten Lembergerproduzenten. Nehmen wir das 2016 Lemberger Ruthe Großes Gewächs (GG) aus dem Reifekeller. Der Wein ist acht Jahren nach der Lese auf dem Höhepunkt, ledrig, würzig, ein Hauch von Pfeifentabak, Feuerstein, vielschichtig, mit feiner Frucht, ausdrucksstark. Zum GG des Weinguts Fürst Hohenlohe-Oehringen vom Verrenberger Verrenberg: Die Nase betört mit frühsommerlichen Walderdbeeren und blauen Heidelbeeren sowie feiner pfeffriger Würze. Dezente Noten nach Vanille und Espresso. Am Gaumen trockene Leichtigkeit, Eleganz, Frucht ohne Kitsch, unterlegt von einer pfeffrig-würzigen Note und lang nachwirkenden Tanninen. Der 2021er Bönnigheimer Sonnenberg Lemberger des Weinguts Dautel duftet klar und präzise nach roter Johannisbeere und Sauerkirsche. Erdige und würzige Noten gesellen sich dazu. Weiter geht es mit Gewürzen wie Zimt, Sternanis, Nelke und Kardamom.
Im Mund ergibt sich ein stimmiges Bild zur Nase. Rote Früchte und erdig würzige Noten geben sich die Hand. Vielschichtig, lange am Gaumen. Der Grantschener Merlotaus der Genossenschaftskellerei Heilbronn zeigt ausdrucksstarke Aromen nach reifer Pflaume, gepaart mit einem geschmeidigen Ausdruck und ausgewogener Tanninstruktur. Ein eleganter Tropfen mit Biss und würzigem Tiefgang. Einen Wein mit Gegensätzen tischt die Nordheimer Privatkellerei Rolf Willy auf. Die Cuveé aus Cabernet Dorsa, Dorio und Mitos sowie Spätburgunder schmeckt fruchtig und intensiv-würzig zugleich. Der Namen spricht für sie: Intensivo. Wir schmecken dunkle Beeren, Pflaume, Röstnoten, pfeffrige Anklänge und warme, dezente Vanillenoten. Am Gaumen gehaltvoll mit feinkörnigem Tannin und Kaffee, ohne vom Holz zu sehr geprägt zu sein. Großmeister Jürgen Willy bringt es so auf den Punkt: südliches Temperament. Beim Cellarius Benedictus vom Weinkonvent Dürrenzimmern finden sich in der Nase reife Brombeeren, Holunder, Pflaumenmus und ein Hauch von Tabak. Im Geschmack harmonieren der würzige Gerbstoffeindruck mit dem fruchtbetonten Charakter reifer Waldbeeren und sehr zarter Rösteinflüssen. Ein Wein mit Charakter und voluminösem Nachhall.