Multikrisen treffen auch den Wein

Deutsche trinken Jahr für Jahr eine Flasche weniger und achten stärker auf den Preis

Die Prowein ist die führende Fachmesse für Wein. Die Konkurrenz ist groß. Württemberg lässt sich nicht unterkriegen.   Foto: Prowein

So gut wie alle, die in der Welt des Weins Rang und Namen haben, plus 50 000 Fachbesucher aus 141 Ländern, gaben sich auf der Düsseldorfer Prowein ein Stelldichein, der mit 5700 Ausstellern aus 60 Ländern weltweit größten Branchenmesse. Von 1000 Winzern aus Deutschland kamen 50 aus Württemberg, darunter ein Dutzend Genossenschaften, die neue Produkte im Gepäck hatten: von Mehrwegflaschen bis zum Secco-Döschen.
Die Rahmenbedingungen waren schon besser. Kernproblem: Weltweit wird immer mehr Wein produziert, aber immer weniger getrunken, in Deutschland noch jährlich 19,2 Liter pro Kopf, im Schnitt jedes Jahr eine Flasche weniger. Frankreich rodet bereits in großem Stil Reben und destilliert Übermengen. Selbst Württemberg lässt aktuell 8,2 Millionen Liter Rotwein verspriten, Rodungen nehmen hier an Fahrt auf: 2000 von 11000 Hektar dürften bald wegfallen. Während der Weinkonsum wegen des Trends zu weniger, gesünder, sicherer schon lange sinkt, wirken sich auch die aktuellen Krisen aufs Einkaufsverhalten aus.

 Gleichzeitig haben etliche Winzer 2022 wegen gestiegener Produktionskosten die Preise erhöht. So ist der Durchschnittspreis um 19 Cent auf 4,08 Euro/Liter gestiegen, also um fünf Prozent, für heimische Weine um 31 Cent auf 4,51 Euro/Liter, für ausländische um elf Cent auf 3,76. Das hat Auswirkungen.

Laut Deutschem Weininstitut verzichten in Deutschland, dem weltweit größten Wein-Importmarkt, insbesondere einkommensschwache Haushalte öfter auf Wein. Gleichzeitig stieg der Auslandsanteil wegen zusätzlicher Billig-Importe auf 60 Prozent. Laut Nielsen IQ haben Onlineshops beim Marktanteil um zwei auf 13 Prozent zugelegt. Der Lebensmitteleinzelhandel habe 2023 hier im gleichen Umfang verloren, in der Menge aber sogar 15 Prozent; im LEH, wo Württemberg wegen der großen Genossenschaften stark vertreten ist, werden 64 Prozent aller Weine eingekauft. Direkt beim Winzer kaufen heute 24 Prozent der Verbraucher.
kra