Die Krise trifft auch den Weinmarkt. „Die hohe Inflation und die Unsicherheit über die steigenden Energiekosten im Winter wirken sich direkt auf das Kaufverhalten privater Haushalte aus. Im Lebensmitteleinzelhandel ist eine starke Kaufzurückhaltung zu spüren“, berichtet Uwe Kämpfer, Vorstand Marketing und Vertrieb der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft WZG.
So kam es im ersten Halbjahr 2022 gemäß des „Nielsen IQ Homescan Panels für Wein“ zu starken Rückgängen bei den Weinkäufen: Von Januar bis Juni wurden in Deutschland laut Marktforschung 15 Prozent weniger Wein gekauft als im Vorjahreszeitraum, bei deutschen Weinen betrug der Rückgang sogar 17 Prozent. Der Umsatz reduzierte sich im ersten Halbjahr um 12 Prozent für Wein gesamt beziehungsweise 12,5 Prozent für deutschen Wein.
„Ursache für den Rückgang ist vor allem die gesunkene Käuferreichweite“, erklärt Kämpfer. Die Anzahl Wein kaufender Haushalte sank in den ersten sechs Monaten 2022 auf 47,1 Prozent gegenüber 50,7 Prozent im Vorjahreszeitraum. Auch wenn es einen deutlichen Anstieg des Außer-Haus-Konsums gibt, liegen die Einkaufsmengen und Käuferreichweiten im ersten Halbjahr 2022 sowohl für deutschen als auch ausländischen Wein deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019.
Die Entwicklung des genossenschaftlichen Weinabsatzes präsentiert sich robuster als der Gesamtmarkt. Der Absatz der württembergischen Weingärtnergenossenschaften mit eigener Kellerwirtschaft und eigenem Vertrieb ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gar um 0,9 Millionen auf 31,1 Millionen Liter Wein und Sekt (plus 2,8 Prozent) angestiegen. Der Umsatz sank im gleichen Zeitraum um 0,9 Millionen Euro auf 92,9 Millionen Euro (minus 0,9 Prozent). Im Gesamtjahr 2021 haben die württembergischen Weingärtnergenossenschaften 65,4 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft (4,8 Millionen Liter beziehungsweise minus 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz sank um 6,3 Millionen Euro (2,9 Prozent) auf 206,3 Millionen Euro.
Während die Region also relativ stabil blieb, gibt es in der Krise auch Gewinner: So konnte Spanien seinen Vorjahreserfolg ausbauen und sowohl mengen- (11,7 Prozent) als auch wertmäßig (3,9 Prozent) Marktanteile hinzugewinnen. Klarer Verlierer waren die Weine der Neuen Welt, die sich in der Menge um 7,5 Prozent und im Wert um 9,6 Prozent reduzierten. Da sich Deutschland sowohl mengen- als auch wertmäßig in den ersten sechs Monaten 2022 schwächer als ausländischer Wein entwickelte, betrug der Marktanteilsverlust in der Menge 2,7 Prozent und im Wert 0,8 Prozent. kra