China entdeckt das Weinmachen

Deguang Hao hat an der Weinbauschule Weinsberg das Weinmachen gelernt. Heute leitet er das Weingut Denglong Hongjiu. Foto: Archiv

Die europäischen Winzer müssen sich warm anziehen. Nach jüngsten Zahlen wird in China nunmehr auf 855 000 Hektar Wein angebaut. Damit überholt das Reich der Mitte sogar Frankreich und verdrängt es von Platz zwei. Nur Spanien verfügt über noch mehr Rebfläche, nämlich 966 000 Hektar.Doch im Reich der Mitte wachsen nicht nur Trauben in Massen, es gibt dort inzwischen sogar richtig tolle Weine. „Chinesische Cabernet-Blends agieren heute auf Augenhöhe mit prestigeträchtigen Bordeaux-Weinen wie Château Haut-Bailly oder Château Léoville-Poyferrè.“ So das Fazit einer Vergleichsprobe des Magazins Vinum, das chinesische Topcrus etablierten Gewächsen aus Bordeaux, Toskana oder dem Napa Valley gegenüberstellte. Fast alle der zehn verkosteten chinesischen Topcrus, bei denen der „Ningxia Winemaker’s Challenge Sarah Williams“ der Hezun Winery sowie „Purple Air comes from the East“ von Château Changyu Moser XV am besten abgeschnitten haben, sind erst in den vergangenen Jahren neu auf den Markt gekommen.Insgesamt wurden die elf chinesischen Prestigegewächse bei der Blindprobe durchschnittlich lediglich 0.35 Punkte tiefer bewertet als die prestigeträchtigen Vergleichsweine. „Die Unterschiede zwischen den Crus aus China, Europa oder Kalifornien waren minimal, ja fast gleich Null. „Auch die chinesischen Gewächse bieten heute eine überraschende Varietät bezüglich der Stilistik“, sagte etwa Ben Lorer von der Mövenpick Wein AG, der in der elf Fachleute umfassenden Jury mitwirkte.Die Plätze eins und zwei sicherten sich aber noch Klassiker aus dem Napa Valley und Bordeaux: „Continuum Estate“ von Tim Mondavi und „Château Haut-Bailly“ (Pessac-Léognan). Doch in der Top Ten landete China vier Gewächse. „So ein Resultat wäre vor fünf Jahren unvorstellbar gewesen“, denn der Großteil der Top-Chinesen sei erst in diesem Zeitraum auf den Markt gekommen, weiß der österreichische Winzer Lenz Moser, der mit Château Changyu Moser XV in Ningxia unter anderem einen Flaggschiff-Wein namens „Purple Air comes from the East“ produziert.Auch beim Preis können sich manche Chinesen mit ihren Vorbildern aus Europa und Kalifornien messen. Solche Spitzenweine kosten 80 bis 400 Euro. red