Er ist der Platz für die Toten und ein Ort für die Lebenden: Der Friedhof. Hier kann man eine Verabredung mit der Vergangenheit treffen, aber auch bei Begegnungen mit anderen Besuchern anregende Gespräche führen. Denn Friedhöfe sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, an denen ein kultureller und sozialer Austausch erfolgt. 32000 davon gibt es in der Bundesrepublik. Und sie alle stehen alljährlich beim Tag des Friedhofs am dritten Septemberwochenende im Blickpunkt.
2001 wurde dieser Aktionstag vom Bund deutscher Friedhofsgärtner ins Leben gerufen - und ist seither ein fester Bestandteil im Terminkalender. In diesem Jahr geht es am 21. und 22. September über die Bühne. Dass die Aktion so erfolgreich geworden ist, liegt an der regen Beteiligung von Steinmetzen, Bestattern, Floristen, Städten und Gemeinden sowie Religionsgemeinschaften und Vereinen. Sie alle haben es sich zum Ziel gesetzt, die Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern.
Seit dem vergangenen Jahr ist der Verein zur Förderung der deutschen Friedhofskultur der ideelle Träger des Aktionswochenendes, an dem die Besucher den Friedhof in seiner ganzen Vielfalt erleben können. Der Verein setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Friedhöfe ebenso ein wie für die aktive Kulturpflege und für den Dialog der Religionen. Die Gestaltung des Aktionswochenendes liegt dabei aber in den Händen der einzelnen Städte und Gemeinden.
Große Vielfalt Kennenlernen können Besucher den Friedhof als Ort der Begegnung bei Konzerten und Kunstaktionen, Vorträgen und Begehungen. Friedhofsgärtner präsentieren ebenso ihr Handwerk wie Steinmetze oder Bestatter.Mit geführten Rundgängen, Diskussionen, Schwerpunktausstellungen sowie literarischen Veranstaltungen soll den Besuchern die Bedeutung des Friedhofs nahegebracht werden als letzte Ruhestätte, Ort der Trauerbewältigung, Erholungs- und Lebensraum. Das alles soll dazu beitragen, Themen wie Tod und Trauer zu enttabuisieren.
Das Motto, das immer für zwei Jahre gilt, lautet 2024/25 „endlich und lebendig“. Besonders ist den Veranstaltern daran gelegen, Friedhöfe als Teil des Städte- und Gemeindelebens zu präsentieren - für alle Generationen.
Altersgerecht Auch und gerade für Kinder. Die kleinen Besucher sollen dazu gebracht werden, sich bei altersgerechten Aktionen am Tag des Friedhofs mit dem Tod als Bestandteil des Lebens auseinander zu setzen.
Auf spielerische Art und Weise sollen sie den Friedhof aber auch als Ort des Lebens kennenlernen. Kinderprogramme haben deshalb beim aktuellen Tag des Friedhofs einen besonders hohen Stellenwert. Und noch eine Frage treibt die Veranstalter um: Sind Friedhöfe heute, da sich immer mehr Menschen für Baumbestattungen oder anonyme Beisetzungen entscheiden, überhaupt noch zeitgemäẞ? Schließlich haben sich in den vergangenen Jahren zwar die Bestattungswünsche stark verändert, die Friedhöfe aber nicht.
Gottesäckern Auf vielen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Kommunen und Kirche sind deshalb dazu aufgerufen, sich für die Zukunft neue Konzepte zu überlegen.
Grüne Inseln in der Stadt
Friedhöfe sind ökologische Kleinode im urbanen Umfeld
Viele Friedhöfe sind nicht nur Orte des stillen Gedenkens sondern auch ökologische Kleinode. Sie sorgen für frische Luft, Ruhe und Rückzugsräume. Dazu trägt in erster Linie eine naturnahe Grabgestaltung bei. Alte Park- und Waldfriedhöfe beispielsweise haben einen erstaunlich hohen ökologischen Wert. Sie bilden oft wertvolle grüne Inseln im städtischen Umfeld und gehören laut einer Studie des BUND zu den artenreichsten urbanen Flächen.
Artenreichtum Gerade in den Bereichen außerhalb der gepflegten Gräber kommen jede Menge Pflanzen vor, mitunter sogar Vertreter von seltenen oder gefährdeten Arten. Für Insekten und insbesondere für Wildbienen, Vögel und Kleinsäuger bieten sie einen wichtigen Lebensraum. Und durch ihren meist alten Baumbestand fungieren sie als grüne Lungen der Stadt und wirken temperaturausgleichend.
Wer diesen Wert bei der persönlichen Gestaltung von Gräbern noch steigern möchte, besonders auf neueren Friedhöfen, der sollte für die Grabbepflanzung heimische Pflanzen und natürliche Materialien bevorzugen. Vor allem Stauden sind ausdauernd, kostengünstig und pflegeleicht. Damit entfällt auch die jährliche und saisonale Neupflanzung.
Immergrüne Obendrein reicht es, die Immergrünen ein- bis zweimal im Jahr zurückzuschneiden. Wer die für den Standort (Sonne, Halbschatten, Schatten) passende Arten ausgesucht hat, erspart sich somit jede Menge Arbeit. Am pflegeleichtesten ist eine Gründecke aus blühenden Bodendeckern wie Immergrün, Sternmoos, Walsteinie, Dickmännchen, Fiederpolster oder Zwergmispel.
Und auch bei schmückendem Beiwerk sollte Wert auf Nachhaltigkeit gelegt werden. Denn für Töpfe und Gestecke werden viel zu oft Plastik oder mit Farbspray behandelte exotische Fruchtstände verwendet. Dabei lassen sich auch aus heimischen Grünpflanzen, Samenständen und Zapfen hübsche jahreszeitliche Gestecke und Kränze zaubern. So vermeidet man Müll und senkt den CO2-Ausstoẞ. Viele Pflanzen gibt es übrigens auch schon in kompostierbaren Töpfen zu kaufen. Einfach beim Gärtner oder im Gartencenter danach fragen.
Torffreie Erde Nachhaltig wird es, verwendet man für die Grabpflege ein torffreies Substrat. Gerade die für die Grabgestaltung so beliebte tiefschwarze Erde enthält oft Torf. Das hat erhebliche ökologische Nachteile. Sein Abbau vernichtet letzte Moore. Damit werden das Klima und die Artenvielfalt geschädigt. Mittlerweile gibt es sehr viele alternative Produkte auf Kompostbasis, die ganz ohne Torf auskommen. Wer sich das Gieẞen und Düngen erleichtern möchte, sollte darauf achten, dass den torffreien Erden und Substraten unter anderem ein hoher Anteil an frischem Naturton beigemischt ist. Dieser speichert und puffert Wasser sowie Nährstoffe und hilft Pflanzen auch über längere Durststrecken hinweg. red