Fährt man zum ersten Mal durch Hüffenhardt im Neckar-Odenwald-Kreis, fällt vor allem eines auf: In fast jedem Straßenzug des alten Ortskerns sowie im Ortsteil Kälbertshausen findet sich mindestens ein Fachwerkhaus. Auch das Rathaus, ein Gebäude aus dem Jahr 1559, wurde in diesem Stil gebaut. Rathauschef ist seit 2010 Walter Neff.
Bürgerbus
Hüffenhardt und das benachbarte Haßmersheim haben in der Vergangenheit etwas geschafft, was in einigen anderen Kommunen immer wieder zu Problemen führte: die Einrichtung einer Bürgerbuslinie, die beide Gemeinden miteinander verbindet. Wer es klassischer mag und gerne auf der Schiene unterwegs ist, für den ist die Krebsbachtalbahn das richtige Fortbewegungsmittel. Startpunkt des Roten Flitzers ist in den Sommermonaten an Sonn- und Feiertagen der Bahnhof Hüffenhardt. Die 17 Kilometer lange Strecke führt unter anderem über Siegelsbach bis nach Neckarbischofsheim.
Schulhaus
Allerdings muss man die Gemeinde gar nicht verlassen, um etwas zu erleben. Neben dem historischen Rathaus fällt auch das 1896 erbaute Schulhaus ins Auge. In dem Jugendstilgebäude wird in altersgemischten Klassen unterrichtet. Der evangelische Kindergarten betreut Kinder im Vorschulalter. Jugendliche können im Jugendtreff im Ortsteil Kälbertshausen zusammenkommen.
Barockkirche
Die evangelische Kirchengemeinde ist besonders stolz auf die Barockkirche, die 1738 gebaut wurde und in deren Inneren eine Overmann-Orgel für die richtige musikalische Stimmung sorgt. Vor der Kirche befinden sich ein Ehrenmal für die Kriegsteilnehmer des Deutsch-Französischen-Krieges 1870/71 und ein Kriegerdenkmal von 1927 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, das nach 1945 um die Namen der Toten des Zweiten Weltkriegs erweitert wurde.
Zur evangelischen Gemeinde gehört auch das Männervesper. Vor 19 Jahren traf sich erstmals eine Männergruppe. Mehrmals im Jahr finden die Treffen seitdem statt und stehen für Männer aller Konfessionen offen. Zu den Terminen kommt außerdem ein Referent, über dessen Vortrag im Anschluss diskutiert wird.
Neben der katholischen Gemeinde, die etwa 30 Prozent der Gläubigen ausmacht, gab es in Hüffenhardt auch eine kleine jüdische Gemeinde, die genauso wie die Synagoge während der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurde.
Zeitgemäß
Der Ort kann auf eine lange landwirtschaftliche Tradition zurückblicken. Umgeben von Feldern ist die Gemeinde aber auch für Häuslebauer interessant geworden. Im Wohngebiet „Am Berg“ im Kernort oder in Kälbertshausen sind neue Gebäude entstanden. Bürgermeister Walter Neff betonte, dass die örtliche Nachfrage hoch sei. „Wir möchten die Abwanderung vor allem von jungen Leuten vermeiden“, so der Rathauschef. Seit Jahren werden Modernisierungsmaßnahmen im Rahmen des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum gefördert, damit auch in den Ortskernen zeitgemäße Wohnverhältnisse geschaffen werden können. Die Hüffenhardter Bevölkerung hat allerdings erst in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen. Um das Jahr 1600 lebten rund 400 Menschen in der Gemeinde. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bestand der Ort hingegen nur noch aus sechs Haushalten. Kälbertshausen war praktisch entvölkert. Grund für die Abnahme waren zu dieser Zeit Hungersnöte, Plünderungen und die damals in ganz Europa grassierende Pest.
Zur Wiederbesiedlung wurden durch die Herren von Gemmingen auch Schutzjuden aufgenommen. Seit 1806 gehörte Hüffenhardt als selbstständige Gemeinde zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden. Dort war es zunächst Bestandteil des Bezirksamts Neckarbischofsheim. Als dieses 1864 aufgelöst wurde, kam Hüffenhardt zum Bezirksamt Mosbach, aus dem 1938 der gleichnamige Landkreis entstand. Seit 1973 ist die Gemeinde Teil des Neckar-Odenwald-Kreises.
Ratschreiber
Einer dieser Bewohner war der 1833 geborene Karl Schramm, der eigentlich den Familienhof übernehmen sollte. Doch Schramm entschied sich anders und wurde Lehrer in Heidelberg. Später war er Ratschreiber im heutigen Mannheimer Stadtteil Neckarau. Die Liebe zu Gesang und Musik blieb allerdings bestehen, deshalb gründete der Hüffenhardter Anfang der 1860er-Jahre den Sängerbund Neckarau, dem er 30 Jahre als Dirigent und Vorstand angehörte.
Sängergruß
Womit er auch in seiner Heimatgemeinde in Erinnerung geblieben ist, ist der Badische Sängergruß, der bis heute zum festen Liedgut der Gesangvereine gehört. Die Zeilen sind an seinem Geburtshaus angebracht. Außerdem wurde eine Straße nach dem berühmten Sohn benannt. Mit der Gemeinde eng verbunden war auch der Kunstmaler Edgar John, der in der Pfalz aufwuchs und nach Hüffenhardt während des Zweiten Weltkriegs kam. Nach dem Krieg arbeitete er als Pressezeichner und freier Journalist für verschiedene Zeitungen. Von Hüffenhardt fertigte er zahlreiche Porträts und Zeichnungen an. Seine Bilder und Graphiken schmücken noch heute immer wieder das Amtsblatt der Gemeinde. Auch im Rathaus der Gemeinde sind einige Bilder und Zeichnungen von Edgar John, der 1996 starb, zu bewundern. Den Sport- und sowie Schützenverein, der im ehemaligen Steinbruch sein Schützenhaus gebaut hat, gründete er mit.
Dorffest
Ebenfalls aktiv im Vereinsgeschehen sind die Narren des Carnevalvereins mit über 300 Mitgliedern. 1971 fand der erste Umzug statt. Die meisten Vereine des Ortes sind am alle zwei Jahre stattfindenden Dorffest beteiligt, das immer im Wechsel mit der Großveranstaltung im benachbarten Siegelsbach stattfindet. Elfi Hofmann