Oben und unten gefragt

Schornsteinfeger als Energieexperten

Hoch hinaus im Dienst der Umwelt: Schornsteinfeger Lutz-Matthias Peters hat in seinem Bezirk täglich 15 Termine zu erfüllen und ist für 3000 Heizungen zuständig. Fotos: Markus Scholz/dpa

Schwarze Kleidung, Sonne, heiße Dächer: Die Arbeit der Schornsteinfeger ist vor allem im Sommer schweißtreibend. Was aber noch dazu kommt: In den vergangenen Wochen hatten sie besonders viel zu tun - als Energieberater waren sie mehr als sonst gefordert. Denn zahlreiche Kunden fragten nach einer ganz bestimmten Art des Heizens.

Kneippkur Anstrengend sei nicht nur die Tätigkeit auf den Häusern in schwarzer Kleidung, sondern auch direkt unter den aufgeheizten Dächern. „Da fließt der Schweiß in Strömen", sagte etwa der Obermeister der Hamburger Schornsteiger feger-Innung, Rüdiger Schmidt. Wenn man anschließend in den kühlen Keller zur Heizungsanlage gehen müsse, sei das wie eine Kneippkur. Gleichmütig meinte Schmidt aber: „Das gehörteinfach dazu - wir sind die schwarze Zunft und darauf werden wir auch nicht verzichten."

Kehranzug Allerdings tragen die meisten Schornsteinfeger im Sommer einen leichteren Kehranzug. Schornsteinfegermeister Lutz-Matthias Peters arbeitet in seinem Kehrbezirk in Hamburg etwa 15 Termine pro Tag ab. Er ist für 3000 Heizungen zuständig. Trotz des Wetters arbeitet der 62-Jährige mit seiner traditionellen Berufskleidung inklusive schwarzem Zylinder. ,,Ich bin sehr traditionell", sagte er.

Das Messen von Abgaswerten macht den größten Teil der Arbeit aus. Hinzu kommt die Beratung der Kunden.

Messen Das Kaminkehren macht jedoch nur einen kleinen Teil seiner täglichen Arbeit aus. Mehr Zeit nimmt das Messen der Abgaswerte in Anspruch. Hinzu kommt die Beratung der Kunden. Zu den Themen gehören Wärmedämmung, Konstruktion, Fenster,Wärmebrücken, Nutzungsverhalten, Heizungsanlage und Energieverbrauch.

Kaminofen In diesem Sommer sei da besonders viel zu tun gewesen. „Ich habe nur eine Woche Urlaub gemacht, weil wir eine Energiekrise haben und die Kunden meinten, dass sie einen Kaminofen brauchen", sagte Peters. Die Menschen seien in Panik, weil sie unabhängig von Öl, Gas und Strom sein wollten. Er persönlich halte die Hysterie für überzogen. Allerdings liebe er selbst auch solche Holzöfen, weil sie für Gemütlichkeit und Lebensqualität sorgen. dpa


Sorgen der Betriebe nehmen zu

Auftragslage im Handwerk hat sich abgeschwächt

Die Handwerksbetriebe in der Region werden weiter durch Preissteigerungen, Lieferprobleme und Materialmangel massiv ausgebremst. Der Krieg in der Ukraine sowie die unsichere Versorgungslage bei Energie im kommenden Herbst und Winter verstärken die Sorgen zusätzlich. Das zeigt sich in den Ergebnissen der Konjunkturumfrage der Handwerkskammer (HWK), die Ende Juni durchgeführt wurde.

Nachwirkungen „Dabei darf man nicht vergessen, dass viele Betriebe auch noch unter den Nachwirkungen der Corona-Krise leiden, die viele Rücklagen aufgebraucht hat", weiß Ulrich Bopp, HWK-Präsident. „Nun müssen vor allem energieintensive Handwerke be-fürchten, dass ihnen bald wieder Kurzarbeit oder gar Stillstand droht, weil nicht genug Gas in Deutschland verfügbar ist." Die Klimawende-Politik treibe die Teuerung dazu noch weiter an.

Stabilitätsanker ,,Inzwischen droht selbst beim bisherigen Stabilitätsanker Bau ein Einbruch, da viele Menschen sich das Bauen wegen der massiv steigenden Preise schlicht nicht mehr leisten können“, klagt Bopp. ,,Hier ist die Politik gefragt, wichtige Impulse und verlässliche Anreize zu setzen, damit Klimaschutz nicht auf Kosten der wirtschaftlichen Entwicklung geht." Trotz der Sorgen bewertete die Mehrheit der Handwerksbetriebe in der Region ihre Lage Ende Juni noch als gut(73,9 Prozent, Vorjahr: 67,7 Prozent). Für die kommenden Monate erwarten allerdings nur noch 18,7 Prozent der Befragten bessere Geschäfte (Vorjahr: 35,3 Prozent). Dagegen rechnen 15,5 Prozent mit einer Verschlechterung (Vorjahr: 5,8 Prozent).

Einkaufspreise Die Auftragslage im Handwerk hat sich abgeschwächt. Rund ein Viertel der Betriebe verzeichnete mehr Aufträge (26,3 Prozent, Vorjahr: 38), während rund ein Fünftel weniger Aufträge bekam (17,3 Prozent, Vorjahr: 13). Auch für die kommenden Monate rechnen die Betriebe mit keiner signifikanten Verbesserung. Mehr als 90 Prozent der Befragten berichten von steigenden Einkaufspreisen. red