Noten sind nicht alles

Duale Ausbildung bietet auch Hauptschülern gute Chancen

Eine Ausbildung im Handwerk bietet Hauptschülern gute Chancen. Zuverlässigkeit zählt oft mehr als gute Noten. Foto: auremar/stock.adobe.com

Noten und Schulabschlüsse sind im Handwerk nicht alles. Jörg Sydow, Leiter des Projekts „Passgenaue Besetzung von Ausbildungsplätzen“ bei der Handwerkskammer Potsdam, macht Hauptschülern Mut: „Mit einem Hauptschulabschluss kann man sich definitiv im Handwerk bewerben – aber vielleicht nicht in jedem Betrieb und jedem Beruf.“Denn in einigen Bereichen ist die Konkurrenz groß, beispielsweise bei den angehenden Elektronikern und Kfz- Mechatronikern. Gerade dreieinhalbjährige Ausbildungen seien theoretisch sehr anspruchsvoll. Sydow verweist deshalb auch auf zweijährige Ausbildungsangebote.

Schlechte Noten hätten nicht unbedingt etwas mit persönlichen Fähigkeiten zu tun, sondern könnten auch andere Ursachen haben – beispielsweise Probleme im Elternhaus, sagt Sydow. Viele Betriebsinhaber und -inhaberinnen hätten dafür Verständnis, denn auch sie selbst waren nicht alle Musterschüler.

Motivation
Björn Reichenbach, Referent im Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung bei der Handelskammer Bremen, betont, dass es auf die Motivation ankommt. „Wenn jemand bei einer Ausbildungsmesse mit leuchtenden Augen am Stand steht, ist das für die Betriebe wie ein Sechser im Lotto.“ Er rät jungen Menschen dazu, sich nicht nur in der näheren Umgebung umzugucken, sondern die Fühler weiter auszustrecken und auch nach kleineren Betrieben und unbekannteren Berufsfeldern zu gucken.

Jörg Sydow unterstreicht die Bedeutung von Eigenschaften wie Pünktlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Selbstständigkeit und Teamfähigkeit. „Dass man sich auf jemanden verlassen kann, steht ganz weit oben auf der Liste.“ Einige Handwerksbetriebe stellten sogar gern junge Leute ein, die gerade keine tollen Noten haben – in der Hoffnung, dass diese die Chance honorieren. „Die Bindung zum Betrieb wird dadurch stärker.“
 
Von Inga Dreyer, dpa