Endlich im Ruhestand angekommen. Endlich ausreichend Zeit, um neue Interessen zu entdecken und bestehende Leidenschaften zu vertiefen. Dafür sind Museen und Ausstellungen ein idealer Ort, sind sie doch ein Fenster in die Welt der Kunst, Kultur, Geschichte und Wissenschaft. Ein Haken hat die Sache allerdings: Ganz allein durch Räume und Gänge zu spazieren, ist nicht jedermanns Sache.
Zu diesem Ergebnis kam im Jahr 1998 auch der Verein "Senioren für andere“ in Heilbronn. Es existierte zu diesem Zeitpunkt bereits ein Literatur- und ein Theaterkreis. Warum nicht auch einen Museumskreis gründen, dachten sich die Verantwortlichen und setzten ihr Vorhaben - unter Leitung von Margarete Conradt - in die Tat um.
Knapp 27 Jahre später gibt es diesen noch immer – und auch an der Zielsetzung hat sich wenig geändert. "Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn oder Zug besuchen wir gemeinsam Kunstausstellungen oder Museen und nehmen dort an Führungen teil", sagt Petra Schönfeld, die seit drei Jahren mit der Organisation der Ausflüge betraut ist. Wohin diese gehen, bestimmt die frühere Geschäftsführerin des Seniorenbüros in Heilbronn allerdings nicht allein. "Wir entscheiden das bei den Treffen immer gemeinsam."
Speyer Für August dieses Jahres fiel die Wahl auf das historische Museum in Speyer, in dem sich derzeit eine Sonderausstellung dem berühmtesten Liebespaar der Antike, „Caesar & Kleopatra“ und der Frage, was ist Mythos, was ist Realität, widmet.
Aber auch weiter entfernte Ziele wurden in der Vergangenheit von der Gruppe angesteuert. Frankfurt, Kassel, Baden-Baden, Trier oder Basel gehören dazu. Aktuelle Ausstellungen in Heilbronn - zum Beispiel in der Kunsthalle Vogelmann - stehen immer wieder auf dem Programm der Gruppe. Und thematisch? Petra Schönfeld überlegt kurz. "Impressionistische Maler ste-
hen hoch im Kurs.“ Aber auch die Werke von Toulouse-Lautrec und die Skulpturen von Niki De Saint Phalle hätten bleibenden Eindruck hinterlassen - immer wieder komme man bei verschiedenen Gelegenheiten auf diese früheren Ausstellungsbesuche zu sprechen.
Alterspanne Die Zahl der Teilnehmer - vorwiegend Frauen - bewegt sich zwischen 20 und 25 Personen, von denen laut Petra Schönfeld aber kaum jemand unter 70 Jahre alt ist. "Bis knapp 90 Jahre", reiche die Altersspanne. Auch wenn aus Zeitgründen oder Interessen nicht jeder und jede bei allen Ausflügen das ganze Jahr über mit dabei sind, man kennt und schätzt sich. Mit den Jahren hat sich ein enger Zusammenhalt entwickelt.
"Wenn ein Teilnehmer oder eine Teilnehmerin eine Zeitlang nicht dabei war, wird schon mal gefragt, ob jemand weiß, was los ist“, hat die 70-jährige Kursleiterin aus Zaberfeld beobachtet. Schließlich geht es bei dem Angebot nicht ausschließlich um Kunst und Kultur, sondern auch um die Gemeinschaft und das gemeinsame Erleben.
Und das macht manchmal ein wenig mehr Zeit erforderlich. "In der Gruppe dauert alles immer viel länger, als wenn man zu zweit unterwegs wäre.“
Bahnfahrt Nicht immer geht die "zeitliche Verzögerung“ allerdings auf das Konto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Als diese bei einem Ausflug in Heidelberg unlängst aus dem Zug steigen wollen, schließt sich plötzlich unerwartet die Tür und ein Teil der Gruppe muss notgedrungen weiter bis nach Mannheim fahren. Petra Schönfeld lacht. "Zum Glück verkehrt dort regelmäßig ein Zug zurück nach Heidelberg.“ Dort fand sich auch die Gruppe schnell wieder zusammen.

Suche Mehr Aufregung herrschte vor ein paar Jahren, als eine Teilnehmerin nicht mehr am Abfahrtspunkt auftauchte. „Sie hatte offenbar eine alte Bekannte getroffen." Davon wusste der Rest des Museumskreises allerdings nichts und begann, nach ihr zu suchen. "Wir haben im Krankenhaus und bei der Polizei angerufen." Am nächsten Tag habe man die Frau zum Glück wohlbehalten zu Hause angetroffen, von der Aufregung über ihr Verschwinden hatte sie nichts mitbekommen.
Von unserer Redakteurin Andrea Eisenmann
Angebote
Das Seniorenbüro Heilbronn, getragen vom Verein Senioren für Andere, richtet sich an Menschen, die sich auch im „dritten Lebensabschnitt“ noch nicht ganz zur Ruhe setzen wollen. Der Verein deckt ein breites Spektrum an Initiativen und Aktivitäten ab. Zu den Angeboten gehören unter anderem Hausaufgabenhelfer, Leihomas, "Grüne Damen und Herren" im Klinikum, Senioren-Internet-Helfer, Theaterkreis, Literaturkreis, das Reparier-Café in der Experimenta und der Museumskreis. Außerdem hilft der Verein beim Ausfüllen von Patientenverfügungen. Das Seniorenbüro Heilbronn will Menschen nach Ende des regulären Berufslebens eine Plattform bieten, wie sie sich weiter sinnvoll betätigen können. Kontakt über: Telefon 07131/ 962831 oder per E-Mail: seniorenbuero@senhn.de.ae