So geht barrierefrei

Mit einigen zusätzlichen Maßnahmen ist die Immobilie bis ins hohe Alter nutzbar

Der altersgerechte Umbau der Immobilie kann ins Geld gehen, wird aber unter Umständen gefördert. Foto: PhotographyByMK/stock.adobe.com

Bis ins hohe Alter im eigenen Haus zu wohnen, wünschen sich viele Menschen. Doch der Lebensabend kann beschwerlich sein, wenn das Eigenheim nicht mehr zu den Bedürfnissen der Bewohner passt. Wer auf einen Rollstuhl angewiesen ist, für den werden schon ein paar Stufen zur Haustür zum unüberwindlichen Hindernis. Und es gibt noch andere typische Tücken im Haus, die lange unbemerkt bleiben – bis sie die Bewohner vor Probleme stellen.„Mit etwas Weitsicht und guter Planung können Bauherren ihre Immobilie von vornherein barrierefrei errichten und sich so auf eventuelle Beeinträchtigungen vorbereiten“, sagt Eva Reinhold-Postina vom Verband Privater Bauherren in Berlin. „Das ist oft möglich, ohne die Baukosten nennenswert zu erhöhen.“ Für den Abbau oder die Reduzierung von Barrieren im Bestand gibt es unter Umständen eine finanzielle Förderung durch die KfW-Bank.■ Stufen am Eingang: Treppen vor der Haustür oder zum Garten können zu Hindernissen werden. Sollen sie zur rollstuhlgerechten Schräge umgebaut werden, kommt ein Problem dazu: Im Vorgarten reicht der Platz dafür häufig nicht aus. Der Verband Privater Bauherren rechnet vor: Ein Gefälle von sechs Prozent beim Ersatz einer 16 Zentimeter hohen Eingangsstufe hätte eine Rampenlänge von rund 2,67 Metern zur Folge. Erhard Hackler von der Deutschen Seniorenliga in Bonn rät, grundsätzlich von vornherein Schrägen statt Stufen einzuplanen. „Und, wo es geht, möglichst ebenerdig bauen.“■ Enge Türen: Durchgänge in der Wohnung sollten breit genug für einen Rollstuhl sein. „Das Idealmaß sind 90 Zentimeter, aber auch mit schmaleren Türen kann man mit geeigneten Rollstühlen zurechtkommen“, erklärt Reinhold-Postina. Umsichtige Bauherren planen vor allen Türen im Haus eine Fläche von 1,50 mal 1,50 Meter ein. So viel Platz brauchen Rollstuhlfahrer zum Rangieren. Wichtig: Die Türen müssen sich zum größeren Raum hin öffnen. „Wo der Platz knapp ist, kann eine Schiebetür helfen“, meint Hackler.■ Steile Treppen: Raumspar- oder Wendeltreppen sind schon für jüngere Leute nicht einfach zu bewältigen, vor allem, wenn sie etwas hinaufoder heruntertragen müssen. Im Alter ist das noch beschwerlicher, und es besteht Sturzgefahr. Daher sei es ratsam, eine einfache und ausreichend breite Treppenform zu wählen und sie blendfrei auszuleuchten. „Ein Handlauf an beiden Seiten gibt zusätzliche Sicherheit“, rät Reinhold-Postina.■ Zu wenig Steckdosen: Ältere Häuser haben meist zu wenige Steckdosen. Ihre Anzahl wurde für den Bedarf vor 20, 30 Jahren konzipiert. Wer heute ein Haus baut oder modernisiert, sollte auch die künftige Entwicklung bedenken – und an jedem Wandabschnitt mindestens eine Doppelsteckdose anbringen lassen. Es ist besser, eine Steckdose mehr einzuplanen als zu wenig. „So müssen später keine losen Verlängerungskabel verlegt werden, die eine Stolpergefahr darstellen“, sagt Michael Conradi von der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung (HEA) in Berlin.■ Dusche mit hohem Einstieg: Beim Neu- oder Umbau eines Bades sollte man schon früh an eine bodengleiche Dusche denken. Denn Bewohnern, die unsicher auf den Beinen oder stärker beeinträchtigt sind, fällt es schwer, Duschen mit hohem Einstieg zu benutzen. „Auch dabei muss der größere Platzbedarf berücksichtigt werden. Für Rollstuhlfahrer 1,50 mal 1,50 Meter, mindestens jedoch 1,20 mal 1,20 Meter“, sagt Reinhold-Postina. Die Böden im Bad sollten nicht rutschig sein. In Nass- und Außenbereichen eignen sich laut Hackler die Rutschfestigkeitsklassen R10 bis 12. Gleiches gilt für die Küche.■ Küchenschränke: Eine Küche tauscht man nicht so oft aus. Wer sich dem Alter nähert, sollte daher bedenken, dass man mit einem Rollstuhl oder einem Rollator in einer herkömmlichen Küche oft nur schwer zurechtkommt. „Höhenverstellbare Küchenschränke mit Auszügen, Arbeitsflächen, an denen man im Sitzen arbeiten kann, ein absenkbares Kochfeld – auf solche Features sollte man beim Küchenkauf achten. Dann muss im Fall der Fälle keine neue Küche angeschafft werden“, erklärt Hackler. dpa

Anforderungen steigen

Der Bedarf an Steckdosen und die Ansprüche an das Leitungsnetz im Haus sind durch die Vernetzung von Computern und Hausgeräten heute viel höher als früher. Assistenzsysteme wie für die automatische Überwachung des Herdes, das An- und Abschalten von Beleuchtung, Heizung und Elektrogeräten beim Verlassen und Betreten der Wohnung oder das automatische Öffnen von Türen benötigen zusätzliche Steckdosen und Leitungen. „All diese Systeme sind mit dem elektrischen Leitungsnetz der Wohnung verbunden, das auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgelegt sein muss“, sagt Michael Conradi von der Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung in Berlin. Er empfiehlt, von Anfang an genügend Leerrohre einzubauen. Darin können elektrische Leitungen nachträglich verlegt werden, ohne die Wände aufstemmen zu müssen. dpa