Der plötzliche Eintritt in den Ruhestand kann ein Schock für Geist und Körper sein. Meist steht zwar der letzte Arbeitstag lange vorher fest. Trotzdem stellt sich dann oft die Frage: Und jetzt?„Die Frage ist, wie man im Ruhestand ankommt – ist man erschöpft oder könnte man noch weitermachen?“, sagt Ursula Staudinger, Leiterin des Columbia Aging Center an der Columbia University in New York. Wer froh ist, dass es endlich vorbei ist, fühlt sich oft wie befreit – erstmal. „Auch da kommt dann aber eine Phase, in der sich die neue Freiheit eher wie Leere anfühlt“, sagt die Professorin der Psychologie und Alternsforscherin. Denn: „Arbeit gibt uns Struktur, sie gibt uns Sichtbarkeit, Verpflichtungen, aber im Idealfall eben auch Sinn.“Schrittweise Staudinger rät, am besten gar nicht erst ein Loch entstehen zu lassen. „Ich würde immer versuchen, nicht von 100 auf 0 zu gehen“, sagt sie. Berufstätige können vielleicht über eine Teilzeitregelung schrittweise aussteigen, wenn der Arbeitgeber mitspielt.
„Wer sich schon einen Plan für den dritten Lebensabschnitt zurechtgelegt hat, kommt häufig besser zurecht“ sagt Professorin Ursula Müller-Werdan, Ärztliche Leiterin der Klinik für Geriatrie und Altersmedizin an der Berliner Charité. Ideen für solche Pläne haben viele Rentner zur Genüge: Der eine will Zeit mit den Enkeln verbringen, der nächste den Garten in Ordnung bringen oder reisen, andere wollen sich ehrenamtlich engagieren. Was davon geht, hängt natürlich von Lebenssituation und Kontostand ab und davon, wie viel Energie man noch hat.
„Man sollte sich im Ruhestand neue Aufgaben suchen“, rät Staudinger. Dabei solle man sich auch klarmachen, dass es dabei Schwierigkeiten geben kann. „Ich würde dazu raten, sich auch neue Kontakte und neue Situationen zu suchen.“ Das kann zu Beginn ruckeln: Im Ehrenamt muss man vieles erst neu lernen, neue Freunde sind nicht leicht zu finden, neue Aufgaben können in Alltagsstress ausarten.
Vereinsamung
Das muss aber gar nicht schlecht sein: „Nicht jeder Stress ist gesundheitsschädlich“, sagt Müller-Werdan. Es gebe aber sogenannte negative Stressoren, soziale Isolation zum Beispiel, die das Krankheitsrisiko deutlich erhöhen. „Vereinsamung ist ein negativer Stress, genau wie das Gefühl, nichts mehr vor sich zu haben.“ dpa
Wichtiger Übergang
Gelingt der Übergang in den Ruhestand nicht, kann das negative Folgen haben, wie Altersforscherin Ursula Staudinger erklärt: von einem Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit – weil der Verstand nicht mehr regelmäßig gefordert ist – über Depressionen wegen der neuen Leere im Leben bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes wegen ungesunder Ernährung oder Bewegungsmangel. dpa
Bescheid muss verständlich sein
Wie sich die Höhe der Rente berechnet, ist für Laien oft nicht einfach zu verstehen. Die jeweiligen Rentenversicherungsträger dürfen dennoch keine Angaben im Rentenbescheid weglassen, die für die Prüfung der Berechnung unerlässlich sind – auch nicht, wenn sie das Design der Bescheide für eine bessere Verständlichkeit verändern.
Wenn diese Angaben erst in einem Widerspruchsverfahren nachgeliefert werden, muss der Rentenversicherungsträger die Kosten für den Widerspruch erstatten. Darauf macht die Arbeitsgemeinschaft Sozialrecht des Deutschen Anwaltvereins (DAV) aufmerksam und verweist auf ein Urteil des Landessozialgerichts (Az.: L 18 R 306/20). Dem Gericht fehlten ausreichende Angaben zur konkreten Berechnungsgrundlage, damit die Rentenberechnung für Versicherte nachvollziehbar ist. dpa