Gut fürs Gemüt - und gut fürs Herz

Warum das Lachen auch im hohen Alter so wichtig ist

Wer in seinem Alltag offen für Humor ist, der kommt leichter durchs Leben. Und das lässt sich sogar ganz leicht üben. Foto: Uwe Umstätter/Westend61/dpa-mag

Nur wenigen Menschen ist bekannt, wie viele Muskeln im Körper arbeiten, wenn man lacht. Es sind sehr viele, wie Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Klinikum Nürnberg sagt. „Das sind allein 17 im Gesichtsbereich - und noch einmal 80 weitere im gesamten Körper.“
Joggen von innen Gleichzeitig wird beim Kichern und Glucksen das gesamte Herz-Kreislauf-System aktiviert. „Wenn wir lachen, steigert das unser Atemvolumen“, sagt Gosch. Das heißt: Eine größere Menge Atemluft gelangt in unsere Lungen, ehe sie wieder ausgestoßen wird.
Ein Effekt, den man Annika Corleis, die als Klinik-Clownin tätig ist, nicht erklären muss. „Das kennt man ja von sich selbst, wenn man sich richtig köstlich über etwas amüsiert, dass man danach ganz tief Luft holt“, sagt sie. Das kurble den ganzen Körper an. Lachen wird daher auch als inneres Joggen bezeichnet.
Beim Lachen weiten sich außerdem die Blutgefäße und der Blutdruck steigt kurzzeitig an, wodurch das Herz besser mit Sauerstoff versorgt wird. Und auch der Hormonhaushalt verändert sich. „Adrenalin- und Cortisolspiegel sinken und es werden Endorphine und Serotonin ausgeschüttet“, sagt Gosch. Stresshormone werden also reduziert und Glückshormone freigesetzt.

Humor gegen Ängste Kurz: Lachen tut uns richtig gut. Grund genug, Humor gezielt einzusetzen, um Ängste abzubauen und die Genesung zu fördern, etwa im Krankenhaus. So wie Klinik-Clownin Corleis es seit mehr als zehn Jahren im Verein Klinik-Clowns Hamburg tut.
„Besonders dann, wenn das Lachen verbindlich ist und aus einem liebevollen Kontext entsteht, baut sich bei den Menschen merklich Stress ab“, berichtet sie. Der Grund dafür sei, dass man beim Lachen in einen Zustand des Nichtstuns, Nichtsdenkens und Nichtswollens komme. „Es gibt in solchen Momenten keine Vergangenheit, keine Zukunftspläne, sondern einfach einen Augenblick der Freiheit.“
Zeit nehmen Auch Markus Gosch bewertet den Einsatz von Humor im Heilungsprozess als sehr positiv. „Prinzipiell kommen Klinikclowns auf der Station gut an“, sagt der Chefarzt, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) ist. Solche Angebote lockerten den Alltag auf. „Richtig eingesetzter Humor kann das Stressniveau sehr stark senken und Ängste abbauen.“ Auch unangenehme Situationen könne man mit Humor oftmals sehr gut überspielen, sofern man diesen professionell einsetzt. „Es bedarf immer Respekt und Wertschätzung dem gegenüber, den wir besuchen. Wichtig ist, dass wir uns Zeit nehmen“, sagt Annika Corleis. Eine Verbindung dürfe nicht erzwungen werden, das Lachen solle ja schließlich echt sein.

"Richtig eingesetzter Humor kann das Stressniveau sehr stark senken und Ängste abbauen."
Markus Gosch

Anlass Zwar steigert auch künstliches Lachen Lungenvolumen und Atemfrequenz, wie Gosch sagt. Doch um sich rundum gut zu fühlen - dafür muss das Lachen schon einen Anlass haben. „Und wenn ich dann spüre, dass wir in ein gegenseitiges Annehmen kommen und wenn dann mal kurz gelacht oder gelächelt wird, dann merke ich eine Ruhe, eine Entspannung, ein inneres Erleichterndes“, sagt Annika Corleis. Diese Leichtigkeit in den Krankenhausalltag einzubringen, das sei ein wichtiges Ziel der Klinik-Clowns.
Länger leben? Einen Schritt weiter gedacht: Kann Lachen uns nicht nur im Moment helfen, sondern sogar unser Leben verlängern? Inwiefern sich regelmäßiges Lachen auf die Lebenserwartung auswirken kann, das ist laut Markus Gosch schwierig zu beantworten. „Wir haben dazu keine evidenzbasierten Daten, weil es schwierig ist, kontrollierte Studien dazu zu machen.“

"Wenn wir wirklich herzhaft lachen, ist das eine wunderschöne Medizin."
Annika Corleis

So könne jemand, der alles sehr mit Humor nehme, unter Umständen sogar risikofreudiger in den Alltag hineingehen und dadurch seine Lebenserwartung wieder reduzieren. „Was aber die Lebensqualität betrifft, ist es ja relativ logisch, dass sich Leute mit Humor und Lachen leichter tun und leichter durchs Leben gehen“, sagt Gosch. Lachen ist nun mal in vielen Fällen die beste Medizin.
Viele Gründe „Wir lachen aus tausend verschiedenen Gründen. Aber wenn wir wirklich herzhaft lachen, ist das eine wunderschöne Medizin“, sagt Annika Corleis. Vor allem, wenn man mit anderen lacht - und nicht über sie.
Übrigens kann man Humor - und damit auch das Lachen - üben. „Humor ist auch eine innere Haltung. Ich kann das Glas halb voll oder halb leer sehen und das hat auch etwas für mich mit positivem Denken und somit mit Humor zu tun“, sagt Clownin Corleis. Wer sich für Humor öffnet, kann beispielsweise etwaige Stresssituationen vielleicht eher mit einem Augenzwinkern sehen - und dadurch besser bewältigen. Das steigert nicht nur das allgemeine Wohlbefinden, sondern tut auch dem Herzen gut. dpa