EBM-Papst

Pionier der EC-Technik

Das Jagsttal bei Mulfingen zählt ohne Zweifel zu den schönsten Winkeln der Region. Dass der dort beheimatete Ventilatorenhersteller EBM-Papst zu den regionalen Vorreitern in Sachen Umwelttechnik gehört, ist da kein Wunder.Eine grüne Plakette mit dem firmeneigenen Green-Intelligence-Siegel ziert seit einigen Monaten die Motoren und Ventilatoren des weltweit aktiven Konzerns mit 15 000 Beschäftigten und einem Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro. Vor zehn Jahren haben die Hohenloher mit Green-Tech das erste Umwelt-Siegel eingeführt, in den von Gründer Gerhard Sturm geprägten Firmengrundsätzen ist das Nachhaltigkeitsgen aber schon seit Jahrzehnten festgeschrieben: „Jedes Produkt, das wir neu entwickeln, muss seinen Vorgänger ökonomisch und ökologisch übertreffen“, heißt es da.

Grün und erfolgreich: Der Ventilatorenhersteller EBM-Papst hat sich dem Umweltschutz verschrieben

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Auszubildende machen sich bei EBM-Papst regelmäßig auf die Suche nach Energieverschwendung in der Produktion. Fotos: EBM-Papst

Weil Elektromotoren in Klimaanlagen, Kühltruhen und im Maschinenbau richtige Stromfresser sein können, gibt es für die Ingenieure viel Einsparpotenzial. Im Vergleich zu herkömmlichen Motoren sparen die Mulfinger Energiesparventilatoren so viel Strom ein, dass dadurch die Produktionskapazität mehrerer Großkraftwerke nicht mehr benötigt wird. Die Arbeit der rund 3700 Mitarbeiter in Hohenlohe hat also echte Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima.

„Mit Green-Tech“, sagt Stefan Brandl, „brachten wir seit vielen Jahren unseren ganzheitlichen Ansatz zum Ausdruck: grüne Produktion, grüne Produkte und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen.“ Der Vorsitzende der Gruppengeschäftsführung betont: „Das gilt auch weiterhin.“ Green-Intelligence ist für ihn die logische Weiterentwicklung dieses Ansatzes. „Energieeffizienz und Digitalisierung sind nicht mehr voneinander zu trennen“, sagt er. „Green-Intelligence ist Green-Tech plus Digitalisierung.“

Schon in der Konzeptionsphase optimieren die EBM-Papst-Experten Werkstoffe und Verfahren auf größtmögliche Umweltverträglichkeit, Energiebilanz und Recyclingfähigkeit. Das ist nicht immer einfach, vor allem, wenn man mehr als 20 000 unterschiedliche Produkte im Programm hat. „Aber das Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist in unserer Unternehmenskultur tiefgreifend verankert“, sagt Stefan Brandl. „Das fängt bereits bei unseren jüngsten Mitarbeitern an.“ Seit 2010 schickt EBM-Papst seine Auszubildenden nämlich auf die Suche nach Energieeinsparpotenzial im Unternehmen.

Die Energie-Scouts gehen mit Wärmebildkamera und Druckluftmessgeräten durch die Hallen, reparieren in der Produktion Druckluftanlagen oder fahnden nach veralteten Antriebsmotoren. „Bereits im ersten Jahr haben wir fast 100 Leckagen beseitigt und damit 100 000 Euro eingespart“, erklärt Lisa Bahr, die zu den ersten Energie-Scouts zählte und heute in der Abteilung Betrieb, Instandhaltung und Bau für Energie und Umwelt zuständig ist.

Schnell machte das Projekt Schule – zunächst im Unternehmen selbst, 2014 dann in der Region Heilbronn-Franken und schließlich deutschlandweit. Nahezu alle Industrie- und Handelskammern in Deutschland bieten das Konzept mittlerweile ihren Mitgliedsunternehmen an. Sogar bei der UN in New York haben Mulfinger Auszubildende das Projekt schon vorgestellt – und vor zwei Jahren bei der Weltklimakonferenz in Bonn. Deutschlandweit haben im Lauf der Jahre mehr als 6000 junge Menschen eine Ausbildung zum Energie-Scout durchlaufen, die auf der Initiative von EBM-Papst basiert.

„Ich freue mich sehr, dass diese Idee bis heute bundesweit vielfach übernommen wurde“, sagt Brandl. Bereits zu Beginn der Berufslaufbahn soll damit das Bewusstsein für umweltbewusstes Verhalten geschärft werden. „Die Energie-Scouts sind eine tolle Idee“, findet auch der Grünen-Politiker Cem Özdemir. „Wenn man junge Menschen für ein Anliegen sensibilisieren möchte, dann muss man sie auch machen lassen. Praxis ist da die beste Theorie.“

Dass Green-Tech viel mehr ist als grüne Theorie, zeigt auch der Blick in die Bilanz des Hohenloher Vorzeigeunternehmens: Seit der Einführung des Green-Tech-Logos im Jahr 2009 hat sich der Umsatz der Mulfinger trotz wachsender Konkurrenz aus Asien verdoppelt. EBM-Papst hat es nämlich geschafft, einen Markt für die in der Anschaffung teureren, aber im Betrieb günstigeren Motoren und Ventilatoren zu schaffen. Wo weniger Energie verbraucht wird, fallen schließlich geringere Stromkosten an. Verknüpft mit digitaler Intelligenz will Brandl künftig noch mehr grünes Potenzial heben. Manfred Stockburger
  

Pionier der EC-Technik

EBM-Papst ist nicht der älteste, aber der größte unter den Hohenloher Ventilatorenherstellern. Urspünglich konzentrierte sich das 1963 gegründete Unternehmen auf kleinere Lüfter, inzwischen gibt es bei den Mulfingern Motoren und Ventilatioren der verschiedensten Größen und Leistungsstärken.

Das Unternehmen hat schon früh auf die sogenannte EC-Technik gesetzt, die die Motoren elektronisch regelbar macht. Damit kann die Leistung dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden.