Die Idee stammt aus Amerika. Da wollte der Architekt Michael Reynolds vor 40 Jahren ein Haus bauen, ohne Ressourcen zu verschwenden. 2016 dann entstand im Tempelhof in Kreßberg mit seiner Hilfe ein Earthshiphouse. Dort essen, duschen und kochen ein Dutzend Erwachsene, zwei Teenager und sechs Kinder, die in den Jurten und Bauwagen um das Earthship herum schlafen.Gebaut wurde das Haus so, dass die Nordwand in einem Erdhügel steht. Das speichert im Winter die Wärme, im Sommer bleibt es im Inneren angenehm kühl. Die Südseite ist komplett verglast. So kommt das Earthship ohne Heizung aus, nur das Wasser wird mit einem Biomeiler erwärmt.
Rein aus receycelten Materialien ist in Kreßberg ein etwas anderes Heim entstanden

Lehm
Wenn es ganz kalt ist, berichtet Maya Heilmann, eine der Bewohnerinnen, dann ziehe man eben einen zusätzlichen Pullover an. Die Witterung spürt sie vor allem dann, wenn sie im Winter von ihrem Bauwagen aus zum Haus läuft, um dort die Toilette zu nutzen. Die Wände innen sind mit Lehm verputzt. Auch das trägt zu einem guten Raumklima bei. Gespeichert wird die Wärme von Glasflaschen, die quasi als Luftpuffer in die Wände eingeputzt sind. Über 3000 alte Autoreifen gaben dem Gebäude seine Struktur. Was ist wirklich Müll? Was kann weiter verwendet werden? Das sind Fragen, die nicht nur während der Bauzeit wichtig waren und diskutiert wurden. Auch jetzt, nachdem das Haus fertig ist, ist oberstes Ziel, möglichst wenige Ressourcen zu verschwenden. Klar, dass kaum (Plastik-) Verpackungen ins Haus kommen. Wozu auch? Vieles von dem, das die Bewohner zum Leben brauchen, wird im Tempelhof selbst angebaut und kann damit unverpackt in die Küche. Nicht nur auf den eigenen landwirtschaftlichen Flächen wird Essbares angebaut. Selbst im Earthship wächst Essbares. In den Planters vor den raumhohen Fenstern wachsen Kräuter, Trauben, Mandarinen, Avocados und vieles andere mehr. Das ist gut für das Raumklima und schmeckt.
Paradies für Selbstversorger: Weltweit gibt es etwa 1000 Earthships.
Rückstände
Gegossen wird das Grünzeug mit dem Abwasser, das im Haus entsteht. Das setzt aber voraus, dass keine Schadstoffe im Waschwasser sind. Das hat sich als schwieriger erwiesen, als anfangs gedacht. Immer wieder stellten die Bewohner fest, dass Rückstände von den Textilien im Wasser blieben. Klar, dass nur biologisch abbaubares Shampoo oder Spülmittel benutzt wird. Doch auch da ist nicht jedes gleichgut geeignet. Auch wurde festgestellt, dass zu wenig geduscht wurde, um die Toilette tatsächlich nur mit gebrauchtem Wasser bedienen zu können.
Yvonne Tscherwitschke