Außenstehende können nur selten ermessen, wie schwer der Verlust eines geliebten Menschen wiegt. Hat jemand seinen Partner oder einen Angehörigen verloren, herrscht selbst bei nahestehenden Personen große Unsicherheit vor, wie sie den Hinterbliebenen begegnen sollen. Klar wollen sie Freunde oder Bekannte in deren schwerer Zeit unterstützen. Die Frage ist nur: wie?
Nicht drücken Im schlechtesten Fall führt dies dazu, dass sie Begegnungen mit den Trauernden möglichst vermeiden, sich gerne vor Gesprächen mit ihnen drücken. Nicht aus bösem Willen, sondern aus Angst davor, etwas falsch zu machen. Denn Sterben, Tod und Trauer sind für viele noch immer ein großes Tabu. Themen, die im Alltag eine möglichst kleine Rolle spielen sollen. Doch wenn Trauernde bemerken, dass man ihnen aus dem Weg geht, fühlen sie sich in einer Zeit, in der sie ganz besonders auf Zuwendung angewiesen sind, alleingelassen.
Dabei ist es gar nicht so schwer, Anteilnahme zu zeigen. Klar lassen sich kaum tröstende Worte finden. Aber diese sind im Umgang mit den Hinterbliebenen meist auch nicht nötig. Viel dringender ist es, Menschen, die einen Angehörigen gehen lassen mussten zu zeigen, dass man für sie da ist. Dazu gehört es, sie einfach einmal in den Arm zu nehmen, mit einem Blumengruß bei ihnen vorbeizuschauen oder sie spontan zum Kaffee einzuladen. Das alles hat für sie große Bedeutung. Keinesfalls sollte man sich in banale Sprüche wie „Das wird schon wieder“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden“ flüchten. Solche Sätze helfen nicht. Sie verletzen und entwerten die Trauer. Stattdessen genügt es, zuzuhören. Denn gerade in der ersten Zeit ihres Verlustes brauchen Trauende jemanden, mit dem sie über die verstorbene Person sprechen können.
Gespräche führen Denn im Erzählen sind sie mit dem Verstorbenen verbunden. Je mehr sie über ihn reden, desto leichter wird es für sie. In solchen Gesprächen sollte man den Hinterbliebene klarmachen dass es völlig in Ordnung ist, wenn sie dabei weinen und Emotionen zeigen. Auch das hilft bei der Verarbeitung ihres Verlustes. Trauer ist übrigens keine Frage der Zeit. Während die einen relativ schnell wieder ins Leben zurückfinden, kann es für andere sehr lange dauern, bis sie sich mit der neuen Situation arrangieren. Dies gilt besonders für Aufgaben, die früher der Partner übernommen hat.
Die Spanne kann dabei vom wöchentlichen Einkauf bis zu Behördengängen, von Bankgeschäften bis zum Reifenwechsel am Auto reichen. Hier können sich Freunde in der Anfangszeit einbringen, indem sie diese Tätigkeiten zumindest vorübergehend übernehmen und den Trauernden dabei nach und nach in die Erledigungen mit einbeziehen.
Doch was ist, wenn Hinterbliebene solche Hilfsangebote ausschlagen? Dann sollte man auch dies akzeptieren, ohne beleidigt zu sein und trotzdem immer wieder nachfragen, wo und wie man ihnen zur Seite stehen kann. Dies gilt auch für geplante Aktivitäten. Manche Trauernde sind über jede Abwechslung froh, genießen Einladungen zum Essen, Shoppen oder ins Theater, andere haben dazu erst einmal keine Lust und ziehen sich zurück.
Willkommen heißen Das ist besonders oft der Fall, wenn ihr Freundeskreis ausschließlich aus Pärchen besteht. Gerade dann haben Witwer oder Witwe besonders oft das Gefühl, das fünfte Rad am Wagen zu sein - auch wenn das gar nicht stimmt. Sie weiterhin in gemeinsame Unternehmungen mit einzubeziehen und im alten Freundeskreis willkommen zu heißen, sollte selbstverständlich sein.
Welcher Zeitpunkt dafür der richtige ist, und wann sie wieder gerne unter Leute zu gehen möchten, das wissen nur die Betroffenen selbst. Wichtig ist nur, den Kontakt zu ihnen nicht abreißen zu lassen und immer einmal wieder etwas für sie zu tun, was von Herzen kommt.
Von unserer Redakteurin
Ulrike Kübelwirth