Brautkleid mit zwei Leben

Wer heiraten möchte, sollte lange Lieferzeit bedenken – Trends für 2021

Brautkleider sollen auch nach der Hochzeit getragen werden. Viele Bräute lassen sich beispielsweise aus dem oberen Teil ein Top nähen. Foto: Cymbeline/dpa-tmn

Warum sollte man ein Kleid für mehrere Tausend Euro kaufen und es nur einen einzigen Tag im Leben tragen? Mal ganz abgesehen von der finanziellen Seite dieser Investition finden es viele Bräute schlichtweg schade, ihr schönes Kleid nicht noch zu weiteren Anlässen tragen zu können, meint Kerrin Wiesener vom Bund deutscher Hochzeitsplaner.Daher würden Bräute sich auch vermehrt überlegen, ob und wie ihr Hochzeits-Outfit ein zweites Leben nach der Eheschließung haben kann – etwa als schönes weißes Sommerkleid oder eingefärbt für ähnlich schicke, weitere Feste. Das führt zu einer Trendveränderung: Angesagt sind beispielsweise „hübsche taillenhohe Röcke mit einem Spitzentop oder auch Jumpsuits“, berichtet Wiesener. „Man kann auch so manches andere Kleid später auch noch so tragen, dass man darin eben nicht wie eine Braut aussieht – etwa einen Tüllrock mit einer Jeansjacke und Sneakers kombinieren.“   

Viele der angesagten Kleider seien nun leichter und auch alltagstauglicher als die übliche Brautmode, sagt Susan Lippe-Bernard, Chefredakteurin des „Braut & Bräutigam Magazins“. Zu der Entwicklung passt auch ein neuer Trend: „Minimalistisches, schönes und zeitloses Schneiderhandwerk, das auch in 20 Jahren noch gut aussieht“, beschreibt Wiesener jene Modelle. Diese Kleider haben oft gerade Schnitte und eine sehr feminine Wirkung – obwohl sie durchaus auch hochgeschlossen sein können.

Günstigere Preise
Insgesamt würden die Bräute auch weniger Geld für ein Kleid in die Hand nehmen – „denn das Geld geht eher in die Party, das war vor fünf Jahren noch nicht so“, ergänzt Wiesener. Zumal inzwischen viele Modeketten für normale Damenbekleidung zusätzlich Hochzeitskleider anbieten, und das zu vergleichsweise günstigen Preisen.

Trotz des Wunsches nach mehr Langlebigkeit der Kleider ändert sich an der Farbgebung kaum etwas. Die große Mehrheit der Brautoutfits sind weiterhin weiß – auch wenn sich im Handel immerhin eine große Bandbreite an Weißtönen findet, etwa ein gelblicheres Beige oder ein ganz zartes, helles Lavendel. „Richtige Farben sind in der Regel aber nur Akzente im Outfit“, so Wiesener.

Tattoospitze
Während für die einen etwas Schlichteres nun angesagt ist, setzen andere auf Kleider, die die Braut zum Hingucker machen – und zwar mit viel nackter Haut. Diese Kleider haben sehr tiefe Ausschnitte, hinten wie vorne, und sogenannte Cut-outs. Das sind bewusst gesetzte Löcher in der Kleidung, teils mit durchsichtigem Tüll oder Stickereien belegt. Man spricht dabei auch von der Tattoospitze. Diese Details zeigen Haut an besonders reizvollen Stellen des Körpers.

Die Braut darf nun lange Ärmel, mutigere sogar Trompeten- und Puffärmel tragen – auf die Spitze getrieben, erinnert das Kleid dann unter Umständen sogar an den Modestil der Renaissance. „Das sieht schon cool aus, aber man braucht dafür eine mutige Braut“, findet Wiesener.

Diese Kleider haben oft einen Boho-Stil, der sich in den vergangenen Jahren zunehmend zum Trend entwickelt hat und erst mal erhalten bleibt, berichtet Lippe-Bernard. „Es gibt insgesamt ja gerade einen Rückbezug auf das, was Oma trug und hatte.“ Das werde ihrer Ansicht nach auch 2021 so bleiben: „Je unsicherer die Zeiten, desto mehr Rückbesinnung gibt es.“

Von Simone Andrea Mayer, dpa
  

Corona-Pandemie sorgt weiter für Unsicherheiten – Hochzeitsplanung bleibt eine Hängepartie

Corona und kein Ende: Die anhaltende Pandemie lässt auch Hochzeitspläne platzen. Manche Feiern mussten ausfallen, andere werden auf 2021 verschoben – doch auch das birgt zahlreiche Unsicherheiten und Risiken. Denn noch steht ja gar nicht fest, dass große Feiern 2021 tatsächlich im geplanten Rahmen stattfinden können – oder ob dann weiterhin Beschränkungen gelten. Das ist nicht nur traurig, sondern auch finanziell schwierig.

Viele Brautpaare hätten schlicht Angst, auf den Kosten sitzen zu bleiben, sagt Svenja Schirk, die Sprecherin beim Bund deutscher Hochzeitsplaner ist. Wer zahlt eigentlich, wenn die Feier abgesagt werden muss? „Da kommt es wirklich auf die Details an“, sagt Schirk. Als Faustregel gilt: Sagt ein Brautpaar von sich aus ab und nicht als Folge zum Beispiel einer Verordnung, „dann bleiben Kosten hängen“. Anders könne der Fall vielleicht sein, wenn eine Location zum Beispiel per Gesetz geschlossen wird. Dann würde der Vertrag aufgelöst, erklärt Schirk, die Location könne dann ja die vereinbarte Leistung nicht mehr erbringen. Hat ein Dienstleister dagegen schon Arbeit investiert, für den Druck und Versand von Einladungen zum Beispiel, müssen Brautleute in der Regel zahlen und können auch kein Geld zurückfordern.

Umbuchung
Am einfachsten scheint es da, umzubuchen statt abzusagen. Das geht aber nur, wenn der Dienstleister zustimmt. Schließlich muss er ja zum neuen Termin auch freie Kapazitäten haben. Entscheidend sind im Zweifel die Geschäftsbedingungen des Unternehmens. „Wir raten den Brautpaaren und auch unseren Dienstleister-Kollegen immer, viel zu kommunizieren, um gemeinsam eine Lösung zu finden, mit der beide Seiten leben können“, rät Schirk. dpa
   

Knappe Kapazitäten

Wegen der Corona-Pandemie haben viele Brautpaare ihre geplante Hochzeit abgesagt oder verschoben. Das hat Folgen für alle, die 2021 heiraten wollen. „Nächstes Jahr wird tatsächlich das Hochzeitsjahr, so wie es aussieht“, sagt Hochzeitsplanerin Svenja Schirk. Jetzt noch Termine, gute Locations und Dienstleister mit freien Kapazitäten zu finden, kann schwierig werden. „Da muss man als Brautpaar versuchen, so flexibel wie möglich zu sein, damit das noch klappt.“ dpa