Der Nutzgarten kommt wieder in Mode

Frisch auf den Tisch dank Kräutern, Obst und Gemüse aus eigenem Anbau – Salat und Co. lassen sich auch mit Zierpflanzen kombinieren

Früher gehörte er ganz selbstverständlich zu vielen Häusern dazu – der Nutzgarten. Schließlich diente der Anbau von Obst und Gemüse der Ernährung. Als mit den Wirtschaftswunderjahren der Wohlstand kam, sich Salat und Co. zu niedrigen Preisen und zu jeder Jahreszeit in den Supermärkten fanden, verschwand der Nutzgarten mehr und mehr.Erst Lebensmittelskandale und das steigende Bewusstsein für gesunde, biologisch angebaute Lebensmittel brachten ihn nach und nach wieder ins Bewusstsein der Hobbygärtner zurück. Heute ist selbst Geerntetes vielfach der Stolz der Hobbygärtner. Und dafür braucht es noch nicht einmal einen großen Garten.Mehr Würze im Leben Selbst diejenigen, die nur wenig Platz und vielleicht auch wenig Zeit haben, können ihren Speisezettel mit Selbstangebautem aufpeppen. Denn für ein kleines Kräuterbeet, Naschtomaten oder einen Beerenstrauch reicht ein Balkon völlig aus. Schließlich lassen sich farbenfrohe Zier- und Nutzpflanzen prima miteinander kombinieren. Der Anbau von Kräutern, Obst und Gemüse macht nicht nur Spaß, die Ernte schmeckt aufgrund des Gärtnerstolzes gleich noch einmal so gut.

Wer mit dem Gärtnern beginnt, wagt sich meist zuerst an eine Kräuterecke. Die lässt sich entweder mit Jungpflanzen bestücken – oder man zieht die Setzlinge auf der Fensterbank vor.

Draußen lassen sich die Küchenlieblinge vom Frühjahr bis zum Spätsommer aussäen, drinnen kann die Aussaat sogar das ganze Jahr über erfolgen. Für ein anständiges Wachstum müssen die Jungpflanzen aber an einem sehr hellen Standort stehen. Pralle Sonne an einem Südfenster vertragen sie aber nicht.

Auch im Freien sollten Küchenkräuter wie Schnittlauch, Petersilie, Kresse oder Basilikum nicht in der prallen Sonne, aber durchaus an einem hellen Fleckchen stehen. So lassen sie sich prima in Töpfen oder Blumenkästen ziehen. Das macht wenig Arbeit, braucht wenig Platz und sorgt aber garantiert für mehr Würze im (Küchen)leben.

Mini-Naschobst 
Wenn wir schon bei Balkon und Terrasse sind: Wer Beeren, Birnen, Äpfel ode Kiwis liebt, der muss auch dort nicht auf Naschobst verzichten. Denn gerade in jüngster Zeit bietet der Fachhandel passende Beerensträucher oder schmale Säulenbäume an, die kleinwüchsig bleiben. Sie bringen nicht nur Farbe auf den Balkon, sondern sorgen auch für jede Menge aromatischen Genuss.

Beim Kauf auf robuste Sorten zurückgreifen und auf die richtige Pflege achten. Wichtig sind vor allem eine gute Erde, ausreichend Nährstoffe und regelmäßiges Wässern. Je mehr Sonne die Früchte erhalten, und je länger man mit der Ernte wartet, desto süßer und aromatischer werden sie. Wer sich an diese Tipps hält, hat unter Garantie den gewünschten gärtnerischen Erfolg.

Die Königsdisziplin ist für viele Hobbygärtner der Gemüseanbau, an den sich viele nicht so recht rantrauen. Erstens befürchten sie, dafür zu- viel Fläche opfern zu müssen. Zum Zweiten glauben sie, dass der Anbau recht schwierig ist. Doch aller Anfang muss nicht schwer sein, wenn ein paar grundsätzliche Tipps beherzigt werden.

Der Erfolg beginnt bereits mit der Auswahl der richtigen Sorte. Robust und pflegeleicht, und damit für Starter bestens geeignet sind Radieschen, Bohnen, Erbsen und Zwiebeln. Am wichtigsten ist es aber, dass man Sorten wählt, die man selber gerne isst. Nur dann macht auch die Arbeit im Beet so richtig Spaß.

Vorgehen in Schritten 
Alles beginnt mit der Auswahl des geeigneten Standorts. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der vorgesehene Platz sonnig und windgeschützt sein sollte.

Auch beim Start auf einer kleinen Fläche lohnt sich das Anlegen neuer Beete – am besten mit Fußpfaden zwischen den einzelnen Sorten. So können Radieschen, Zwiebeln und Co. gut nebeneinander wachsen. Grundlage für ein gesundes Wachstum ist wie im Ziergarten auch die sorgfältige Vorbereitung des Bodens, der von Unkraut befreit und gelockert werden muss. Perfekt wäre es, seine Beschaffenheit und vor allem seinen ph-Wert zu kennen, der im günstigsten Fall bei sieben liegt. Dies lässt sich am besten mit einem Teststreifen herausfinden, den es im Fachhandel gibt. Ist die Erde zu sauer, kann man sie kalken, ist sie zu alkalisch, lässt sich mit Kompost oder Dung gegensteuern.

Gerade Sommersorten werden von vielen Hobbygärtnern gerne im Frühbeet selbst vorgezogen. Wer sich aber das erste Mal ans Gemüsebeet wagt, der sollte die vorgezogenen Setzlinge lieber kaufen. Sichere Anfängersorten sind Bohnen, Tomaten, Gurken, Pepperoni und Paprika. Hat man seine Wahl getroffen, den Platz endgültig festgelegt und das Beet vorbereitet, dann beginnt die eigentliche Arbeit. Und die unterscheidet sich in keiner Weise von der im übrigen Garten: Bis zur Ernte heißt es sorgfältig zu pflegen, gießen, düngen und auf Schädlingsbefall zu achten. Das kräftigt die Pflanzen und macht sie widerstandsfähiger. Beste Voraussetzungen für einen guten Ernteertrag.

Wiederholungsfehler 
Viele, die im ersten Jahr ihr Gemüse erfolgreich geerntet und Spaß am Anbau gefunden haben, machen sich im Jahr darauf erneut an die Arbeit, pflanzen die einzelnen Sorten an ihren angestammten Platz und reiben sich verwundert die Augen, weil das Gemüse längst nicht mehr so gut gedeiht wie in der vorhergehenden Saison.

Kein Wunder, der Boden hat auf die Monokultur reagiert. Das Zauberwort heißt deshalb: Rotation. Das heißt, dass Tomate und Co. nicht auf dem gleichen Fleck angebaut werden sollten wie im vorigen Jahr. Da jede Sorte unterschiedliche Nährstoffansprüche hat, wird durch einen Platzwechsel verhindert, dass der Boden auf die Überbeanspruchung reagiert. Beherzigt man diese relativ einfach umzusetzenden Tipps, steht einer erfolgreichen Erntewiederholung nichts mehr im Wege.

Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth

Monatsthema April: Mein Garten – Mein Zuhause

Deutschland ist eine Nation von Hobbygärtnern, denen die Beschäftigung mit dem Grün vor der eigenen Haustür Freude bereitet. Ein Trend, dem die Corona-Pandemie noch einmal einen kräftigen Schub verleiht. Deshalb heißt das Monatsthema im April „Mein Garten – Mein Zuhause“.

■ Die Macher von Heilbronner Stimme, Kraichgau Stimme und Hohenloher Zeitung berichten vier Wochen lang rund ums Grün, dem sie sich auf vielfältige Weise nähern. Und darauf dürfen sich die Leserinnen und Leser freuen
■ 1. April: Deutschland, das Land der Hobbygärtner (Serviceseite)
■ 3. April: Gartentipps für den ganzen Monat (Gartenseite Magazin)
■ 7. April: Eppingen blüht auf, Ausblick auf die Gartenschau (Region)
■ 10. April: So gelingt der Anbau von Küchenkräutern (Gartenseite Magazin)
■ 14. April: Grüne Fassaden in Heilbronn und der Region (Region)
■ 17. April: Die besten Pflanzen fürs Hochbeet (Gartenseite Magazin)
■ 20. April: Wurmkiste – der lebende Biomüll (Region)
■ 22. April: Heilbronn, die Stadt der Parks (Region)
■ 24. April: Gemüse für Anfänger (Gartenseite Magazin)
■ 24. April: Eine Frau nutzt ihren Garten zur Selbstversorgung (Gartenseite Magazin)
■ 27. April: Schätze im botanischen Garten (Region)
■ 29. April: Der Experimentiergarten des Paul-Distelbarth-Gymnasiums (Region)
■ 30. April: So geht Biogärtnern (Gartenseite Magazin)