Es war nie wichtig, hat an der Zeit gefehlt, die Gelegenheit hatte sich nie ergeben und auch das Interesse war in der Vergangenheit nicht besonders groß. Die Gründe, weshalb Menschen i nicht schwimmen können, sind vielfältig. Und jetzt, im Alter? Ist genau die richtige Zeit, sich mit dem Element Wasser anzufreunden, denn zum Schwimmen lernen ist es nie zu spät.
Und dafür gibt es viele gute Gründe. Zum einen ist die sichere Bewegung im Wasser eine Bereicherung, sie ist gesund, bringt Herz und Kreislauf auf Trab, schont die Gelenke und ist somit der richtige Sport für aktive Senioren. Zum anderen bedeutet Schwimmen zu können ein Stück Sicherheit.
43 Todesopfer Wie wichtig es ist, sich gut über Wasser halten zu können, das zeigt die Statistik: Allein in Baden-Württemberg sind im vergangenen Jahr 43 Menschen ertrunken (2022 waren es noch 29). Vier von fünf Opfern waren nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, kurz DLRG, männlich. Fast jeder zweite tödlich Verunglückte war über 60 Jahre alt. Die meisten Todesfälle gab es in überwiegend unbewachten Binnengewässern - sprich in Flüssen oder Badeseen.
Doch nicht nur die Zahl derer, die ertrinken, steigt jährlich, sondern auch die Zahl der Nichtschwimmer. So hat sich 2022 die Zahl der Grundschüler, die nicht schwimmen können von zehn auf 20 Prozent verdoppelt. Und auch bei den Erwachsenen sieht es nicht gerade rosig aus.
Laut einer repräsentativen Umfrage können zwar 80 Prozent der Befragten schwimmen - doch jeder Zweite von ihnen à fühlt sich im Wasser nicht sicher. Umgerechnet bedeutet dies laut DLRG: Jeder vierte Erwachsene kann sich nur schlecht oder gar nicht über Wasser halten.
Für mehr Sicherheit Klar ist es am besten, die Bewegung im Wasser schon im frühes Kindesalter zu erlernen. Doch auch ein fortgeschrittenes Alter ist kein Hinderungsgrund. Alexander Gallitz, Präsident des deutschen Schwimmlehrerverbandes bringt es auf den Punkt. Er ist sich sicher: „Erwachsene, die schwimmen lernen, tun aktiv etwas für ihre Sicherheit und die Gesundheit.“ Führen sie sportliche Übungen im Wasser durch anstatt an Land, belasten sie ihren Bewegungsapparat acht-bis zwölfmal weniger. Selbst Menschen mit Herzproblemen können im Wasser aktiv sein - sie sollten jedoch vorsichtig ans Schwimmen herangeführt werden. Aber auch das ist kein Problem.
Gegen die Angst Allerdings bringen Erwachsene laut Gallitz „Päckchen“ mit, die es bei Kindern so nicht gibt. Manche haben Angst, manche empfingen Scham. Der größte Vorteil ist aber, dass Erwachsene kognitiv gut ansprechbar sind - was Schwimmlehrern die Arbeit erleichtert. Sie führen ihre Kursteilnehmer langsam an das ungewohnte Element heran. Dabei steht an erster Stelle die Gewöhnung an den Druck des Wassers, wenn es auf Kopf, Augen und Ohren trifft. In Beisein des Trainers lernen die Kursteilnehmer, den Kopf unter Wasser zu bringen oder sich bei der e Seesternübung mit ausgebreiteten Armen und Beinen aufs Wasser zu legen.
So erfahren sie, wie gut das nasse Element sie trägt. Erst im Anschluss werden Schwimmtechniken erlernt - also die koordinierte Bewegung von Armen und Beinen. Gestartet wird beim Verband der deutschen Schwimmlehrer nicht etwa mit dem Brustschwimmen, denn das ist laut Aussage der Experten die komplexeste aller Techniken.
Begonnen wird mit dem Rückenschwimmen, bei dem sich Rücken- und Nackenmuskulatur vollkommen entspannen. Erst wenn Erwachsene diese Technik gut beherrschen, geht es ans Brustschwimmen.

Geduld gefragt Auch das DLRG sieht kein Problem darin, Erwachsene bei Kursen zu unterrichten. Sie hat auch spezielle Angebote für Senioren im Programm. Allerdings müssten diese etwas Geduld mitbringen, denn im Vergleich zu Kindern brauchen sie mehr Zeit, bevor sie sich im Wasser sicher fühlen und bewegen können.
Und die Verbände geben Erwachsenen noch folgende Tipps mit auf den Weg: Wer Schwimmen lernen will, sollte darauf achten, dass der Unterricht in kleinen Gruppen mit bis zu maximal sechs Personen erfolgt. Die Wassertemperatur sollte angenehm sein und damit mindestens 30 Grad Celsius betragen, weshalb Kurse im Hallenbad vorzuziehen sind. Doch am aller wichtigsten ist es, darauf zu achten, dass einem der Lehrer sympathisch ist. Das hilft, Vertrauen zu fassen und somit eine der größten Hürden zu beseitigen, die das Alter mit sich bringt: Angst.
Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth