Für Frauen ist der regelmäßige Besuch beim Gynäkologen ratsam, kostet manche aber Überwindung. Bei den Kontrolluntersuchungen können Krebs oder Geschlechtskrankheiten früh erkannt werden. Wir geben einen Überblick, wie oft man zum Arzt gehen sollte, was untersucht werden sollte und was sich im Laufe des Lebens ändert.
Informationen über Verhütung
Ab wann Jugendliche zum ersten Mal zum Gynäkologen gehen sollten, ist individuell unterschiedlich, den einen richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. „Spätestens ab Beginn der Verhütungsphase, wie auch immer man die dann definiert“, sagt die SLK-Oberärztin Amelie de Gregorio. Ein Besuch sei ratsam, wenn es um eine professionelle Aufklärung über Verhütung sowie sexuell übertragbare Krankheiten gehe. „Das kann nach dem ersten Geschlechtsverkehr sein, aber auch schon davor.“ Der erste Besuch beim Frauenarzt muss nicht unbedingt mit einer Untersuchung verbunden sein. Oft geht es erst einmal darum, den Patientinnen die Angst oder Hemmungen zu nehmen, und darum, dass sie Vertrauen fassen können.
In jüngster Zeit ist vor allem die Anti-Baby-Pille als Verhütungsmethode in Verruf geraten. Für Amelie de Gregorio zu Unrecht: „Man muss sie mit vernünftigem Augenmaß auswählen und sich bewusst machen, dass das natürlich ein Medikament ist. Es sollte nicht verteilt werden wie Smarties.“ Selbstverständlich gebe es Patientinnen mit Risikofaktoren, die nicht dafür geeignet seien, die Pille zu nehmen. Doch sie grundsätzlich zu verteufeln, sei falsch. „Es gibt auch Mädchen, die haben massiv Probleme mit Akne, Behaarung oder auch extreme Unterleibsschmerzen. Hier hat die Pille sicherlich ihre Berechtigung.“
Bis zum vollendeten 19. Lebensjahr wird die Pille von der Krankenkasse bezahlt, danach müssen Frauen sie selbst bezahlen. Bei Beschwerden sollte man unabhängig von den routinemäßigen Kontrollen zum Arzt gehen. Dazu können starke Menstruationsbeschwerden zählen, Beschwerden wie auffälliger Ausfluss, Juckreiz oder Hautausschlag im Genitalbereich. Solche Symptome können auf sexuell übertragbare Krankheiten, wie zum Beispiel eine Chlamydieninfektion hinweisen. Chlamydien zählen du den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten und können sich durch Schmerzen beim Wasserlassen, Unterbauchschmerzen sowie unklarem Ausfluss bemerkbar machen. Oft verläuft eine Infektion aber auch ohne Symptome. Deshalb ist es sinnvoll, sich auf eine Chlamydieninfektion testen zu lassen. Bis zum 25. Lebensjahr wird ein Abstrich von der Krankenkasse übernommen. Danach kann es sinnvoll sein, sich zu testen, wenn man wechselnde Sexualpartner hat.
„Der erste Besuch beim Gynäkologen ist außerdem ein guter Moment, um auf den Nutzen der HPV-Impfung aufmerksam zu machen und den Impfstatus abzufragen“, sagt Amelie de Gregorio. HPV-Impfungen werden ab dem neunten Lebensjahr von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen und schützen gegen Humane Papillomviren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können.
Vom 20. bis zum 35. Lebensjahr wird die Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs gen einmal im Jahr von der Krankenkasse bezahlt, die man laut der Ärztin auf jeden Fall wahrnehmen sollte.
Hier wird beim sogenannten Pap-Abstrich mithilfe eines kleinen Spatels Zellmaterial vom Muttermund und Gebärmutterhals genommen. „Der Abstrich zielt darauf ab, Zellveränderungen zu entdecken, die Richtung Krebsvorstufe gehen“, so die Expertin. Weiter gehört zur klinischen Untersuchung die Kontrolle von Scheide und Muttermund mittels eines sogenannten Spekulums, das in die Scheide eingeführt wird. Mit einer Ultraschalluntersuchung können außerdem die Wand der Gebärmutterschleimhaut und die Eierstöcke beurteilt werden.
Durch diese Vorsorge lässt sich Gebärmutterhalskrebs frühzeitig erkennen. Anders ist es bei Eierstockkrebs. „Einen frühen Eierstockkrebs kann man im Rahmen der normalen Gynäkologie selten tasten“, erklärt Amelie de Gregorio. Das sei erst zu erkennen, wenn sich größere Zysten an den Eierstöcken gebildet hätten, die „ein paar Zentimeter“ groß sind. Mithilfe der Ultraschalluntersuchung kann man Zysten an den Eierstöcken zwar früh erkennen, doch Studien konnten keinen klaren Zusatznutzen dieser regelmäßigen Ultraschalluntersuchung für die Krebsvorsorge feststellen. Zysten an den Eierstöcken müssen nicht zwangsläufig auf eine Krebserkrankung hindeuten. Es gibt auch gutartige Zysten, die mit Flüssigkeit gefüllt sind und von selbst wieder verschwinden.
Eierstockkrebs ist laut der Expertin „kein besserer oder schlechterer Krebs“. Dadurch, dass man ihn aber häufig erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt, sei er schon schwieriger behandeln, Patientinnen hätten eine schlechtere Prognose. „Wobei sich in den letzten Jahren extrem viel bei der Behandlung getan hat. Es gibt einige neue Medikamente, die die Behandlung deutlich verbessert haben.“
Brustkrebsvorsorge ab 30
Anders sei das beim Gebärmutterschleimhautkrebs. Hier gehöre zu den klassischen Frühsymptomen die „postmenopausale Blutung.“ Das bedeutet, wenn eine Frau eigentlich schon in der Menopause ist und eventuell einige Jahre keine Blutungen mehr hatte, sie dann aber plötzlich wieder blutet, sollte man das ärztlich abklären. Der Krebs trifft zwar eher ältere Frauen, doch auch Jüngere können betroffen sein. Mittlerweile sehe man Gebärmutterschleimhautkrebs häufiger bei jüngeren Frauen: „Ein klassischer Risikofaktor ist Adipositas. Je dicker man ist und je mehr Fettgewebe man hat, desto mehr Östrogen wird produziert.“ Und ein exzessiver Östrogenüberschuss erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Gebärmutterschleimhautkrebs.
Ab dem 30. Lebensjahr kommt die Brustkrebsvorsorge hinzu. Einmal jährlich werden bei der Tastuntersuchung die Brust sowie die Lymphknoten in der Achselhöhle abgetastet. „Zusätzlich empfehlen wir, dass jede Patientin sich grundsätzlich selbst regelmäßig abtastet“, sagt Amelie de Gregorio. Denn jede Frau kenne ihre eigene Brust am besten. Vom 50. bis zum 69. Lebensjahr wird zusätzlich ein Mammographie-Screening, eine Röntgenuntersuchung der Brust, als Vorsorgeuntersuchung empfohlen. Werden hier Auffälligkeiten festgestellt, wird meist eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen. Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft stellen sich von 30 auffälligen Befunden bei der Mammographie durchschnittlich sechs tatsächlich als Brustkrebs heraus.
Text von unserer Redakteurin Marie Provençal
Zur Person

Professor Amelie de Gregorio ist Oberärztin an der SLK-Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe. Ihre Schwerpunkte liegen unter anderem auf Onkologischer Systemtherapie. Außerdem ist sie Leiterin der Dysplasiesprechstunde. Dysplasie bezeichnet Zellveränderungen am Gebärmutterhals, die eine Vorstufe von Krebs sein können.
Was hilft bei Pilzinfektionen?
Die Behandlung ist meist unkompliziert, doch auch präventiv kann man etwas tun
Sie sind meistens nicht schlimm, aber lästig und sie treffen nahezu jede Frau einmal im Leben: vaginale Pilzinfektionen. Was sind besondere Risikofaktoren und was hilft dagegen?
Grundsätzlich gehören Pilze zur Darm- und Scheidenflora. Eine gesunde Vaginalflora besteht aus vielen verschiedenen Pilzen und Bakterien. Wichtig ist aber, dass die Bestandteile im Gleichgewicht sind.
Verschiedene Risikofaktoren
Zum Problem werden sie, wenn es zu einem Ungleichgewicht kommt und sich zu viele Pilze in der Vaginalflora ansammeln. „Das ist in der Regel keine Geschichte von Ansteckung“, erklärt SLK-Oberärztin und Gynäkologin Amelie de Gregorio. Sondern es handelt sich um körpereigene Hefepilze. Es gibt unterschiedliche Risikofaktoren, die begünstigen, dass das Gleichgewicht gestört wird. „Ein Risikofaktor ist beispielsweise ein etwas erhöhter Östrogenspiegel“, erklärt die Ärztin. „Deshalb haben Frauen häufig während oder kurz vor der Menstruation Probleme mit einem Vaginalpilz.“ Auch in der Schwangerschaft komme das häufiger vor. Ein weiterer Risikofaktor sei ein schwaches Immunsystem sowie die Einnahme von Antibiotika.
Denn Antibiotika töten nicht nur die „schlechten“ Bakterien ab, sondern auch die guten. Dadurch können sich die Pilze vermehrt ausbreiten. Häufig wird nach der Behandlung mit Antibiotika die Einnahme von Probiotika empfohlen. „Das kann man machen, schaden tut es auf keinen Fall“, meint Amelie de Gregorio. Wenn man häufig beziehungsweise immer wiederkehrend mit Pilzerkrankungen zu kämpfen habe, sollte man einen Abstrich beim Gynäkologen machen lassen, um andere Ursachen wie zum Beispiel Geschlechtskrankheiten ausschließen zu können.
Typische Symptome können weißer, bröckeliger Ausfluss sein, gerötete oder trockene Schamlippen sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Wasserlassen. Auch präventiv kann man etwas tun, hierzu gehöre laut der Expertin vor allem eine „Basisschulung an Verhalten“, das heißt: Keine parfümierten Waschlotions benutzen, klares Wasser und eventuell ph-neutrale Seife genügen. Nicht ständig Binden oder Slipeinlagen tragen. In der Regel lassen sich Pilzinfektionen mit freiverkäuflichen Mitteln aus der Apotheke gut behandeln. Das sind meistens Cremes, die lokal aufgetragen werden oder vaginal angewendete Zäpfchen.
Text von unserer Redakteurin Marie Provençal