Sinnvolles und Praktisches für andere zu tun, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Praxis zu erproben, die Persönlichkeit weiter zu entwickeln und Sozialkompetenz zu erwerben: Das sind die Ziele von Freiwilligendiensten.Ausprobieren Ob Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Bundesfreiwilligendienst (Bufdi): Vor allem junge Menschen können hier während ihrer praktischen Tätigkeit im Dienste der Allgemeinheit viel ausprobieren. Sie erleben dabei nach ihrem Schulabschluss meist zum ersten Mal einen Arbeitsalltag, lernen die Abläufe einer Organisation kennen und bringen sich aktiv ein.Beide Angebote unterscheiden sich übrigens vor allem in der Dauer: Der Bundesfreiwilligendienst wird in der Regel ein Jahr lang absolviert. Die Untergrenze sind mindestens sechs, die Höchstgrenze der Dauer ist auf 18 Monate festgelegt. Der größte Unterschied zum Freiwilligen Sozialen Jahr, das es bereits seit 1961 gibt, ist: Der Bufdi kann mehrmals abgeleistet werden, sofern fünf Jahre dazwischen liegen.
Unterschiede
Der Bundesfreiwilligendienst wird ohne Altergrenze angeboten. Für junge Erwachsene bis zum 25. Lebensjahr ausschließlich in Vollzeit. Erwachsene ab dem 27. Lebensjahr können sich auch für Teilzeit mit 20 Stunden pro Woche entscheiden. Das FSJ für Menschen unter 27 Jahren erfolgt ebenfalls in Vollzeit, lässt sich aber nur einmal für höchstens 18 Monate absolvieren. Bei beiden Varianten gilt eine sechswöchige Probezeit. Und: Beides sind Angebote an Menschen, sich außerhalb von Beruf und Schule für das Allgemeinwohl zu engagieren – im sozialen, ökologischen, kulturellen oder sportlichen Bereich, bei der Integration sowie beim Zivil- und Katastrophenschutz. Stellenangebote gibt es meist bei den Trägern gemeinwohlorientierter Einrichtungen wie dem Deutschen Roten Kreuz, bei der Diakonie oder dem Arbeiter-Samariter-Bund, aber auch bei Vereinen.
Breites Spektrum
Eingesetzt werden die Freiwilligen in vielen Bereichen. Das reicht von der Mitarbeit im ambulanten Pflegedienst, über die Mithilfe in Alten- und Pflegeheimen, Fahrdienste, den individuellen Schwerstbehinderteneinsatz über Schul- und Kindergartenbegleitung bis hin zur Kinder- und Jugendbetreuung.
Während ihres Einsatzes erhalten die Freiwilligen ein Taschengeld, das sechs Prozent der Beitragsbemessungsgrenze zur allgemeinen Rentenversicherung beträgt. 2020 waren dies 414 Euro. Diese Kosten werden größtenteils vom Bund übernommen, der die Träger mit monatlich 259 Euro bis zum 25. Lebensjahr der Helfer, und mit 350 Euro ab deren 25. Lebensjahr unterstützt. Hinzu kommen oftmals noch eine kostenlose Unterkunft, Verpflegung und die Dienstkleidung. Krankenversichern müssen sich die Teilnehmer selbst. Als klassisches Arbeitsverhältnis gilt der Bundesfreiwilligendienst nicht. Zum Schutz der Freiwilligen werden aber zahlreiche Regelungen aus dem Arbeitsrecht angewandt.
Gerade junge Menschen können aus ihrem sozialen Engagement Vorteile ziehen: Zwar werden dadurch die Abi-Noten nicht besser, aber ein FSJ bietet durch die damit einhergehenden Wartesemester erhöhte Chancen auf ein zugangsbeschränktes Studium.
Stellensuche
Wer an einem der Freiwilligendienste teilnehmen möchte, der muss zuerst eine Einsatzstelle finden. Angebote liefert die Einsatzstellenbörse des Bundesfreiwilligendienstes – oder man wendet sich direkt an Einrichtungen und Projekte, die dafür in Frage kommen.
Mit der Einsatzstelle wird dann ein konkreter Vertrag zum BFD vereinbart. Von beiden Seiten unterschrieben, wird diese Vereinbarung an das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben weitergeleitet. Kommt von dort die entsprechende Bestätigung zurück, steht dem Arbeitseinsatz nichts mehr im Wege.
Angebote
Offene Stellen finden sich fast immer und überall. Allein im Kreis Heilbronn suchen derzeit beispielsweise die SLK-Kliniken, Lebens Werkstatt, das Klinikum am Weissenhof und die evangelische Stiftung Lichtenstern engagierte Helfer. Apropos: Natürlich gibt es auch außerhalb von FSJ und Bufdi viele Möglichkeiten zum ehrenamtlichen Engagement. Alternativen gerade für junge Leute, die nach dem Abi die Welt entdecken und dabei Gutes tun wollen, sind beispielsweise der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) oder das Weltwärtsprogramm.
Ulrike Kübelwirth
Erfolgsgeschichte mit zögerlichem Beginn
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) feiert in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. Doch die Idee, junge Menschen für einen ehrenamtlichen Einsatz zu begeistern, ist schon viel älter: Bereits Ende der 90er Jahre führte die aufkommende Debatte über eine eventuelle Abschaffung der Wehrpflicht und die hohe Nachfrage nach Plätzen im Jugendfreiwilligendienst dazu, dass das Bundesfamilienministerium 2003 eine Expertenkommission einberief, die sich mit der Zukunft der Zivilgesellschaft beschäftigen sollte. In ihrem Abschlussbericht regte diese die Förderung generationenübergreifender Freiwilligendienste an.
Nach kleineren Modellversuchen folgte in den Jahren 2009 bis 2011 das Modellprojekt „Freiwilligendienst aller Generationen“, das den Ehrenamtlichen allerdings nur ein Engagement von acht Wochenstunden bot. Nachdem im Jahr 2010 klar war, dass sowohl der Wehr-, als auch der Zivildienst abgeschafft würden, brachte das Familienministerium einen Gesetzentwurf zum Bundesfreiwilligendienst ein. 2011 war es dann so weit: Der Bundesfreiwilligendienst wurde als Initiative zur freiwilligen, gemeinnützigen und unentgeltlichen Arbeit in Deutschland eingeführt. Angesprochen werden sollten damit vor allem junge Leute.
Nach deren anfangs eher zögerlicher Bereitschaft, sich im BFD zu engagieren, wurde die Initiative doch noch zu einer Erfolgsgeschichte: In den vergangenen zehn Jahren nahmen bundesweit rund 400 000 Freiwillige daran teil. Entgegen aller Erwartungen waren darunter auch viele über 60-Jährige. Dabei engagieren sich die Älteren vor allem in Einrichtungen für Behinderte, in Bildungs- und Kulturprojekten sowie im Naturschutz. kü
Ansprechpartner
Wer sich für den Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr interessiert, kann sich unter der Nummer 0221 36730 an die Bundes-Hotline wenden. Auf der Homepage des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben gibt es unter www.bundesfreiwilligendienst.de jede Menge Infos. Über einen Dienst außerhalb von Deutschland hat die Seite www.bufdi.eu Wissenswertes zusammengestellt. Über die Situation im Ländle informiert www.service-bw.de. Ansprechpartner für die Kreise Hohenlohe und Neckar-Odenwald ist Jörg Maier, Telefon 0721 911510, Ansprechpartner für den Stadt- und Landkreis Heilbronn ist Rainer Paul, Telefon 0721 8301202. kü