Was gefällt, kommt nicht immer gut an

Was Azubis bei der Wahl ihrer Kleidung beachten sollten

Hauptsache gepflegt und geschmackvoll: Die Kleiderfrage ist in manchen Berufen alles andere als nebensächlich. Foto: Happypictures/stock.adobe.com

Kleider machen Leute. Oder anders formuliert: Kleider sprechen Bände. Vor allem im Joballtag. Der Spruch aus Uromas Zeiten hat immer noch Gültigkeit, auch wenn es einen offiziellen Dresscode heute nur noch in wenigen Branchen und Unternehmen gibt. Mit dem Auftreten entscheidet sich aber, wie andere einen wahrnehmen. „Wer bei der Auswahl seiner Kleidung völlig daneben greift, läuft Gefahr, dass andere ihn nicht ernst nehmen“, stellt Linda Kaiser, Trainerin für Business-Etikette, fest.Handwerksbetriebe stellen ihren Mitarbeitenden oft Arbeitskleidung mit Firmenlogo zur Verfügung. Dass diese dann auch getragen wird, versteht sich von selbst. Jeder sollte darauf achten, dass die Kleidung zumindest zu Beginn des Arbeitstages sauber ist. Wer direkten Kontakt zu Kunden hat, sollte darüber hinaus auf eine gepflegte Erscheinung achten und sich höflich und rücksichtsvoll benehmen.Dass ein Bankmitarbeiter nur seriös wirkt, wenn er entsprechend gekleidet ist – logisch. „Kunden wären sonst nicht geneigt, ihm ihr Geld anzuvertrauen“, sagt Kaiser, die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Knigge-Gesellschaft (DKG) ist. Gleiches gilt zum Beispiel für den Vertrieb. Hier komme es darauf an, mit einem eher konservativen Look einen glaubwürdigen Eindruck zu vermitteln, sagt Kaiser.

„Wichtig ist, dass man authentisch wirkt.“

Jutta Boenig

Spielraum
„Wichtig ist, dass man authentisch wirkt“, findet Jutta Boenig, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung. Selbst bei konservativen Kleidervorschriften im Unternehmen gibt es heute oft mehr modischen Spielraum als früher. „Hauptsache, es wirkt gepflegt und geschmackvoll“, sagt Boenig.

Doch selbst wenn es keine offiziellen Vorgaben gibt, ist es längst nicht einerlei, in welcher Garderobe Mitarbeiter im Job-Alltag auftreten. „Denn mit seiner Kleidung sendet man Signale aus“, sagt Yasmin Kurzhals, Personalchefin von auxmoney in Düsseldorf. Wer mit der Masse mitschwimmen will, sollte sich daran orientieren, was die unmittelbaren Kollegen tragen. Dann macht man gegebenenfalls mit Jeans, Pulli und Turnschuhen nichts falsch. Ein solches Outfit erzeugt ein Gefühl von Zusammengehörigkeit oder verkörpert eine bestimmte Haltung des Unternehmens.

Geht es in einer Firma kleidungsmäßig eher leger zu, kann jemand, der sehr schick daher kommt, overdressed wirken und auf die Kollegen überheblich wirken. „Mitunter kann aber auch das schicke Outfit gewollt sein, weil damit eine bestimmte Wirkung erzeugt werden soll, etwa Souveränität und Durchsetzungsstärke.“ Kurzhals rät, sich zu fragen, was man darstellen möchte und ob das gewählte Outfit die eigene Kompetenz unterstreicht.

Markenzeichen
Bei manchen Leuten ist ihr Kleidungsstil aber auch ein Markenzeichen. „Sie sind in der Regel sehr selbstsicher und legen es darauf an, dass man sie ein bisschen als Paradiesvogel wahrnimmt“, sagt Boenig. „Das ist völlig in Ordnung, solange aus Unternehmenssicht nichts dagegen spricht.“

Nimmt man im Auftrag seines Arbeitgebers an einer Abendveranstaltung oder Messe teil, empfiehlt es sich ebenfalls, vorher herauszufinden, welcher Kleidungsstil angesagt ist. Das geht oft aus Webseiten oder aus den jeweiligen Einladungen hervor. Sicher bewegt sich, wer eher unauffällig unterwegs ist. Dies gilt umso mehr, je höher die Position ist. Wer zu lässig gekleidet für sein Unternehmen einen Termin wahrnimmt, geht hohe Risiken ein. „Das kann im Zweifelsfall den Ruf des Unternehmens schädigen und damit dessen Erfolg“, warnt Kaiser. dpa, Sabine Meuter
  

Ungeschriebenes Gesetz

Berufsanfänger setzen sich schnell in die Nesseln, wenn sie sich bei Besprechungen den falschen Platz aussuchen. Zwar gibt es dabei meist keine feste Sitzordnung. „Man muss aber auch die ungeschriebenen Regeln beachten“, sagt Agnes Jarosch vom Deutschen Knigge-Rat in Bonn. So seien die Plätze neben dem Chef in der Regel für Ranghöhere und Ehrengäste reserviert. Es sei daher unangemessen, wenn sich etwa ein Azubi ungefragt auf so einen VIP-Platz setzt oder neben den Chef stellt. Neulinge warten am besten ab und schauen, wo sich die anderen platzieren, rät Jarosch. So vermeiden Azubis, dass sie aus Versehen den Stammplatz eines Ranghöheren erwischen. Oder sie fragen einen Kollegen, wohin sie sich am besten setzen. Wer unsicher ist, setzt sich besser nicht in die Mitte, sondern an den Rand des Tisches und weiter weg von der Präsentationswand – dort sind in der Regel die billigen Plätze. Kommt unerwartet ein ranghöherer Mitarbeiter dazu, für den kein Stuhl mehr frei ist, sollte man den eigenen Platz anbieten. dpa