Oje, die Schuhe passen auf einmal nicht mehr, weil die Füße so dick sind. Oft sind auch die Beine angeschwollen. Vor allem Senioren haben damit zu kämpfen. Was ist der Grund? Eine Antwort liegt in der schwindenden Leistungsfähigkeit der Adern. Mit zunehmendem Alter lässt die Venenfunktion in den Beinen nach. Das führe zu chronischer Venenschwäche, sagt Professor Wulf Ito, Chefarzt des Herz- und Gefäßzentrums Oberallgäu-Kempten in Immenstadt (Bayern).
Ursachen Venenschwäche, auch venöse Insuffizienz genannt, bedeutet: Der Transport des Blutes aus den Beinen zum Herzen hinauf - gegen die Schwerkraft – funktioniert nicht mehr reibungslos. Es kommt zu einem Blutstau in den Beinen. Durch das in den Venen angestaute Blut fließt vermehrt Flüssigkeit in umliegendes Gewebe. Ödeme bilden sich. Aber: Die Schwellungen können noch andere Auslöser haben. „Die genaue Ursache gehört in jedem Fall abgeklärt“, so Ito.
Geschwollene Beine könnten auch ein Hinweis auf eine chronische Herzschwäche sein, erklärt er. Neben Wassereinlagerungen, die für die Ödeme sorgen, nehmen Patienten in dem Fall oft unerklärlich und schnell an Gewicht zu und haben mit Atemnot zu kämpfen. Nieren- oder Lebererkrankungen und eine Schilddrüsenunterfunktion kommen ebenso als mögliche Ursache in Frage.
Von der Diagnose hängt ab, wie die Therapie der geschwollenen Füße und Beine aussieht. Womöglich werden Medikamente verschrieben und der Rat gegeben, auf eine gesunde Lebensweise zu achten. Das bedeutet in der Regel: ausgewogen ernähren und viel bewegen. Betroffene bekommen oft auch Kompressionsstrümpfe verordnet. „Sie bewirken, dass sich die Venen in den Beinen zusammenpressen“, erklärt Ito. Das hilft ihnen dabei, Blut effektiver zum Herzen zu leiten. Weil so weniger Flüssigkeit ins Gewebe austritt, lassen die Schwellungen an Beinen und Knöcheln nach.
Tipps Empfehlenswert ist, die Beine so oft wie möglich hochzulegen. Das erleichtere den Venen ihre Arbeit, sagt René Gräber, Heilpraktiker in Preetz (SchleswigHolstein). Ein weiterer Tipp von ihm: Wer viel am Schreibtisch sitzt, sollte öfter mit den Füßen wippen.
Die Venen profitieren zudem von Dehnübungen mehrmals täglich. Beispiel: Man stellt sich aufrecht hin und hält sich an einem Stuhl fest. Jetzt streckt man ein Bein nach hinten in die Luft und drückt das Knie durch. Mit beiden Beinen mehrmals wiederholen.
Massagen sind ein weiteres Mittel. Mit sanften Bewegungen wird die angestaute Flüssigkeit in Richtung Lymphdrüsen geleitet und damit die Zirkulation aktiviert. „In der Naturheilkunde gibt es zudem homöopathische Komplexmittel, die gezielt auf das Lymphsystem wirken und es in Gang setzen“, sagt Gräber. Gefäßmediziner Wulf Ito bringt noch Kneipp-Anwendungen ins Spiel. Diese erwiesen sich oft als wirksam gegen Schwellungen an Beinen und Füßen. Häufig reicht es schon, die Füße ins kalte Wasser zu stellen.
Keinesfalls sollte man geschwollene Füße und Beine auf die leichte Schulter nehmen. Schwillt ein Bein plötzlich an und geht dies ein her mit Atemnot, Brustschmerzen und Herzrasen, sollte umgehend der Notruf 112 getätigt werden. Auslöser für die Beschwerden ist dann womöglich eine Lungenembolie, die mit einer Venenthrombose einhergeht. In so einem Fall ist umgehend ärztliche Hilfe nötig. Sabine Meuter, dpa