Seit der Gemeindereform in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt es die Gemeinde Zaberfeld mit ihren Teilorten Michelbach, Leonbronn und Ochsenburg. Und das war beileibe keine Liebesheirat. Um einen Anschluss an Zaberfeld (oder gar an Güglingen) zu vermeiden, hatten sich Leonbronn und Ochsenburg im Vorfeld der Reform zu der neuen Gemeinde Burgbronn zusammengeschlossen. Vier Jahre später standen die Bewohner der neuen Gemeinde bei der nächsten Reform wieder vor dem gleichen Problem. Mit einem gecharterten Bus fuhren die Burgbronner nach Stuttgart, um dort vor dem Landesparlament gegen den Zusammenschluss zu protestieren – ohne Erfolg. Heute sind alle Teilorte mit Zaberfeld versöhnt, haben sich aber ihre Eigenheiten bewahrt, auf die auch die ihnen angehefteten Spitznamen hindeuten.
Zaberfelder Krabba
Ein bisschen gierig, ein bisschen ungeduldig, so werden die Zaberfelder beschrieben. Wie sie zu ihrem Spitznamen kamen, erklärt folgender Vierzeiler von Lehrer Hermann Kammerer aus dem Jahr 1920: „Zaberfelder Krabba, könnt’s net verwarta. Bis s’Welschkorn zeitig isch, sie fressat’s au sa grün.“ Ebenfalls für Zaberfelder gebräuchlich ist die Bezeichnung Kropfjockel – was wohl auf den Jodmangel der Bewohner in früheren Zeiten schließen lässt.
Michelbacher Laible
Von Armut und Hunger zeugt die Geschichte der Laible. Überlieferungen zufolge sollen die Michelbacher einst große Teile ihrer Markung für einen Laib Brot an Pfaffenhofen verkauft haben. Die Bewohner der Nachbarorte riefen deshalb den Michelbachern zu: „Michelbach hogg – morge isch Brottag“, wie ebenfalls Lehrer Kammerer niederschrieb. Ihnen zweiten und heute bekannteren Uznamen, Schnaken, verdanken sie dem Bach, der einst durch den Ort führte und als seichtes Gewässer eine Brutstätte für Schnaken war.

Leonbronner Raachmulle
Gleich drei Versionen kursieren über die Herkunft der Raachmulle. Da der Ort an drei Seiten von Steilhängen umgeben ist (nur von Osten her ist das Tal offen) kann der Rauch aus den Schornsteinen schlecht abziehen. Deshalb lag früher über Leonbronn lange Zeit am Tag eine Rauchfahne. Version zwei besagt, dass der Rauch je nach Wetterlage zudem leicht kringelig – eben wie der Schwanz einer Katze, wenn er fast senkrecht nach oben gestellt ist – über dem Ort lag.
Die dritte Variante bezieht sich auf eine Tabakfabrik, bei der einst viele Einheimische Arbeit gefunden hatten. Und die rauchten früher wesentlich mehr als heute. In den Gasthäusern jedenfalls machte sich Qualm breit. Wenn ein neuer Gast den rauchgeschwängerten Schankraum betrat, habe es deshalb des öfteren geheißen: „Do hoce se wieder, d’Leebronner Raachmulle.“
Ochsenburger Säukiwwelreiter
Ochsenburg war ein Bauerndorf, Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle. So gab es in den meisten Häusern auch einen Schweinestall. Dort wurden die Tiere aus großen Zubern gefüttert. Waren die leer, wurden sie umgedreht und als Sitzgelegenheit zum Melken der Kühe genutzt. Wenn der Winter kalt war und viel Schnee lag, nahmen die Ortsbewohner auch schon einmal den Zuber und rutschten damit den Berg hinunter.
Das Oppele
In „Sagen aus dem Zabergäu“ beschäftigte sich auch Theodor Bolay mit Zaberfeld und seinen Teilorten. Demnach ging in Leonbronn ein Geist um, der seinen Kopf unter dem Arm trug. Jede Nacht kroch er aus seinem Loch und gibt auf der Kürnbacher Steige ins alte Leonbronner Pfarrhaus. Dort legte er seinen Kopf in die Ecke, um seine Hände für die Arbeit frei zu bekommen. Dann fing er an, sämtliche Schuhe zu putzen. War die Arbeit beendet, schnappte er sich seinen Kopf wieder und ging zu seiner Behausung zurück.
Glockevon Zaberfeld
Vor einigen 100 Jahren vergruben die Zaberfelder ihre große Glocke vor drohenden Feinden auf den Fluren des untergegangenen Ortes Mörderhausen am Fuße des Strombergs. Erst nach vielen Jahren kam diese wieder zum Vorschein – Wildschweine hatten sie aus dem Boden gescharrt. Nun entstand ein Streit zwischen Leonbronn und Zaberfeld, die beide die Glocke für sich beanspruchten. Daraufhin beschlossen die Zaberfelder, dass die Glocke demjenigen gehöre, dessen Einwohner sie vom Fundplatz wegbrächten. Flugs hatten die Leonbronner die Glocke auf einen Wagen geladen und vier schwere Ochsen davor gespannt – doch das Gefährt bewegte sich nicht von der Stelle. Nun versuchten es die Zaberfelder. Sie spannten zwei leichte Kühe vor den Wagen – und bewegten ihn mühelos die Steige am Schwinderwasen hinaus. Als die Glocke schließlich wieder auf dem Zaberfelder Kirchturm hing, hörte man sie tönen: „Anne Susanne, s’Zaberfeld will i hange. Will läute und schlage. Will alle böse Wetter über’n Rhein nüberjage.“
Von unserer Redakteurin
Ulrike Kübelwirth
HNV-Fahrplantipps
Regionalbuslinien verbinden Zaberfeld mit umliegenden Orten wie Ochsenburg, Michelbach, Pfaffenhofen, Güglingen und Brackenheim. Von Montag bis Freitag besteht bis abends ein Halbstundentakt (Verstärkerfahrten in Hauptverkehrszeiten), in Richtung Ochsenburg oder Brackenheim. Eine Regionalbuslinie fährt nach Lauffen (N) mit Anschluss auf zwei Regionalzuglinien in Richtung Stuttgart oder Heilbronn (samstags im Stundentakt, sonntags im Zweistundentakt). Einzelne Busse verbinden Zaberfeld mit Eppingen. Dort kann man auf die Stadtbahn in Richtung Heilbronn oder Karlsruhe sowie auf die S-Bahn Rhein-Neckar in Richtung Sinsheim und Heidelberg umsteigen. red