Wiesen, Wälder und Weinberge mit fantastischen Ausblicken. Eine malerische Altstadt, die fernab der B27 mit ihrem Charme besticht - und auf dem Michaelsberg sogar ein eigenes Himmelreich: In Gundelsheim lässt es sich gut leben. Neue Baugebiete zeugen von der Beliebtheit der Deutschordensstadt, die mit Weinwirtschaften und einem regen Vereinsleben auch in Sachen Geselligkeit jede Menge zu bieten hat - für Einheimische und Besucher. Allen voran die Sportgemeinschaft und der Carneval Verein, der den Flecken im nördlichen Landkreis zur Hochburg der Narretei gemacht hat. Dank etlicher Prunksitzungen und dem Umzug am Faschingsdienstag, der jedes Jahr mehrere Zehntausend Besucher nach Gundelsheim bringt.
Belebung
Doch im Himmelreich herrschen auch ganz irdische Sorgen: Aufgrund seiner Lage lässt sich das Gewerbegebiet nicht mehr erweitern. Das möchten Verwaltung und Gemeinderat gerne durch eine weitere Belebung der Altstadt kompensieren.
Größter Arbeitgeber ist die Peter Kwasny AG. Das Modehaus Müller bringt als Spezialist für Hochzeitsmoden Kunden aus der gesamten Region in die Stadt. Und die Schokoladenmanufaktur schickt ihre Pralinenkreationen - allen voran das Essigschleckerle - in alle Welt und sorgt so für eine Bekanntheit des Deutschordensstädtchens wie einst die berühmten Gundelsheimer Conserven.
Hoch-Zeit Ihre Hoch-Zeit erlebte die Stadt im 19. Jahrhundert im Zuge der Industrialisierung: Neben der bereits erwähnten Konservenfabrik gab es in Gundelsheim noch drei Tabakfabriken und eine Seidenraupenzucht. Außerdem sorgte Dr. Ludwig Roemheld Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner im Schloss Horneck beheimateten Kuranstalt für illustre Gäste. Dort, wo einst die Hochmeister des Deutschen Ordens residierten, kurten Sportler wie Max Schmeling, Schauspieler wie Gründgens und der Hochadel.
Selbst die Württembergische Königin Charlotte unterzog sich in Gundelsheim einer Diätkur. Und im Schlossgarten (dort befindet sich heute das Terrassenfreibad mit seinem 50-Meter-Becken) lud die Orangerie zum Verweilen und die dort befindlichen Tennisplätze zu sportlichen Aktivitäten ein. Goldene Zeiten für Handel, Handwerk, Gastronomie und Dienstleistung. Danach erlebte Schloss Horneck Gustav - das zweitgrößte nach Heidelberg im Neckartal - eine wechselvolle Geschichte: Als Brauerei. Lazarett im Zweiten Weltkrieg, Lungenheilanstalt, Altenheim „Heimathaus Sieund heute benbürgen“ schließlich als kulturelles Zentrum der Siebenbürger Sachsen mit Hotel, Museum und Veranstaltungen. - kulturellen Seit 1960 ist das Siebenbürgische Kulturzentrum „Schloss Horneck“ e.V. Eigentümer des historischen Gebäudes.

Wallfahrt
Neben der charmanten Altstadt mit ihren hübschen Fachwerkbauten, zieht auch die Wallfahrtskirche „Unserer lieben Frau vom Nussbaum“ Besucher an. Eigentlich wollten die Höchstberger Ende des 17. Jahrhunderts sich von ihrer Gnadenkapelle verabschieden und stattdessen eine neue Kirche bauen. Doch in deren Nähe erschien einem Schäfer Maria samt Jesuskind in einem Nussbaum. Der Neubau wurde ad acta gelegt und stattdessen die Kapelle erweitert. Die Kirche überdauerte die Jahrhunderte, bis sie am 2. April 1945 durch Artilleriebeschuss völlig zerstört wurde und bis auf die Grundmauern abbrannte. Rasch bauten die Höchstberger ihr Gotteshaus wieder auf - allerdings mit so einfachen Mitteln, dass es bereits in den 60er Jahren von Grund auf renoviert werden musste.
Ein weiteres markantes Wahrzeichen ist die Michaelskapelle im Stadtteil Böttingen. Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und gilt somit als eine der ältesten in der Region. Nach ihrer Erkundung laden die Wege auf dem Michaelsberg zum Wandern ein. Und der angrenzende Landgasthof mit seinen Bio-Angusrindern und einem kleinen Streichelzoo begeistert Kinder. Blickt man in deren Augen, weiß man: Nicht nur die Erwachsenen, auch sie haben in Gundelsheim ihr Himmelreich auf Erden gefunden.
Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth
Fakten
Stadtgebiet: 3845 Hektar
Rebfläche: 41 Hektar
Größtes Weinanbaugebiet: Gundelsheimer Himmelreich
Waldfläche: 1273 Hektar
Einwohner: 7554 (Kernstadt: 4540. Böttingen: 447, Bachenau: 477, Höchstberg und Bernbrunn: 734, Obergriesheim: 676, Tiefenbach: 680)
Größter Arbeitgeber: Peter Kwasny GmbH
Größte Vereine: Sportgemeinschaft (1500 Mitglieder), Gundelsheimer Carneval Verein (1129 Mitglieder)
Sehenswürdigkeiten: Schloss Horneck mit Siebenbürgenmuseum, Wallfahrtskirche„Unsere liebe Frau vom Nussbaum“ (Höchstberg), Freibad
Größte Veranstaltung: Narrenumzug am Faschingsdienstag
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