Lauffen könnte Knotenpunkt der Zabergäubahn werden
Der Landkreis Heilbronn erwartet das Ergebnis zur Kosten-Nutzen-Rechnung für die stillgelegte Zabergäubahn im Juni. Kommt es zu einer Reaktivierung, so würde der Stadt Lauffen eine zentrale Rolle zukommen.

Je nachdem wie man es betrachtet, nähme die Zabergäubahn in Lauffen ihren Anfang oder sie hätte dort ihr Ende. Ob die Strecke von Leonbronn bis Lauffen aber überhaupt wieder reaktiviert wird, steht derzeit noch in den Sternen. Knackpunkt ist die Frage, ob deren Kosten in einem volkswirtschaftlichen Verhältnis zu ihrem Nutzen steht.
Um das zu ermitteln und um möglichst einen volkswirtschaftlichen Nutzen der Zabergäubahn nachweisen zu können, hat der Landkreis Heilbronn bereits im November eine Untersuchung für rund 220.000 Euro bei der Albtal Verkehrs Gesellschaft (AVG) in Auftrag gegeben. Mit Ergebnissen rechnet die Kreisverwaltung im Juni.
Erster Landesbeamter hofft auf erforderlichen Schub
Die Grundlage für die Kosten-Nutzen-Rechnung ist die sogenannte Standardisierte Bewertung. Der erforderliche Indikator ist der Wert 1,0. Bleibt die Zabergäubahn darunter, wird sie nicht realisiert. "Wir hoffen, dass das Ergebnis der Untersuchung der Standardisierten Bewertung den erforderlichen Schub gibt, damit die Wirtschaftlichkeit der Zabergäubahn nachgewiesen werden kann", sagt Lutz Mai, Erster Landesbeamter beim Landratsamt Heilbronn.
Für das Zabergäu und die Anrainerkommunen entlang der Trasse wäre eine Reaktivierung in jedem Fall so attraktiv wie noch nie. Denn das Land Baden-Württemberg will die Städte und Gemeinden entlang der Zabergäubahn spürbar finanziell entlasten. Das kündigte Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Verkehrsministerium, bereits im vergangenen Jahr im Gespräch mit der Heilbronner Stimme an.

"Wenn die Zabergäubahn es in die Gruppe der potenzialstarken Strecken schafft, ist das Land bereit, sich auch an den Betriebskosten zu beteiligen. Und zwar im Rahmen der landesweiten Maßstäbe für die Taktdichte entsprechend der Fahrgastnachfrage", hatte Lahl in Aussicht gestellt.
Deutsche Bahn signalisiert Verkaufsbereitschaft
Konkret: Sollten die Betriebskosten der Zabergäubahn nicht über dem Landesstandard liegen, übernähme das Land Baden-Württemberg die Kosten zu 100 Prozent. Zu den Betriebskosten zählte Lahl auch die Kosten für die Anschaffung von Fahrzeugen. Hinter dem Engagement des Landes steckt die Absicht von Verkehrsminister Wilfried Hermann, die Fahrgastzahlen auf der Schiene bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln.
Laut grober Kostenberechnung dürften die Baukosten für die Reaktivierung der Zabergäubahn 52 Millionen Euro nicht überschreiten, um die Kriterien der Standardisierten Bewertung zu erfüllen. Nach Ansicht des Landratsamts und inzwischen auch der Deutschen Bahn sei dieser Rahmen nur dann zu halten, wenn die Bahn das Trassengelände verkauft und der Bau von Dritten übernommen wird. Eine entsprechende Verkaufsbereitschaft habe das Verkehrsunternehmen signalisiert, so die Kreisverwaltung in der Sitzung des Verwaltungsausschusses im vergangenen November.
Warten auf die Ergebnisse im Juni
So blicken jetzt alle Augen gebannt auf die Ergebnisse der AVG, die voraussichtlich im Juni vorgestellt werden. Sollte die Zabergäubahn demnach tatsächlich einen volkswirtschaftlichen Nutzen aufweisen, nähme die Verbindung in Lauffen nicht nur ihren Anfang oder ihr Ende - je nachdem, wie herum man es betrachtet. Die Hölderlinstadt wäre mit einem Male auch Knotenpunkt im Schienenverkehr.
Beim Reaktivierungskonzept des Landes Baden-Württemberg für stillgelegte Schienenstrecken wurde die Zabergäubahn in die Liste der potenziell aussichtsreichen Reaktivierungsstrecken aufgenommen. Voraussetzung ist die nachgewiesene Wirtschaftlichkeit. Das bedeutet, sie muss die Kriterien der Standardisierten Bewertung erfüllen. Diese Bewertung wird seit knapp 40 Jahren angewandt. Sie ist ein Verfahren zur gesamtwirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Untersuchung von ÖPNV-Projekten in Deutschland.