Dieser Sommer setzt dem Wald schwer zu
Verregnet und kühl wäre dem Wald im Südwesten besser bekommen. Nach Hitze und Dürre regiert nun die Motorsäge. Was der Borkenkäfer befallen hat, muss schleunigst aus dem Wald - sonst könnte es im nächsten Jahr noch schlimmer werden.

Dieses Jahr wird vielen baden-württembergischen Waldbesitzern wohl in schlechter Erinnerung bleiben. Fehlender Regen und Hitze haben nach Angaben der Forstlichen Versuchsanstalt bei vielen Bäumen Trockenstress verursacht und sie geschwächt. Borkenkäfer hatten vor allem bei Fichten leichtes Spiel. Nun stehen die Waldbesitzer vor einem doppelten Problem. Sie müssen die betroffenen Bäume möglichst schnell einschlagen und aus dem Wald schaffen. Denn wenn Borkenkäferbäume im Bestand stehen bleiben, geht bei geeigneten Wetterbedingungen im nächsten Jahr die Plage sofort wieder los. Mit den eingeschlagenen Bäumen treffen die Waldbesitzer in diesem Herbst auf einen zunehmend gesättigten Markt - und das bedeutet niedrigere Preise für das Käferholz.
Nach Angaben des Forstkammer-Geschäftsführers Jerg Hilt ist es für eine Bilanz noch zu früh. Ein Vergleich mit dem Trockenjahr 2003 sei aber dennoch möglich. „Es ist nicht auszuschließen, dass die Schäden wieder in so einer Größenordnung liegen“, sagte Hilt, der die Interessen der Privat- und Kommunalwaldbesitzer vertritt. In diesem Sommer seien sogar große Bäume stehend vertrocknet, auch ohne Borkenkäferbefall. Das sei äußerst selten.
Wirtschaftliche Folgen noch nicht absehbar
Die wirtschaftlichen Folgen werden nach Hilts Einschätzungen erst später deutlich. „Die abgestorbenen Bäume werden in vielen Betrieben im Winter aufgearbeitet und erscheinen erst dann auf dem Markt.“
Baden-Württemberg sei erheblich betroffen, aber Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und die neuen Bundesländer hätten noch größere Schäden. „Es ist ein europaweites Problem.“ Die Sturmmengen aus dem Frühjahr seien zum Teil noch nicht aufgearbeitet. Verträge würden regulär bedient. „Bei freien Holzmengen stehen die Preise aber erheblich unter Druck“, sagt der Geschäftsführer.
Hohenlohekreis bittet Bevölkerung um Unterstützung
Auch in der Region Heilbronn und in Hohenlohe verbreitet sich der Borkenkäfer in hohem Tempo. Der Schädling befällt Fichten, lässt sie absterben. Der Hohenlohekreis hat bereits alle Waldeigentümer und auch die Bevölkerung um Unterstützung gebeten, um der weiteren Ausbreitung der Käfer entgegenzuwirken. Eine regelmäßige Kontrolle der gefährdeten Bestände sei unerlässlich.
„Die Borkenkäfer profitieren in hohem Maße von der aktuellen Witterung“, erklärte eine Sprecherin des Landwirtschaftsministeriums. Trockenheit und Hitze schwächen die Abwehrkräfte der Bäume und bieten den Insekten ideale Fortpflanzungsbedingungen. Eine Borkenkäferart, der sogenannte Buchdrucker, habe bereits die dritte Generation angelegt. „Das passiert nicht in jedem Jahr, und vor allem niemals so früh wie 2018“, sagte die Ministeriumssprecherin. Roland Hartz, Leiter der Kreisforstamts-Außenstelle in Neuenstadt, spricht von einer Massenvermehrung der Borkenkäfer. Er schätzt, dass allein im Landkreis Heilbronn 10.000 bis 20.000 Festmeter Käferholz angefallen sind. Und ein Ende sei nicht in Sicht.
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Weitere Schwierigkeiten in der Zukunft
Sowohl die Forstkammer als auch die Forstliche Versuchsanstalt warnen bereits jetzt vor den Folgen für das nächste Jahr. Es müsse so viel befallenes Holz wie möglich aus dem Wald geholt werden. Anderenfalls drohe gleich die nächste Verbreitung des Borkenkäfers. „Das einzige, das wir tun können, ist die Bestände regelmäßig zu kontrollieren. Grundsätzlich ist es die Pflicht der Waldbesitzer zu gucken, dass ihre Bestände sauber sind“, sagte Hilt. „Da schauen wir schon mit Sorge auf das, was im Frühjahr passiert.“
Die wirtschaftlichen Verluste könnten besonders für kleinere Betriebe erheblich sein. „Die Schäden wirken nicht nur in diesem Jahr und sind dann vergessen. Der Bestand muss über 20 oder 30 Jahre wieder aufgebaut werden“, sagte Hilt. Daher wäre es richtig, die Einnahmen aus dem Verkauf von Borkenkäferholz steuerlich anders zu behandeln. „Es wäre wichtig, dass dieses Geld für eine Risikorücklage genutzt werden kann.“
Der Blick in die Zukunft verspricht angesichts des Klimawandels weitere Schwierigkeiten. „Wir haben Probleme mittlerweile bei der Tanne, im Rheintal haben wir Schäden an der Kiefer. Wir schauen mit Sorge darauf, was unsere Laubwälder im nächsten Jahr machen.“ Nach 2003 seien große Schäden an alten Buchen aufgetreten. Jetzt stelle sich die Frage nach den weitergehenden Konsequenzen. „Wir müssen eine vernünftige Mischung hinbekommen. Da ist die Wissenschaft gefordert.“
Woran man befallene Bäume erkennen kann
Sind Befallszeichen wie braunes Bohrmehl am Stammfuß und in den Rindenschuppen, Einbohrlöcher, Rindenabschläge durch Specht unterhalb des Kronenansatzes oder im Kronenbereich sowie dort großflächig braune Nadeln und Zweige vorhanden, müssen die Bäume unverzüglich gefällt werden, da sich diese nicht mehr erholen.
Bereits trockene Bäume und solche, bei denen die Rinde bereits komplett abgefallen ist, stellen für den umgebenden Waldbestand keine Gefahr mehr dar und können später eingeschlagen werden. Befallene Hölzer, die über die Forstbetriebsgemeinschaften, das Forstamt beziehungsweise die Holzverkaufsstelle vermarktet werden sollen, sind vor der Aufarbeitung den Forstrevierleitern zu melden, ansonsten kann der Holzverkauf nicht gewährleistet werden.
Auskünfte erteilen die Revierförster oder das Forstamt des Hohenlohekreises unter Telefon 07940 18560 oder per E-Mail: forstamt@hohenlohekreis.de. Bürger, die einen massiven Befall entdecken, sollten dies ebenfalls dem Forstamt oder den zuständigen Revierförstern mitteilen.