Metzingen wählt nach Streit um Boss-Halle
Metzingen - Nach dem Streit um das neue Logistikzentrum des Modekonzerns Hugo Boss wählt Metzingen (Kreis Reutlingen) am Sonntag einen neuen Oberbürgermeister. Der bisherige Stadtchef Dieter Hauswirth (CDU) war zurückgetreten, weil er im August in der Auseinandersetzung um eine neue Hugo Boss-Lagerhalle unterlegen war. Beim ersten Bürgerentscheid in der Stadtgeschichte hatte eine deutliche Mehrheit gegen die riesige Lagerhalle gestimmt, für die Hauswirth monatelang gekämpft hatte.

Das Ergebnis der Abstimmung richte sich gegen die von ihm vertretene Politik, hatte der 57-Jährige damals seinen Entschluss erklärt. 61,2 Prozent der abgegebenen Stimmen waren für einen Stopp des Bebauungsplanverfahrens. Das erforderliche Quorum von mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten wurde knapp erreicht: 4112 Stimmen gegen die Halle waren erforderlich, 4372 Stimmen waren es am Ende.
Hallen-Standort in Nürtingen
Die Halle sollte 290 Meter lang sein, 180 Meter breit und 20 Meter hoch. Hugo Boss will damit nach eigenen Angaben etwa 400 Arbeitsplätze schaffen. Mit großer Mehrheit hatte der Gemeinderat für das Projekt gestimmt. Weil viele Metzinger das aber anders sahen, beschloss der Gemeinderat, die Pläne zum Gegenstand des ersten Bürgerentscheids in der Geschichte der Stadt zu machen. Jetzt soll das Hochregallager in Nürtingen (Kreis Esslingen) entstehen, wo der Gemeinderat bereits grünes Licht gab. Doch auch dort hat eine Bürgerinitiative mobil gemacht und 3000 Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Ob die Metzinger überhaupt noch bauen wollen, war angesichts rückläufiger Erträge zuletzt unsicher. Der Konzern hat sich Bedenkzeit bis März erbeten. lsw