Warum der VfB Stuttgart diesmal euphorisiert in die Pause geht
5:0, 1:5, 5:0 – wenn der VfB Stuttgart spielt, gibt es diese Saison stets ein Spektakel. Der Coup gegen den SC Freiburg ist besonders beeindruckend – und trügerisch.

Wenn die Bundesliga durchatmet, pausiert, weil Länderspiele anstehen, dann sind das in der vergangenen Saison für den VfB Stuttgart stets Tage der Frustverarbeitung gewesen: In alle drei Pausen gingen die Schwaben mit Niederlagen. Auch diesmal, nach dem dritten Spieltag der Spielzeit 2023/2024, gilt es, sich grundlegende Gedanken zu machen, das letzte Spiel vor der Länderspielpause erst einmal zu verarbeiten – im umgekehrten Fall.
Der VfB hat auch das zweite Heimspiel mit Klasse und Cleverness 5:0 (3:0) gewonnen, den Europa-League-Starter SC Freiburg deklassiert, der die vergangenen sechs Bundesligaduelle gegen die Stuttgarter allesamt gewonnen hatte. Schon am dritten Spieltag hat die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß so viele Zu-null-Ergebnisse wie in der gesamten vergangenen Bundesliga-Saison. Und einen überragenden Mittelstürmer, der doch nicht auf den allerletzten Drücker durch das seit Freitagabend endlich verschlossene Transferfenster entwischt ist: Serhou Guirassy hat in drei Spielen fünf Mal getroffen – das gab es in Bad Cannstatt zuletzt durch den Wasen-Karle Allgöwer, anno 1984.
Fünf wunderschöne Tore
Selten kam eine Pause so gelegen, die euphorisierte VfB-Familie muss zur Ruhe kommen. Die Funktionäre. Die Spieler. Und die Fans. Die durften Evergreens rauskramen und sangen "Oh, wie ist das schön!" sowie "Die Nummer eins im Land sind wir!" und ließen die Welle durch die Baustelle MHP-Arena kreisen. Beglückt durch die wunderschönen Tore von Chris Führich (8./62. Minute), Serhou Guirassy (17./19.) und Enzo Millot (75.).
Der VfB, der den Abstieg in die 2. Bundesliga vor wenigen Wochen in der Relegation abgewendet hat, ist offensichtlich beseelt vom Teamgeist. So sprach Serhou Guirassy: "Ich freue mich über meine Tore. Das Wichtigste ist aber der Erfolg des Teams." Chris Führich sagte: "Wir sind auf einem super Weg, die Mentalität stimmt."
Stiller verdrängt Egloff
Bemerkenswert auch, wie sich Neuzugang Angelo Stiller im Zentrum des VfB-Spiels zurechtfand - er begann an Stelle von Lilian Egloff. Der Bretzfelder saß diesmal auf der Bank, blieb ohne Einsatzzeit. "Man stellt sich viel vor", sagte der ehemalige Hoffenheimer Stiller. "Aber dass wir die Freiburger so laufen lassen, ihnen so den Spaß nehmen, das habe ich mir nicht vorstellen können."
Natürlich, es hätte ganz anders kommen können. So wie fast schon gewohnt. Die vergangenen vier Mal waren die Freiburger in Stuttgart spätestens nach elf Minuten in Führung gegangen. Doch diesmal waren sie nach 19 Minuten untergegangen. "In den ersten drei Minuten hat uns Alex Nübel zweimal vor dem Rückstand bewahrt", vergaß Hoeneß zu Beginn seiner Einordnung nicht, seinen Torhüter zu erwähnen.
Hoeneß mahnt und fordert Demut
Wieder traf der Trainer offensichtlich in der Kabine als auch verbürgt in der Pressekonferenz den Ton: "Wir sind happy über diesen Saisonstart. Das war ein richtig gutes Spiel mit großartiger Atmosphäre. Ich werde aber nicht müde, zu betonen, die Dinge richtig einzuordnen. Wir müssen demütig und klar bleiben." Nur dann sei man in der Lage, gute Leistungen abzurufen.
Besonders gelegen kommt die Pause Fabian Wohlgemuth. Der Sportdirektor war die vergangenen Tage eingenommen vom Transferwahnsinn, kann nun etwas durchatmen. Er freue sich fürs Team, "insbesondere nach der zweiten Hälfte in Leipzig", dem 1:5. Dazu die beiden 5:0-Siege. Ein verrückter Saisonstart. Fabian Wohlgemuth sagte es so: "Nach drei Spieltagen ist die Lage schwer zu beurteilen. Wer uns besucht, kann jedenfalls sicher sein, dass er viele Tore sieht." Das Schöne am Unterhaltsamen: Die VfB-Offensive mit den drei Mehrfachtorschützen Guirassy (5), Führich (2) und Silas Katompa Mvumpa (2) kann vorerst niemand wegkaufen.
Wohlgemuth schenkt aus
Zumindest für Fabian Wohlgemuth ist die Pause kurz: "Ich bin am Dienstag wieder im Einsatz, schenke auf dem Stuttgarter Weindorf aus." In der Laube 38, der VfB-Laube. Dort lässt sich dieser Achterbahnauftakt besonders gut und gesellig besprechen. Und verarbeiten.