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Rheinfelden (dpa)
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Quinteros Odyssee: Aus Kuba in die Kreisliga

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Ob seine Odyssee beim SV Nollingen ihr Ziel gefunden hat oder nur einen weiteren Neuanfang, weiß Dany Quintero selbst noch nicht.

Von Uwe Rogowski, dpa
Der kubanische siebenmalige Nationaltorhüter Dany Quintero heuerte beim SV Nollingen an.
Der kubanische siebenmalige Nationaltorhüter Dany Quintero heuerte beim SV Nollingen an.

«Ich möchte hier erst einmal wieder anfangen mit dem Fußballspielen. Dann sehen wir weiter», sagte der ehemalige Nationaltorhüter Kubas bei seiner offiziellen Vorstellung als Neuzugang des Stadtteilclubs in Rheinfelden am Oberrhein. Der Verein spielt in der Kreisliga B.

Im Sommer 2008 hatte sich Quintero nach eigener Aussage nach einem Freundschaftsspiel beim SC Freiburg von seinem Nationalteam abgesetzt und war über Bekannte in Nollingen gelandet. Seine Karriere in der Nationalelf ist beendet, denn der 26-Jährige kann vorerst nicht in seine Heimat zurückkehren. «In Kuba herrschen immer noch Verhältnisse wie in der DDR. Wer den Mund aufmacht, hat keine allzu großen Entwicklungschancen», sagte Thomas Schwind, ein Steuerberater und Bekannter Quinteros, der ihm beratend zur Seite steht.

Eigentlich hatte der siebenmalige Nationaltorhüter des karibischen Inselstaates beim Schweizer Zweitligisten Servette Genf anheuern wollen. Aber der Wechsel zerschlug sich ebenso wie der in die dritte portugiesische Liga zu CA Valdevez, wo Quintero bereits mittrainiert hatte. Die Gründe waren in beiden Fällen nicht sportlicher Natur.

Doch das Sportliche ist derzeit ohnehin eher Nebensache. Quintero hofft zwar auf eine Rückkehr in den bezahlten Fußball. Am wichtigsten ist aber, dass ein langes Versteckspiel beendet ist und er wieder in geordneten Verhältnissen leben kann. Es hatte Monate gedauert, bis alle nötigen Anträge durch waren, bis die Bürokratie bewältigt war. Er lebte in Freiburg, Augsburg und Nürnberg.

Nun ist Quintero also im Südwesten Baden-Württembergs gelandet. «Wir hatten am Anfang mit erheblichen ausländerrechtlichen Problemen zu kämpfen», berichtete Nollingens Fußball-Abteilungsleiter Konrad Enz. Bereits im Februar hatte der Club die Verpflichtung des Kubaners angekündigt. Jetzt ist Quintero nach Angaben der Nollinger «anerkannter Flüchtling aus politischen Gründen». Das beschere ihm eine Arbeitserlaubnis für zunächst drei Jahre. Quintero wohnt im nahe gelegenen Lörrach und soll demnächst eine Arbeit aufnehmen. «Ich fühle mich hier wie in einer Familie», sagte der Ex-Profi.

Vor einer Handvoll Medienvertreter wirkte der 26-Jährige bei der Pressekonferenz im Nollinger Sportheim noch etwas schüchtern. Er hielt sich mit Aussagen eher zurück, seine Ausführungen wurden übersetzt. Beim SV will sich Quintero «fithalten und anbieten» - am liebsten natürlich für den Profifußball. Aber zunächst soll der Keeper seinen neuen Club zum Aufstieg in die Kreisklasse A führen.

«Er ist noch nicht so gut austrainiert», sagte SV-Trainer Karl Georg Schmidt. Der Coach hofft aber auf eine Rückkehr zu Quinteros alter Stärke und auf eine rasche Integrierung des neuen Stars der Kreisklasse B 3. Das erste Testspiel mit dem neuen Schlussmann ging allerdings mit 0:6 gegen den Bezirksligisten FC Wittlingen verloren.

Gute Anlagen werden Quintero aber bescheinigt. In Kuba hatte er alle Junioren-Nationalteams durchlaufen. Der deutsche Trainer Reinhold Fanz, unter dem er im Juni 2008 sein Debüt in Kubas Nationalelf und darauf auch WM-Qualifikationsspiele bestritten hatte, sagte kürzlich: «Dany kenne ich noch als Talent, das zwar zur Bequemlichkeit neigt.» Bei richtigem Training habe Quintero aber «das Zeug, um in der Zweiten Liga oder der Regionalliga mitzuhalten».

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