Doping-Anschuldigung gegen Vuckovic widerrufen
Der «Fall Vuckovic» ist um ein juristisches Kapitel reicher. Ehrenpräsident Martin Engelhardt von der Deutschen Triathlon-Union (DTU) hat seine Dopingvorwürfe gegen den olympischen Silbermedaillen-Gewinner von Sydney, Stephan Vuckovic, widerrufen.

Das erklärte der Rechtsanwalt des 36-jährigen Reutlinger Triathleten, Manfred Lehner aus Heidelberg, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Vuckovic, der zuvor von «Rufmord» gesprochen hatte, betonte: «Ich ziehe mich mit Äußerungen komplett zurück, um mich und meine Familie zu schützen.»
In einer Presseerklärung teilte Lehner mit: «Herr Dr. Martin Engelhardt hat sich nach anwaltlicher Aufforderung mit schriftlicher Erklärung vom 3.12.2008 verpflichtet, seine Falschbehauptungen zukünftig nicht mehr aufzustellen und sich einer Vertragsstrafe unterworfen.» Die Behauptungen von Herrn Engelhardt seien unwahr und würden deshalb eine schwerwiegende Verleumdung von Stephan Vuckovic und eine erhebliche Beschädigung dessen Ehre und Fortkommen als Berufssportler darstellen. «Er hat sich dabei als Quellen auf angebliche Aussagen unter anderem seines Nachfolgers im Präsidentenamt, Herrn Dr. Klaus Müller-Ott, berufen. Die als Quellen benannten Personen haben allesamt den Behauptungen von Herrn Engelhardt widersprochen und diese Behauptungen als frei erfunden bezeichnet», hieß es.
Der Osnabrücker Mediziner Engelhardt hatte Ende November anhand eines in der «Süddeutschen Zeitung» veröffentlichten Gedächtnisprotokolls in einer E-mail an die DTU-Führung geäußert, dass Vuckovic im Jahr 2001 mit EPO gedopt und dies auch zugegeben haben soll. Das Geständnis sei laut Engelhardt nach einem Kollaps bei der EM im tschechischen Karlsbad, wo Vuckovic wegen Leber- und Nierenversagen kurzfristig nicht starten konnte, erfolgt.
Damals hätten die DTU-Ärzte Müller-Ott und Andreas Marka Vuckovic betreut, denen der Patient laut Engelhardt das Doping eingeräumt haben soll. «Die beiden Betroffenen haben das jetzt erneut mir gegenüber vehement zurückgewiesen», sagte Lehner. Engelhardt hatte sich tags zuvor schon in einer außergerichtlichen Unterlassungserklärung verpflichtet, die Vorwürfe nicht mehr äußern zu wollen. Lehner betonte, dass auf Engelhardt eine Schadensersatzklage zukomme.
In einem Interview mit den «Stuttgarter Nachrichten» sagte Engelhardt: «Die Demokratie in Deutschland gibt jedem die Freiheit, mit juristischen Möglichkeiten Aussagen zu unterdrücken. In Abwägung der finanziellen Folgen, die mir drohen, werde ich die Punkte nicht mehr verbreiten.»
Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) wollte die DTU noch in dieser Woche offiziell zu einer Untersuchung auffordern. Ein entsprechendes Schreiben werde «in den nächsten Tagen» rausgehen, hatte NADA-Sprecherin Ulrike Spitz bestätigt. Die Verjährungsfrist würde in diesem Fall acht Jahre betragen. Die NADA wolle prüfen, ob der Vorgang Ansätze für eine Gesetzesverletzung liefere und Strafanzeige zu erstatten sei.
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