Was Bowling mit dem Hoffenheimer Abstiegskampf zu tun hat
Am Tag nach dem wichtigen 2:1-Auswärtssieg beim SV Werder Bremen hat TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo richtig gute Laune. Kein Wunder: Die direkte Konkurrenz hat nicht so gut gepunktet.

Pellegrino Matarazzo hat ein Lächeln auf den Lippen, als er am Morgen nach dem 2:1-Erfolg in Bremen den Besprechungsraum im Trainingszentrum der TSG Hoffenheim betritt. Er hat das Trainer-Lächeln des Gewinners am 26. Spieltag im Bundesliga-Abstiegskampf mitgebracht. Nur die Kraichgauer punkteten an diesem Wochenende von den Teams unten drin dreifach. "Die Laune ist natürlich eine andere als nach einer Niederlage", sagt der 45-Jährige über die Saisonpunkte 23, 24 und 25. "Dass wir eine Riesenchance haben, das haben wir gespürt", sagt Matarazzo über die Situation, als letztes der fünf Kellerkinder an diesem Spieltag ranzudürfen.
Chance genutzt.Die Videoanalyse liegt am Morgen bereits hinter ihm und dem TSG-Team, die Auswärtspartie hat sich der US-Amerikaner noch einmal ganz angeschaut.
So kommen die anderen nicht heran
Um zu verdeutlichen, wie gut so ein zweiter Sieg nacheinander im Abstiegskampf tut, zieht Matarazzo eine andere Sportart zum Vergleich heran. "Das ist wie im Bowling, wenn man da punktemäßig vorankommen möchte, muss man zwei Strikes in Folge machen, dann zählen die Punkte nämlich doppelt." Die Konsequenz: Dann kann die Konkurrenz treffen und punkten wie sie will, alle Kegel abräumen. "Sie kommt dann nicht ran", sagt Matarazzo. Der dritte Hoffenheimer Strike soll nun am Sonntag (19.30 Uhr/DAZN) gegen Schalke 04 folgen und den aktuellen Drei-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsrang vergrößern.
Das Spielglück hat diese Saison oft einen großen Bogen um den Kraichgauclub gemacht. Am Sonntag war das anders. Zwei Tore in Durchgang zwei binnen zweieinhalb Minuten (50. und 52.) zur 2:0-Führung durch Andrej Kramaric und Christoph Baumgartner - so viel TSG-Effizienz gab es schon lange nicht mehr. Bremens Maximilian Philipp traf spät den Pfosten, der Videobeweis half in Sachen Abseits beim von Ozan Kabak verursachten Hand-Elfmeter mit. Statt gegen die TSG lief dieses Mal viel für sie.
Kramaric trifft und läuft viel

Andrej Kramaric hat ganz offensichtlich die Bankpause in Freiburg gutgetan. In Bremen traf der Stürmer erneut und glänzte mit seiner Laufstärke. "Er war einfach überall, ist 12,5 Kilometer gelaufen", sagt Pellegrino Matarazzo. Angelino hatte sich in der Länderspielpause mit starken Trainingsleistungen aufgedrängt, ersetzte den kurzfristig mit muskulären Problemen ausgefallenen Robert Skov. Da lief einer im Wortsinne auf der linken Außenbahn heiß. Der Spanier bereitete das 1:0 vor. Nach 81 Minuten musste er völlig platt mit Fieber vom Platz.
Für Thomas Delaney wurde hingegen die Rückkehr nach Bremen zu einem ganz bitteren Erlebnis. Der Winter-Neuzugang kam in der 67. Minute rein und musste 14 Minuten später schon wieder raus. "Das sind die schwersten Entscheidungen, die ein Trainer treffen muss", sagt Matarazzo über das Taktik-Opfer Delaney. Der TSG-Trainer wollte einen zweiten Sechser für mehr Ballsicherheit bringen.
Das Bankdasein von Kramaric neulich, die schnelle Auswechslung von Delaney, all das zeigt in Sachen Mannschaftsführung: "Es geht gerade nur um Ergebnisse", wie es Pellegrino Matarazzo formuliert. Die langfristige Entwicklung, perspektivische Dinge, sie sind dem Klassenerhalt untergeordnet. Die persönliche Herangehensweise ähnelt dabei jener aus dem Abstiegskampf im Vorjahr als Trainer des VfB Stuttgart. "Ich sehe da schon Parallelen zum VfB in der Vorsaison", sagt Matarazzo.
Eine davon: Das Gefühl, eigentlich ordentlich gespielt zu haben, aber sehr oft ohne Punkte zu bleiben. "Damals haben wir irgendwann mal den Durchbruch geschafft mit einem späten 3:2-Sieg gegen Gladbach", erinnert sich Matarazzo. Zwei Siege nacheinander gelangen ihm damals in der Rückrunde übrigens nicht. Jetzt schon. Das 3:1 gegen Hertha BSC und das 2:1 in Bremen sollen nach dem 34. Spieltag als Hoffenheimer Durchbruch in Sachen Klassenerhalt gelten.

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