TSG Hoffenheim
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Beim 3:2 in Heidenheim tut den Rolling Stones aus Hoffenheim junges Blut gut

TSG Hoffenheim macht in Heidenheim ganz spät aus einem 0:2 einen 3:2-Erfolg. Ein Youngster steht dabei im Mittelpunkt: Maximilian Beier trifft erstmal in der Bundesliga.

Florian Huber
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Lesezeit 3 Min
Beim 3:2 in Heidenheim tut den Rolling Stones aus Hoffenheim junges Blut gut
Jubelsprung: Pavel Kaderabek profitierte bei seinem 2:2 vom feinen Schuss des eingewechselten Finn Ole Becker. Fotos: dpa  Foto: Stefan Puchner

Beinahe hätte der Mann des Tages eine finale Bruchlandung hingelegt. Einige Treppenstufen führen aus der Heidenheimer Arena zur Mannschaftskabine, Maximilian Beier stolperte an der letzten Hürde. "Ich habe nicht erwartet, dass es so rutschig ist", sagte der 20-Jährige von der TSG Hoffenheim über das rote Heidenheimer Bundesliga-Linoleum. Mit seinem ersten Bundesliga-Tor, dem 1:2 (77. Minute), hatte Beier die späte TSG-Aufholjagd zum 3:2 beim 1. FC Heidenheim initiiert. Der Stürmer stach als Jüngster unter den vielen Hoffenheimer Matchwinnern heraus, weil ihm diese Rolle erstmals zufiel. Also musste er in der Mannschaftskabine hinterher den Vorsänger geben, eine kleine Rede halten. "Er hat wenig gesagt", verriet sein Trainer Pellegrino Matarazzo hinterher väterlich lächelnd.

Auf dem Spielfeld ist Beier wesentlich selbstbewusster unterwegs, das TSG-Eigengewächs lässt lieber Taten sprechen. Alles andere als sympathisch-schüchtern wie im Gespräch in den Katakomben. Heidenheims Stürmer Tim Kleindienst stibitzte währenddessen Beiers über die Schulter geworfene Trikot. "Ich habe aber noch eins", sagte Beier. Es dürfte daheim einen Ehrenplatz erhalten.

Bloß nicht zu sehr abheben

Beim 3:2 in Heidenheim tut den Rolling Stones aus Hoffenheim junges Blut gut
Mittendrin statt nur dabei: Maximilian Beier besorgte das 1:2 und wurde vor dem TSG-Siegtreffer im Strafraum gefoult. Andrej Kramaric (rechts) verwandelte.  Foto: Stefan Puchner

Nach zwei Lehrjahren mit 68 Pflichtspielen und 15 Toren für Hannover 96 ist Maximilian Beier zurück, legte in der Vorbereitung stark los. "Dann hatte er ein Tief, jetzt ist er wieder im Kommen", lobte Matarazzo ohne ins Schwärmen zu geraten: "Nicht, dass es zu schnell und zu früh eine Höhe gewinnt, wo er den Boden verliert."

Zehn Spieler aus der Hoffenheimer Startelf waren am Samstag zwischen 28 und 33 Jahre alt. Die Rolling Stones aus dem Kraichgau trafen 75 Minuten lang kaum einen Ton, beziehungsweise Ball. Wirkten uninspiriert. Ideenlos. Unkreativ. Drei Wechsel hätten vermutlich nicht ausgereicht als Blutauffrischung, es mussten schon deren fünf sein. In der Halbzeitpause kündigte der Trainer an: "Jungs, ich schaue mir das noch fünf Minuten an, wenn es dann sein muss, mache ich einen Dreifach-Wechsel." Am Ende wurden es fünf Wechsel zwischen der 53. und 74. Minute, mit durchschlagendem Effekt.

Die zweite Reihe macht Druck, drängt nun in die Startelf

Dass die Ersatzbank das 0:2 noch in drei späte Punkte verwandelte, ist für Matarazzo ein wichtiges Signal: "Das erzeugt Konkurrenzkampf." Speziell die Jung-Profis als Joker aus der zweiten Reihe hatten ihren Anteil an der Wende. Kevin Akpoguma sprach von "unbekümmert spielenden Kids": Tom Bischof (18) bereitete das 1:2 von Maximilian Beier (20) in Minute 77 vor: "Ich konnte das Tor gar nicht genießen, es ging darum, schnell weiterzumachen", sagte Beier. Finn Ole Becker (23) ermöglichte mit seinem Pfostenschuss in der 81. Minute Pavel Kaderabek das 2:2 per Abstauber, ehe Maximilian Beier den Last-Minute-Elfmeter zum 3:2 (90.) herausholte, den Andrej Kramaric verwandelte.

Nach dem 1:2 gegen den SC Freiburg wird durch drei schmeichelhafte Zähler ein Hoffenheimer Fehlstart in die neue Spielzeit vermieden. Gerade Pellegrino Matarazzo weiß ja, welche Folgen so ein Fehlstart haben kann. Im Vorjahr lief der aktuelle TSG-Trainer mit dem VfB Stuttgart dem fehlenden Start-Glück neun sieglose Partien hinterher, nun brauchte sein Team im Schlussspurt auf dem Heidenheimer Schlossberg jede Menge davon.

Trotz der drei Punkte ist die Mängelliste lang

Der späte Coup von Heidenheim dürfte seine Wirkung besonders in den Köpfen entfalten: "Um nicht zu verkrampfen", sei der Sieg wichtig gewesen, so Matarazzo. Über die vielen Defizite darf das nicht hinwegtäuschen. Dafür war die Mängelliste der ersten 75 Minuten trotz eines Happy End 555 Meter über Normalnull zu lang. "Mich hat vieles nicht glücklich gemacht", befand Andrej Kramaric. Die TSG ließ sich viel zu einfach das Heidenheimer Spiel aufzwingen, verursachte zu viele Standards, zwei führten zum 2:0 des Aufsteigers per Freistoß durch Jan-Niklas Beste (26.) und Marvin Pieringer (58.) per Kopf nach einem Eckball.

Kapitän Oliver Baumann verhinderte als Schlussmann Schlimmeres: Er parierte früh einen Handelfmeter von Jan-Niklas Beste (16.), verhinderte lange den zweiten oder dritten Gegentreffer und das 3:3 in der Nachspielzeit. "Ohne ihn hätten wir ein paar Tore mehr kassiert", sagte Kevin Akpoguma über Baumann, der schon häufiger den Kabinen-Vorsänger geben durfte.


1. FC Heidenheim: K. Müller - Traoré (90. Schimmer), Mainka, Siersleben, Föhrenbach - Maloney - Dinkci (78. K. Sessa), Thomalla (90. Dovedan), Beste - Pieringer (78. Schöppner) - Kleindienst. TSG Hoffenheim: O. Baumann - Kabak (64. Beier), Brooks (53. Vogt), Akpoguma - Kaderabek, Grillitsch, Bülter (53. Skov) - Prömel (64. F.O. Becker), Kramaric - Bebou (74. T. Bischof), Weghorst. Tore: 1:0 Beste (26.), 2:0 Pieringer (58.), 2:1 Beier (77.), 2:2 Kaderabek (81.), 2:3 Kramaric (90./FE). Besonderes Vorkommnis: Baumann hält Strafstoß von Beste (16.). Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen im Allgäu). Zuschauer: 15 000 (ausverkauft).

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