Wie das Kaninchen vor der Schlange: Sport-Union verliert Saisonstart gegen Metzingen
Kalte Dusche schon am ersten Spieltag: Neckarsulmer Bundesligist kommt in der heimischen Ballei über ordentliche Ansätze nicht hinaus. Für die TuS Metzingen wird die Schlussphase zum Schaulaufen.

Nein, so hatten sich Neckarsulms neuer Trainer Thomas Zeitz und seine Spielerinnen ihren Saisoneinstand vor heimischem Publikum nicht vorgestellt. Mit 20:34 (12:18) musste sich Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am Samstagabend in der Ballei der TuS Metzingen im Baden-Württemberg-Duell unerwartet deutlich geschlagen geben. "Wir machen schon früh zu einfache Fehler und halten uns nicht an die Absprachen", sagte Nina Engel im Anschluss frustriert.
Die 20-Jährige war mit acht Treffern noch beste Neckarsulmerin, konnte die Niederlage trotz ihres großen Engagements jedoch nicht verhindern. "Wir haben noch genug zu tun. Jetzt hat hoffentlich jeder gemerkt: Vorbereitung ist Vorbereitung und Saison ist Saison", bilanzierte Thomas Zeitz.
Thomas Zeitz ärgert sich über Mutlosigkeit
Ihn ärgerte vor allem die Passivität, die seine Akteurinnen nach einem ordentlichen Spielbeginn zeigten. "Das Mutlose war das, was mich erschreckt hat. Wir waren ängstlich, wie das Kaninchen vor der Schlange", sagte der Trainer und schob hinterher: "Wir sind eine Gruppe, die hoffentlich langsam eine Mannschaft wird; aber das Gerüst ist noch fragil."
1012 Zuschauer, darunter Bundestrainer Markus Gaugisch, bekamen nach der soliden Neckarsulmer Anfangsphase stärker werdende Gäste aus Metzingen und die gesamte Fragilität der immer ängstlicher auftretenden Sport-Union zu sehen, die sich in der Schlussviertelstunde sogar gefährlich nah an der Grenze zur Demontage bewegte. "Am Ende wurde es ein Schaulaufen, Metzingen hat es runtergespielt", räumte Zeitz ein.
Metzinger Abwehrverbund macht den Unterschied
Dabei ließ sich den Gastgeberinnen bis zum 7:10 (15.) sogar ein ganz ordentlicher Auftritt attestieren - gerade angesichts der vielen personellen Veränderungen und der Tatsache, dass nach einer Virus-Welle erst unter der Woche mit deutlich mehr als sechs Spielerinnen hatte trainiert werden können. Vor allem das defensive Zentrum um Kim Hinkelmann, Spielführerin Sharon Nooitmeer, Arwen Gorb und zeitweise auch Annefleur Bruggeman war körperlich präsent und mutig. Doch bald darauf verlor die Sport-Union ihre Linie und ließ Metzingen mit zunehmend weniger Widerstand gewähren.

Zur Pause stand es bereits 12:18, auch wenn Zeitz' Team bis dahin noch keine sechs Tore schlechter war. Doch der Abwehrverbund aus der Outlet-Stadt um die drei Neuzugänge Jana Scheib, Verena Oßwald, Naina Klein sowie Julia Behnke nahm den Neckarsulmer Rückraum anschließend fast gänzlich aus dem Spiel und fand selbst in Unterzahl noch Räume für zwei Tore.
Für die Sport-Union geht alles ein bisschen zu schnell
Weil die Gastgeberinnen ihre Außen zu selten suchten und das Rückzugsverhalten nach der Pause phasenweise reichlich unkoordiniert war, zog Metzingen in bewährter Manier davon: "Wir wussten, sie kommen, wenn eine Spielerin liegen bleibt, mit Tempo über außen. Und trotzdem passiert genau das, was wir eigentlich verhindern wollten", ärgerte sich Nina Engel und fand damit - unabhängig von ihm - fast die gleichen Worte wie später ihr Trainer.
"Wir waren im Kopf nicht schnell genug, um ihre Gegenstöße zu unterbinden", sagte auch Kim Hinkelmann nach ihrem Bundesliga-Debüt für Neckarsulm. "Das ging alles ein bisschen zu schnell und zu einfach. Wir haben nicht genug Gegenwehr geboten." In der zweiten Hälfte gelangen der Sport-Union nur acht Treffer, drei davon fielen in der Schlussviertelstunde. Die Luft war früh raus, der Glaube an sich selbst auch. Eine kalte Dusche zum Start - die lähmen, aber auch wachrütteln kann.
Sport-Union Neckarsulm: Salamakha (3 Paraden); Ivancok (4 Paraden) - Verbraeken (2/1), Engel (8), Hinkelmann, Nooitmeer (3), Gorb (4), Pollakowski (2/1); Ihlefeldt, Kücükyildiz, Bruggeman, Hoitzing, Riner (1).
Erfolgreichste Werferin TuS Metzingen: Sandra Erlingsdóttir (9/4).
Schiedsrichterinnen: Sophia Janz/Rosana Sug.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/5; TuS Metzingen: 4/4.
Zeitstrafen: 4/3.
Disqualifikation: Kim Hinkelmann (Sport-Union Neckarsulm/55.)
Zuschauer: 1012.